Bei Werder ist in diesem Sommer einiges passiert. Dass Niclas Füllkrug den Verein verlässt, war leider so zu erwarten. Werder brauchte das Geld unbedingt, um die wirtschaftlichen Vorgaben der Deutschen Fußball-Liga einzuhalten. Weil man keine anderen Spieler in dieser Größenordnung verkaufen konnte, musste man Füllkrug kurz vor Schluss so loswerden, dass man mindestens diese Summe von 14 Millionen Euro erzielte. Das ist durch den späten Wechsel zum BVB gerade noch geglückt.

Oliver Reck hat als langjähriger Torhüter viele Titel mit Werder gewonnen. Hier schreibt er im Wechsel mit Jörg Wontorra, Lou Richter, Christian Stoll und Anja Stahmann, was ihm bei Werder aufgefallen ist.
Durch den späten Verkauf von Füllkrug konnte Werder auf dem Transfermarkt nicht mehr richtig reagieren. Den Frankfurter Stürmer Rafael Borré auszuleihen, war so ja eigentlich nicht geplant. Im ersten Spiel ohne Füllkrug hat die Mannschaft gezeigt, dass nun andere Spieler in den Fokus rücken wollen. Dawid Kownacki zum Beispiel hatte in seinen beiden letzten Jahren in Düsseldorf schon gezeigt, dass er Bundesliga spielen kann. Er bringt eine Schnelligkeit mit, die dem Bremer Spiel gut tut. Von Justin Njinmah war ich schon immer überzeugt, deshalb habe ich in meiner Kolumne vor einem Jahr kritisiert, dass Werder ihn an Dortmund verlieh. Njinmah hätte ich damals schon hoch zu den Profis geholt. Er bringt nicht nur Tempo mit, sondern auch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit. Das Jahr in Dortmund mit einigen Toren in der 3. Liga hat ihn jetzt zusätzlich reifen lassen.
Ohne den Zielspieler Füllkrug muss Werder in den kommenden Wochen anders spielen, eher aus einer Konterstaffelung heraus. Da helfen diese schnellen Stürmer, wie auch ein Nick Woltemade.
Manche mögen nach dem 4:0-Sieg gegen Mainz vielleicht schon denken: Wozu braucht Werder denn jetzt noch Borré? Ich sehe es so: Seine größte Stärke ist im Vergleich zu den anderen, dass er bereits ein gefestigter Stürmer ist. Borré hat mit Frankfurt in der Champions League gespielt und sogar die Europa League gewonnen, er ist Nationalstürmer Kolumbiens und bringt eine Menge Erfahrung auf hohem Niveau mit. Das kann der Bremer Mannschaft nur helfen.
Natürlich wird Borré eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen. Die letzten Tage war er mit der Nationalmannschaft in Südamerika unterwegs, im Oktober stehen schon wieder Länderspiele an. Es ist jetzt also gar nicht so einfach für ihn, in Bremen richtig anzukommen. Trotzdem bin ich überzeugt: Gerade für die vielen jüngeren Spieler im Angriff wird Borré im Laufe der Saison eine wichtige Stütze werden.
Über allem muss bei Werder das Ziel stehen, auch nächstes Jahr wieder in der Bundesliga zu spielen. Das ist das Wichtigste. Und das kann mit Borrés Hilfe gelingen, weil er schon viel Erfahrung in der Bundesliga gesammelt hat. Es war klug, ihn für diese Saison dazu zu nehmen.
Werders Startprogramm in der Liga war nicht einfach. Erst Bayern, dann Freiburg. Auch wenn beide Spiele verloren gingen, hat Werder dort zumindest phasenweise gute Ansätze gezeigt. Aber halt noch nicht über 90 Minuten, sonst wäre vor allem in Freiburg schon mehr drin gewesen. Der Sieg gegen Mainz war sehr wichtig für den Kopf. Ein Sieg am Sonntag in Heidenheim wäre nun wertvoll, um in Ruhe konzentriert weiterarbeiten zu können. Erinnern wir uns doch mal ans Vorjahr: Da hat Werder in der Hinrunde früh gepunktet und sich dadurch schnell freigeschwommen, das hat das Arbeiten mit der Mannschaft enorm erleichtert. Ich würde Werder wünschen, dass genau das in dieser Saison wieder gelingt. In Heidenheim können die Weichen dafür gestellt werden.