Niko Kovac hat die jüngsten beiden Auftritte des kommenden Gegners aufmerksam verfolgt. Sehr wahrscheinlich hat er sie von seiner Analyseabteilung sogar regelrecht auseinandernehmen lassen, wie es in der Bundesliga eben üblich ist. Und so betrachtet kam die positive Vehemenz, mit der der Trainer des VfL Wolfsburg am Freitagmittag über Werder Bremen sprach, schon etwas überraschend daher.
„Ich bin mir sicher, dass Werder mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird“, legte sich Kovac fest, was nach nunmehr vier Niederlagen in Serie in Bremen längst nicht mehr alle Fans und Beobachter bedenkenlos unterschreiben würden.
Oder anders formuliert: Nach dem verpatzten Start ins Jahr 2023 ist die Sorge des Umfelds an der Weser groß, dass auf eine starke erste Saisonhälfte ein Absturz in der zweiten folgen könnte. Dass mit dem VfL Wolfsburg nun die Mannschaft der Stunde als nächster Gegner wartet, macht die Sache nicht leichter. Was an der Entschlossenheit und Zuversicht von Werders Cheftrainer Ole Werner aber nicht mal ansatzweise rütteln konnte.
Ole Werner vertraut auf eigene Stärken
„Wir arbeiten jetzt über ein Jahr lang zusammen und haben es in der Zeit immer geschafft, bei uns zu bleiben, unsere Stärken rauszukehren, auf den eigenen Fußball zu setzen und damit auch erfolgreich zu sein“, sagte Werner über sein Trainerteam, die Mannschaft und sich selbst. Und hielt fest: „Ich habe kein Problem damit, für eine nächste Aufgabe Optimismus, Zuversicht und Freude zu entwickeln, denn grundsätzlich habe ich noch nie Probleme damit gehabt, Vertrauen in meine Mannschaft zu haben.“ Und deshalb, logischer Schluss, traut der 34-Jährige seinem Team auch zu, die beachtliche Wolfsburger Serie am Sonnabend zu beenden.
Sechs Ligaspiele am Stück haben die Niedersachsen inzwischen gewonnen und dabei ein Torverhältnis von 22:1 verbucht. In den vergangenen acht Partien schoss die Mannschaft zudem immer mindestens zwei Tore. Heißt: Wolfsburg ist es gelungen, die gute Form von vor der WM-Unterbrechung über die lange Winterpause hinweg zu konservieren – und sogar noch weiter zu steigern.
Im Jahr 2023 gab es für das Team glanzvolle Kantersiege gegen Freiburg (6:0) und Hertha BSC (5:0), die freilich auch auf Werder Eindruck gemacht haben. „Fakt ist, dass sie aktuell sehr viel richtig machen“, hielt Ole Werner mit Blick auf die „Wölfe“ fest, „die Ergebnisse kamen auch in der Höhe nicht von ungefähr, sondern sind zurecht so entstanden“. Wie also gegen diesen Gegner „auf absolutem Top-Niveau“ (Werner) bestehen und nicht nur dessen positive, sondern damit auch die eigene, negative Serie beenden, bevor sie sich zu einer handfesten Krise auswächst?
„Indem wir unsere eigenen Stärken auf den Platz bringen“, sagte Werner, dessen Team sich nach dem Totalausfall von Köln (1:7) gegen Union Berlin (1:2) schon klar verbessert präsentiert hatte, nun aber noch einmal wird nachlegen müssen. Zentraler Punkt dabei ist das Abstellen der eigenen, vermeidbaren Fehler, ohne die Werder womöglich schon gegen Union Punkte eingefahren hätte. Immer wieder haben sich die Bremer zuletzt durch individuelle Unzulänglichkeiten das Leben schwer gemacht, sich damit selbst aus dem Spiel genommen. Wovon sich Wolfsburgs Trainer Niko Kovac aber nicht blenden lassen möchte.
Wie Niko Kovac das Spiel gegen Werder Bremen einschätzt
„Wir hatten eine kleine Delle am Anfang der Saison. Jede Mannschaft wird eine Delle haben. Es ist nur die Frage: wann?“, sagte der Ex-Profi – und betonte: „Sie können die Bundesliga durchgehen und werden kaum eine Mannschaft finden, die nicht einmal über zwei, drei, vier Spiele Probleme hat. Das ist im Moment in Bremen der Fall.“ Trotzdem sei Werder ein sehr spielstarkes Team, „das einen wirklich starken Willen hat und am Samstag von 40.000 Zuschauern unterstützt wird“.
Wie gesagt: Dass Werder richtig tief in den Abstiegskampf rutscht, glaubt Kovac nicht. „Sie werden sich fangen“, sagte er, um dann noch schnell anzufügen: „Aber hoffentlich erst nach dem Spiel gegen uns.“