Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Heldenstatus beschädigt Abschied angekündigt: Darf Burke bei Werder weiter ran?

Oliver Burkes Entscheidung, den SV Werder Bremen zu verlassen, hat bei den Fans mitunter für Unmut gesorgt. Coach Ole Werner zeigt sich professionell. Wie er mit seinem Noch-Stürmer plant.
25.04.2025, 14:57 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Abschied angekündigt: Darf Burke bei Werder weiter ran?
Von Malte Bürger

Sportlich liegen zwischen Miroslav Klose und Oliver Burke Welten. Hier der Weltmeister, Fußballer des Jahres und WM-Rekordtorschütze, dort ein sprintstarker Angreifer, der in bislang wenigen Momenten seiner Karriere Glanzpunkte gesetzt hat. Und doch eint beide, dass sie beim SV Werder Bremen ihre eigene Heldengeschichte nachhaltig zerstört haben. Burke, der kürzlich noch liebevoll als „Schotte mit dem Bart“ betitelt wurde, hat nach seinem feststehenden Abschied zum Saisonende seinem Kultstatus eingebüßt. Klose wurde an der Weser einst als Fußball-Gott verehrt, ehe im Mai 2007 ein krachender Sturzflug aus himmlischen grün-weißen Sphären folgte, als der Wechsel zum FC Bayern München Formen annahm. Viele Fans sahen in ihm plötzlich eine Persona non grata, Pfeifkonzerte und wüste Beschimpfungen waren ihm jahrelang sicher. Und jetzt? Droht Oliver Burke ein ähnliches Schicksal?

Ole Werner kann Entscheidung nachvollziehen

Verwundern würde es jedenfalls nicht, wenn der 28-Jährige am Sonntag im Heimspiel gegen den FC St. Pauli (17.30 Uhr) nicht in der Startelf auftaucht. Viele Bremer Anhänger fordern in den sozialen Medien mit mehr oder weniger zitierfähigen Worten genau diesen Schritt nach dem Treuebruch des vorherigen Publikumslieblings. Werders Cheftrainer Ole Werner geht die Thematik naturgemäß weniger emotional an, lässt seinen Angreifer nun keineswegs komplett links liegen. „Solange Dinge nicht unterschrieben sind, weiß man nicht, in welche Richtung es geht. Wir hätten gern mit ihm weitergearbeitet, aber ich kann insofern die Entscheidung nachvollziehen, wenn man weiß, welches Paket dahintersteht“, sagte der 36-Jährige am Freitag. „Es ist Teil des Geschäfts, manche gehen, andere kommen. Es ist, wie es ist.“

Wir hätten gern mit ihm weitergearbeitet, aber ich kann insofern die Entscheidung nachvollziehen, wenn man weiß, welches Paket dahintersteht.
Ole Werner über Burkes Entscheidung


Der Coach verweist damit auch auf die Summen, die den nahenden Transfer zu Union Berlin begleiten. Für vier Jahre soll Burke, so ist es zu hören, in der Hauptstadt bleiben und dabei ein recht üppiges Jahresgehalt von 1,8 Millionen einstreichen. Ganz offiziell ist der neue Arbeitgeber noch nicht – wenngleich Ole Werner diesen Schritt nun quasi im Vorbeigehen erledigte. „Man sieht in solch einer Woche, in der ein Spieler zu Union Berlin wechselt und Zahlen öffentlich werden, wo wir in der Nahrungskette stehen und wie die Unterschiede teilweise sind“, erklärte er. „Dafür haben wir bis zu diesem Zeitpunkt eine sehr gute Saison gespielt. Und sie kann noch besser werden.“

Coach Werner will Abgang "nicht persönlich nehmen"

So wie es klingt, wird Oliver Burke, der in den vergangenen sieben Partien stets Teil der Startelf und somit auch eines der Gesichter des Aufschwungs war, auch weiterhin seinen Beitrag dazu auf dem Rasen leisten dürfen. „Solange es für uns in der Tabelle darum geht, dass wir uns verbessern können, werde ich alles so machen, wie ich es immer tue: nämlich alles in diese Ziele setzen und die beste Entscheidung für die Mannschaft treffen“, betonte Werner. „Da können sich die Spieler, die Mannschaft und der Verein auf meine Professionalität verlassen und darauf, dass ich Dinge nicht persönlich nehme, sondern Entscheidungen treffe, die für uns die größten Erfolgsaussichten bieten.“

Lesen Sie auch

Einen nachhaltigen negativen Einfluss aufs Team habe er durch das Burke-Beben jedenfalls nicht vernommen. Auch der Spieler selbst lasse keinesfalls nach, schilderte der Trainer. Was ganz nach dem Geschmack des gebürtigen Preetzers ist, der von Akteuren, die den Verein bald verlassen, grundsätzlich verlange, „dass sie sich bis zum Ende in den Dienst der Mannschaft stellen“.

Drohende Fan-Wut

Für Oliver Burke wird der kommende Sonntag dennoch kein Tag wie jeder anderer sein. Der Empfang der Zuschauer dürfte frostig ausfallen, laute Unmutsäußerungen sind nicht unwahrscheinlich – und somit das komplette Gegenteil dessen, was sich bisher im Weserstadion abgespielt hat, wenn der Torjäger auch nur die geringste Bewegung auf oder neben dem Feld machte. Der 28-Jährige hat es nun selbst in der Hand, für einen halbwegs versöhnlichen Abschied zu sorgen. Ein Abschied von einem Verein, für den er selbst kürzlich noch den Begriff „Liebe“ wählte und bei dem er eigentlich hatte bleiben wollen. Wer dann derart schnell seine Meinung ändert, muss sich bei allem Verständnis für eine neue lukrative Offerte nicht wundern, wenn es nun Gegenwind von den Rängen gibt.

Ein Faktor, den auch Ole Werner und sein Trainerteam für das Spiel gegen St. Pauli einkalkulieren müssen. Jetzt, wo tabellarisch plötzlich wieder mehr möglich ist, kann schließlich jedes noch so kleine Nebengeräusch schädlich für das Gesamtkonstrukt sein. Doch Werner wäre nicht Werner, wenn er auch in dieser Hinsicht absolute Gelassenheit demonstriert. „Wir sind alle lange genug in diesem Geschäft – und es ist jetzt nun einmal die Zeit, in der Spieler oder Verantwortliche Entscheidungen treffen, ob Verträge verlängert werden oder nicht“, sagte er. „Es wäre sehr schlecht, wenn uns das jedes Mal, wenn irgendwo eine Veränderung ansteht, aus der Bahn wirft.“

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)