So schnell können sich die Bilder ändern. Noch am vergangenen Freitag hatten die mitgereisten Fans des SV Werder Bremen in Freiburg den Schulterschluss gesucht, nach der 0:5-Klatsche im Breisgau zwar auch nicht mit Kritik gespart, aber der Mannschaft eben doch den Rücken fürs Pokalspiel am Dienstag gestärkt. Nun ging auch diese Begegnung nach erschreckend schwachem Werder-Auftritt verloren (1:2), und die Ultras schäumten im Gästeblock der Bielefelder Alm vor Wut. Als Kapitän Niklas Stark und Trainer Ole Werner vor dem Rest der Mannschaft in Richtung Zaun gingen, wurden sie wortstark weggeschickt, sogar Becher und Stangen flogen in Richtung des Teams. „Ich bin schon lange hier und habe die Fans noch nie so erlebt“, sagte Leonardo Bittencourt sichtlich mitgenommen.
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Der Mittelfeldakteur verurteilte die fliegenden Gegenstände, wusste aber auch zu berichten, dass sich die eigenen Anhänger für dieses Fehlverhalten zügig entschuldigt hatten. „Sie haben das selbst erkannt, dass es nicht richtig war. Sprecht uns an, schreit uns an, schickt uns weg – alles gut“, sagte der 31-Jährige, der jedoch grundsätzlich Verständnis für die emotionale Reaktion der Fans zeigte. „Das geschieht völlig zurecht. Wir müssen jetzt mal wieder ein anderes Gesicht zeigen, ansonsten weiß ich nicht, wo das endet.“
Auch für Ole Werner kam die Entladung der Fan-Wut nicht völlig aus heiterem Himmel. „Natürlich sind die Fans enttäuscht, das kann ich verstehen. Wir sind es ebenso“, meinte Werders Chefcoach. „Deshalb ist es eine Reaktion, die nachvollziehbar ist. Damit muss man leben.“ Fußballchef Clemens Fritz argumentierte ganz ähnlich: „Das ist komplett nachvollziehbar. Wir sind in Freiburg im Gästeblock ausverkauft, hier auch. Alle hatten eine andere Erwartungshaltung und Hoffnung.“
Und auch Niklas Stark, der wie Werner den Frust aus nächster Nähe zu spüren bekommen hatte, meinte: „Die Fans müssen jetzt auch mal Dampf ablassen, was vollkommen in Ordnung ist. Ich habe volles Verständnis dafür, dass sie sauer sind.“ Und der 29-Jährige schob hinterher: „Wir sind auch sauer und müssen vielleicht jetzt auch mal Dampf ablassen. Und dann geht es zusammen weiter.“ Ganz einfach dürfte es allerdings nicht werden, den Riss zwischen Fans und Team schnell wieder zu kitten.