Hinterher konnte Ömer Toprak immerhin schon wieder lächeln. Dabei war es eigentlich ein ziemlich enttäuschender Nachmittag für ihn gewesen. Zwar freute auch er sich über den so wichtigen 3:0-Erfolg des SV Werder Bremen bei Erzgebirge Aue, doch dass das eigene Comeback schon nach 35 Minuten wieder beendet war, schmeckte dem eigentlichen Abwehrchef verständlicherweise überhaupt nicht. „Ja, es ist wieder die Wade“, erklärte er nach dem Schlusspfiff und schaute ein wenig so, als könne er selbst nicht recht glauben, dass es ihn tatsächlich schon wieder erwischt hatte. Erneut an der Wade. Wie schon so häufig in der jüngeren Vergangenheit.
„Wir haben das gemeinsam mit ihm und der medizinischen Abteilung abgesprochen. Er hat sich gut und sicher gefühlt. Uns war aber klar, dass ein gewisses Risiko besteht“, räumte Werders Chefcoach Ole Werner später ein. Der 34-Jährige lieferte allerdings auch gleich die Begründung mit, warum die Bremer trotzdem auf Toprak setzten. „Wir waren uns einig, dass wir nicht mehr allzu viel Zeit hatten, um auf etwas zu warten – und so hat es Ömer auch gesehen“, erklärte Werner. Sportchef Frank Baumann schlug in die gleiche Kerbe und bemühte dabei eifrig den Konjunktiv: „Wenn wir verloren hätten, dann aber bei Ömer vielleicht gewartet hätten, dann hätte sich wahrscheinlich hinterher auch jeder gefragt, auf was wir denn warten.“ Zumal die Signale zuvor positive waren, wie Ole Werner schilderte: „Dieser Versuch war nach der Trainingswoche und den Eindrücken der Ärzte und Physiotherapeuten okay, aber es ist leider nicht aufgegangen. Das ist sehr bitter für ihn und schade für uns.“
Teamkameraden fühlen mit Toprak
Topraks Teamkollegen ließen derweil wenig Zweifel daran, dass ihnen der erneute Ausfall des Kapitäns vor allem aus menschlicher Sicht missfiel. „Da leide ich mit ihm“, sagte etwa Niclas Füllkrug. „Wir lieben es, wenn er dabei ist. Er ist ein Charakter, den wir so kein zweites Mal haben.“ Und weil der Stürmer gerade in Schwung war, schob er noch ein paar weitere emotionale Worte nach: „Ich glaube, dass man in dieser Mannschaft aufgrund des Geleisteten zu keinem so aufschauen kann wie zu ihm.“
Ganz ähnlich sah es auch Leonardo Bittencourt. „Für Ömer ist das, glaube ich, am schwierigsten“, meinte der Mittelfeldspieler. „Wir haben gerade wieder gemerkt, wie viel Freude und Spaß er auch unter der Woche mitbringt, wenn er dabei ist. Er weiß selbst, dass er nicht mehr der Jüngste ist, weshalb er dieses Spiel unbedingt genießen wollte. Und dann passiert wieder so etwas.“
Für Toprak könnte es nun sogar der allerletzte Auftritt im Werder-Trikot gewesen sein. Am Saisonende läuft der Vertrag des 32-Jährigen aus, bei aller sportlichen Qualität spricht die Krankenakte klar gegen eine weitere Zusammenarbeit. Und deshalb hatte Leo Bittencourt noch einen besonderen Wunsch: „Hoffen wir mal, dass es nicht so schlimm ist und er Sonntag dabei sein kann“, bekräftigte er. „Wenn nicht, dann werden wir ein Stück weit auch für Ömer spielen, der immer hinter uns stand, ein guter Kapitän ist und von dem wir sehr profitiert haben – auch wenn er oft gefehlt hat.“
Und Niclas Füllkrug kündigte bereits an: „Das nächste Tor ist für Ömer.“ Fallen soll es natürlich am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Jahn Regensburg. Und wer weiß, vielleicht ist es dann ja der entscheidende Treffer zu Werders Bundesliga-Rückkehr. Dann würde Ömer Toprak sicherlich auch wieder richtig lachen.