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Kapitänsamt Friedl verspricht: "Ich will sehr gerne länger Kapitän bleiben.“

Werder Bremen und seine Kapitäne – zuletzt lag schon fast so etwas wie ein Fluch auf diesem Amt. Jedes Jahr war ausgerechnet der Kapitän wieder weg. Marco Friedl will dies nun ändern.
29.07.2022, 19:31 Uhr
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Von Björn Knips

Werder Bremen und seine Kapitäne – das ist eigentlich eine romantische Geschichte. Gerade erst wurden Mirko Votava und Torsten Frings zu Ehrenspielführern ernannt, sie sind die Nummer neun und zehn in einer an Prominenz kaum zu überbietenden Liste. Doch zuletzt lag schon fast so etwas wie ein Fluch auf diesem Amt. „Es ist in den letzten Jahren wirklich schlimm hier gewesen, jedes Jahr war der Kapitän weg“, erinnert sich Marco Friedl, der jetzt selbst die Binde trägt, und endlich für Kontinuität sorgen will: „Ich habe gerade erst meinen Vertrag verlängert, deshalb gehe ich nicht davon aus, dass ich schnell weg bin. Ich will sehr gerne länger Kapitän bleiben.“

Das ist schon mal eine kleine Ansage. Ansonsten gibt sich Friedl bei seinem ersten Medientermin als neuer Werder-Kapitän etwas zurückhaltender als sonst – man könnte auch sagen diplomatischer. Passend zu seiner neuen Aufgabe. „Da bin ja nicht nur ich“, antwortet der Österreicher zum Beispiel auf die Frage, ob er ein eher strenger oder ein mehr kumpelhafter Kapitän sein werde: „Wir haben einen tollen Mannschaftsrat mit verschiedenen Charakteren. Wir entscheiden gemeinsam.“

Die Mannschaft hat mir das Vertrauen geschenkt und mich gewählt.
Marco Friedl

Friedl holt also Vize-Kapitän Milos Veljkovic sowie Christian Groß, Niclas Füllkrug und Leonardo Bittencourt gleich mit ins Boot und betont: „,Fülle' und ,Leo' sind Spieler, die in der Kabine vor dem Spiel gerne und mehr reden, das sollen sie auch so weitermachen.“ Deshalb war eigentlich auch erwartet worden, dass Füllkrug oder Bittencourt Kapitän werden. Doch es kam anders. Und an dieser Stelle demonstriert Friedl dann doch sein inzwischen sehr großes Selbstbewusstsein: „Klar, ich bin noch jung. Aber die Mannschaft hat mir das Vertrauen geschenkt und mich gewählt.“

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Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Da wollte Friedl nach vier Spielzeiten an der Weser weg und ließ dafür sogar seine Kollegen im Stich, als er sich für das Heimspiel gegen Paderborn kurzfristig abmeldete. „Das war nicht korrekt von mir“, blickt Friedl auf seinen Streik zurück: „Wichtig war, dass ich das sofort mit der Mannschaft und den Verantwortlichen besprochen haben. Ich habe dann versucht, dass Vertrauen mit Leistung zurückzuerobern. Ich glaube, das ist mir gelungen.“

Nach seinem geplatzten Wechsel zu Union Berlin wurde Friedl zu einem Leistungsträger, er schonte sich nicht und übernahm Verantwortung. Das kam an.
Daran will der Nationalspieler nun anknüpfen. Auch mit der Binde am Arm stehe die Konzentration auf die eigene Leistung an erster Stelle, „um so der Mannschaft zu helfen“. Er orientiert sich dabei an seinem Vorgänger und Kumpel Ömer Toprak sowie an seinem guten Freund David Alaba, der Österreich aufs Feld führt und bei Real Madrid spielt. Aber letztlich will Friedl auch seinen eigenen Weg gehen, der sich gar nicht so sehr vom bisherigen unterscheiden soll: „Ich möchte mich nicht verändern.“

Ganz so einfach dürfte das aber nicht werden. Friedl wird nun noch gefragter sein und mehr ins Rampenlicht rücken. Er ist das Sprachrohr der Mannschaft – und soll nun erklären, welches Ziel sich das Team gesetzt hat. „Als Aufsteiger geht es erst mal darum, sich in der Liga zu etablieren und möglichst wenig mit dem Abstieg zu tun zu haben. Über die Jahre hinweg wollen wir mit Werder aber wieder eine größere Nummer werde.“ Im Pokal dürfe das ruhig schon schneller gehen, wenngleich Friedl zum Start am Montag beim Regionalligisten Energie Cottbus mit einem „ekeligen Spiel“ rechnet. Abgesehen vom Erstrundenaus im Vorjahr sei es zuletzt im Pokal doch immer sehr weit gegangen. „Natürlich will man irgendwann etwas gewinnen“, sagt Friedl. Dass er dann als Kapitän als erster den Pokal in Empfang nehmen dürfte, daran verschwende er aber keinen Gedanken. Das sei noch viel zu weit weg.

Friedl denkt lieber an die Gegenwart. Und die könnte für ihn kaum schöner sein. Denn neben der Vertragsverlängerung und der Kapitänsbinde gab es noch ein neues Auto, ein ziemlich auffälliges. Denn der Audi RS Q8-R glänzt in einem grellen Grün. „Das passt doch gut. Blau hätte ich sicher nicht genommen“, erklärt Friedl und grinst zufrieden. Er freut sich auf dieses neue Abenteuer, es sei „eine Riesenehre, Kapitän dieses großen Vereins zu sein“. Bleibt die Frage, ob er länger durchhält als zuletzt Ömer Toprak, Niklas Moisander (immerhin zwei Jahre), Max Kruse oder Zlatko Junuzovic.

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