"Schreib eine Kolumne über Werder Bremen vor dem Spiel am 12. März 2023 gegen Bayer Leverkusen.“ So lautete mein Auftrag. Albert Einstein, der relativ wenig von Fußball verstand, kam mir in den Sinn: „Alles muss so einfach wie möglich gemacht werden. Aber nicht einfacher!“ Also beauftragte ich – grippegeplagt – im selben Wortlaut die künstliche Intelligenz Chat GPT, die gewünschte Kolumne zu verfassen.
Das kam raus: „Als Fußballfan kann man sich auf das bevorstehende Spiel von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen am 12. März 2023 freuen.“ Bravo, als Einstieg vielleicht etwas schlicht, aber sachlich richtig. So ging’s weiter: „Für Werder Bremen geht es dabei um mehr als nur um drei Punkte.“ Oha, gibt’s jetzt Sonderpunkte, für gutes Benehmen oder korrekte Kapitänsbinden? Und dann kam der Killer: „Die Bremer stecken aktuell mitten im Abstiegskampf und haben nur noch wenige Spiele, um den Klassenerhalt zu schaffen.“
Aha, verstehe: Der heißeste Scheiß seit Erfindung des kalten Wassers hängt in Sachen Werder Bremen noch in der vorletzten Saison fest. Na ja, das Programm lernt sekündlich dazu, schon bald kann es wortreich erklären, warum das exakte Berechnen von Fußballspielen so vielversprechend ist wie Unterwassergrillen.
Bei Werder Bremen geht es eher ruhig zu
Einfacherweise lauschte ich dann zur Inspiration einigen Podcasts. Da hörte ich mehrfach, Werder habe es sich im Mittelfeld der Tabelle gemütlich gemacht. Herrje, nach der künstlichen versagt auch die natürliche Intelligenz. Unter gemütlich verstehe ich behaglich, bequem, ungezwungen. Stell dich mal so den Leverkusener Raketen Frimpong und Diaby in den Weg – da gibt’s vom Zugwind schnell ’nen steifen Nacken. Mit Gemütlichkeit hat Bundesliga nix zu tun, auch wenn die Bremer Situation annähernd komfortabel erscheint.

Lou Richter schreibt neben Jörg Wontorra, Oliver Reck und Christian Stoll regelmäßig im WESER-KURIER über den SV Werder und die Bundesliga.
Wie wenig Werder gerade zwickt und bedrückt, sieht man an den hervorstechenden Themen dieser Woche. Die Grün-Weißen wurden erstmals bei der Bremer Sportgala zur Mannschaft des Jahres gewählt, eine Ehrung, die früher oft an Grün-Gold ging, die weltmeisterliche Tanzformation. Thema Gold: Werders Mannschaftskasse wurde aus der Kabine geklaut! In der NFL beschäftigen die Teams gerne furchteinflößende Schatzwächter, die in einem portablen Tresor das sündhaft teure Bling-Bling-Gedöns der Spieler verwahren und nach getaner Arbeit wieder rausrücken. Vielleicht eine schöne Aufgabe für Tim Wiese, der ja angeblich näher an Werder ranrücken möchte?
Und dann: Mitchell Weiser für Algerien! Fabelhaft, sein Opa würde jubeln! Ich selbst bin sehr gerne Deutscher, spüre aber bisweilen den Tongaer in mir. Jeder sollte beliebig viele Nationalitäten haben dürfen, zum Länderspiel wird es eh nur für wenige reichen.
Drei Themen, ein Eindruck: Werder treibt momentan in ruhigen Gewässern, was mich direkt zur Schwarmintelligenz führt. Die schlägt sich in Wettquoten nieder und die sehen die Betriebssportgruppe Leverkusen klar als Favorit. Aber wie wir schon feststellen konnten: Intelligenz muss nicht schlau sein. Es ist vielleicht nicht schlau, vielleicht auch zu einfach, aber für mich steht fest: Bremens Abstieg halte ich für annähernd so unwahrscheinlich wie die Umbenennung des Osterdeichs in Rafal-Gikiewicz-Boulevard.