Vom Bremer Osterdeich gehen in diesen Tagen wieder viele Weihnachtsgrüße raus an die Werder-Fans. Und das nicht nur in deutscher Sprache, auch auf Englisch, Spanisch oder Japanisch. „Merry Christmas“ und „Feliz Navidad“ – das klingt nach den drei Siegen zum Jahresabschluss besonders schön.
Noch aus den Erstligazeiten hat sich der Verein in verschiedenen Erdteilen eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut, natürlich hängt das auch mit den Erfolgen und den internationalen Spielen in der Vergangenheit zusammen – aber nicht nur. Als Werder vor elf Jahren sein bislang letztes Spiel in der Champions League absolvierte (ein 3:0 gegen Inter Mailand durch Tore von Sebastian Prödl, Marko Arnautovic und Claudio Pizarro), sah die Welt der sozialen Netzwerke noch anders aus als heute. Twitter zum Beispiel brachte damals gerade seine erste App fürs Smartphone auf den Markt. Instagram wurde in jenem Jahr 2010 gerade erst in San Francisco erfunden. Heute sind beide Dienste aus Werders Medienwelt nicht mehr wegzudenken.

Grün auf Weiß ist die Werder-Kolumne des WESER-KURIER, in der Chefreporter Jean-Julien Beer einen Blick hinter die Kulissen des Bundesligisten wirft, Zusammenhänge erklärt und die Entwicklungen im Verein einordnet.
Wenn Werder-Trainer Ole Werner berichtet, dass ein Spieler muskuläre Probleme hat, dann ist diese Nachricht über Werders Vereinskanäle binnen weniger Minuten auch in Englisch oder Spanisch in der Welt. Der Name des Spielers ist in Zweitligazeiten vielleicht nicht jedem Nutzer sofort ein Begriff, aber die Nachricht zählt und der Verein sowieso.
Manchmal halfen Werder ein paar glückliche Umstände dabei, in gewissen Regionen dieser Welt bekannter zu werden. Als die Strategen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zum Beispiel den lateinamerikanischen Raum als wichtigen Zielmarkt definierten, brauchte Werder nicht lange nach einem prominenten Botschafter zu suchen, denn der spielte schon in Grün-Weiß: der Peruaner Pizarro. Werder, Pizarro, Stadtmusikanten – das weiß man dort über Bremen, und das genügte zu Erstligazeiten, um immer wieder Fußballfans in Lateinamerika für die Live-Spiele im Fernsehen zu gewinnen. Ohne Pizarro und ohne Erstligafußball sind Werder allein bei Twitter noch knapp 14.000 Follower in spanischer Sprache geblieben, das sind nur rund 4000 weniger, als Zweitligakonkurrent Jahn Regensburg mit seinem deutschsprachigen Kanal erreicht (18.300).
Werders guter Ruf hallt im Internet nach. Auf dem deutschsprachigen Twitterkanal folgen mehr als eine halbe Million Menschen dem Verein, bei Instagram sind es 380.000. Werders Internetauftritt gibt es schon seit Jahren auch in Englisch. Das Angebot verändert sich im Laufe der Zeit auch mal. Die Meldungen in den sozialen Netzwerken in japanischer Sprache könnten bald der Vergangenheit angehören, wenn nicht zeitnah wieder ein bekannter japanischer Spieler im Werder-Trikot aufläuft. Der letzte war Yuya Osako, der Bremen nach dem Abstieg verließ und der in seiner Heimat als Fußballer des Jahres herausragendes Ansehen genoss. Das merkten sie bei Werder, als sie eine Dolmetscherin engagierten; die Dame war so ehrfürchtig, als würde sie einem König begegnen. Inzwischen folgen Werder bei Twitter weniger als 5000 Japaner. Diese Wellenbewegungen kennt der Verein aus der Saison 2017/18, als der Chinese Yuning Zhang hier unter Vertrag stand. Der SV Werder war in China nie interessanter, doch leider konnte sich der Stürmer fußballerisch nicht durchsetzen. Nach nur einem Jahr ging er ohne einen einzigen Einsatz, und mit ihm ging auch das Interesse vieler Chinesen zurück.
Dabei gibt sich Werders Medienabteilung sehr viel Mühe, den Fans in fernen Ländern auf Augenhöhe zu begegnen. Für die Kurznachrichten und Texte in den verschiedenen Sprachen werden Agenturen beauftragt, für die Muttersprachler die Kommunikation übernehmen. Es ist also nicht so, dass jemand am Osterdeich im stillen Kämmerlein übersetzt. Dabei wird auch auf wichtige Feiertage in den Ländern geachtet, zu denen dann auch der deutsche SV Werder alles Gute wünscht.
Bisher läuft das im Verein alles auf Erstliganiveau weiter, nach dem Abstieg wurde in diesem Bereich nicht gekürzt. Facebook und TikTok runden das Angebot für alle Altersgruppen ab. Werders sportliche Entwicklung wird nun die Richtung weisen: Ein Erstligist ist in fernen Ländern natürlich gefragter als ein Zweitligateam, was auch mit der Fernsehpräsenz dort zusammenhängt. Aber wer weiß: Vielleicht grüßt Werder ja schon im nächsten Dezember wieder als Erstligist. Je nachdem, welche Spieler verpflichtet werden, könnten dann auch andere Sprachen dazukommen...