Die Antwort fiel kurz und knapp aus. Zwei Worte genügten Ole Werner. Da konnte der Transfer noch so spektakulär sein, der sich da anbahnte. Und deshalb schrieb der 35-Jährige nur „Sehr gerne“, als er per WhatsApp die Nachricht von Clemens Fritz erhalten hatte, dass Naby Keita demnächst für den SV Werder Bremen spielen könnte. So jedenfalls hat es der Leiter Profifußball in der neuen Folge des Deichstube-Podcasts „eingeDEICHt“ erklärt. „Und es war auch nicht so, dass er gedacht hat, dass ich ihn veräppeln will. Er weiß, dass wenn er mal weg ist, er nur dann von mir kontaktiert wird, wenn es wirklich wichtig ist und ich mir keine Scherze erlaube.“ Für ungläubiges Staunen hat der anschließende Wechsel des Ex-Liverpoolers dennoch gesorgt. Vielleicht nicht beim Coach, dafür aber bei vielen Fans, die ihr Glück kaum fassen konnten. Darüber hinaus führte der Keita-Coup dazu, dass Fritz seither einige kuriose Offerten erreichen.
„Man merkt anhand der Spieler, die hier angeboten wurden, dass die Erwartungshaltung groß ist“, sagt der Ex-Profi. „Da fragt man sich schon, ob die Leute denken, dass wir einen Sack Geld aus der Weser geangelt haben.“ Konkrete Namen nennt Fritz nicht, doch sein Schmunzeln verrät, dass Kaliber dabei waren, deren monetäre Gewohnheiten am Osterdeich schlichtweg nicht zu realisieren sind. „Wir müssen weiterhin schauen, was wir vom Budget her machen können“, betont Fritz. „Wir halten auf allen Positionen die Augen offen. Was letztlich umsetzbar ist, wird man in den kommenden Wochen sehen.“
Die grundsätzliche Ausgangslage hat sich also nicht verändert. Werder braucht Geld. Und aus der Weser – so viel hat Fritz ja unmissverständlich klar gemacht – wird es nicht kommen. „Wir sind ein Verein, der auch von Transfereinnahmen lebt“, meint der 42-Jährige. Auf der Eingangsseite hat sich bislang aber nicht allzu viel getan, lediglich der Wechsel von Abwehrtalent Fabio Chiarodia zu Borussia Mönchengladbach brachte zwei Millionen Euro ein. Doch das reicht eigentlich nicht. „Wenn du in diesem Sommer keine Transfereinnahmen generierst, dann ist es sofort ein Thema für die neue Saison. Das häuft sich dann immer weiter an. Doch genau das ist nicht unser Ziel“, hebt Fritz hervor. „Wir versuchen daher, unsere Hausaufgaben zu machen und die Vorgaben zu erfüllen.“
Wie Werder Bremen Spieler wie Naby Keita überzeugt
Nur dann sind derartige Überraschungen wie im Fall von Naby Keita möglich. Die Vielzahl an aus Bremer Sicht unmoralischen Angeboten zeigt, wie groß das Aufsehen ist, das international mit der Verpflichtung des Champions-League-Siegers ausgelöst wurde. Doch das gelang nur, weil dieser im Vergleich zu früher auf viel Geld verzichtet.
Und weil Werder im entscheidenden Moment geschickt für sich warb. Nämlich genau dann, als der Nationalspieler Guineas im Weserstadion vorstellig wurde und schauen wollte, ob der Bundesligist wirklich für ihn in Frage kommt. „Wir haben uns auf diesen Termin sehr gut vorbereitet, hatten viele Präsentationen mit Spielszenen und unserer Spielidee. Es ist gerade Ole Werner sehr wichtig, dass der potenzielle Neuzugang erkennt, wie Werder spielen möchte, wofür der Verein steht und was von ihm als Spieler erwartet wird“, betont Clemens Fritz, der dem Cheftrainer im gleichen Atemzug ein dickes Lob ausspricht: „Da muss man wirklich sagen, dass Ole diese Idee sehr gut präsentiert hat. Am Ende war es ein Komplettpaket, mit dem wir überzeugen konnten.“
Eine Woche dauert es noch, bis Keita bei Werder die Arbeit aufnimmt. Wie bei allen anderen Nationalspielern auch wird das Eintreffen des 28-Jährigen für den 12. Juli erwartet. Und dann wird sich zeigen, ob er die Werner-Elf tatsächlich auf ein höheres Niveau heben kann. „Wir sollten die Trauben nicht zu hoch hängen“, beschwichtigt Clemens Fritz. „Bei einem Namen wie Naby Keita ist die Erwartungshaltung sicherlich hoch, aber wir haben auch noch andere Spieler im Kader und Naby wird allein kein Spiel gewinnen. Wir sollten ihm also die Zeit geben, sich in Bremen anzupassen und das Spielsystem zu adaptieren.“
Und vor allem wird es darum gehen, den früheren Leipziger für eine wieder dauerhafte Belastung zu präparieren. Schließlich hat er in den vergangenen fünf Jahren an der Anfield Road reichlich Titel gewonnen, aber viel zu selten selbst auf dem Platz gestanden. Entsprechend lang ist die Verletzungshistorie. „Sicher kann man sich nie sein. Natürlich haben wir einen Medizincheck gemacht, der sehr, sehr positiv war. Auch die komplette Struktur der Muskulatur hat super ausgesehen“, erklärt Fritz. „Bei einem Spieler spielt sich aber auch viel im Kopf ab. Wenn du nie so richtig in deinen Rhythmus kommst, dann kann es schnell passieren, dass man sich eine muskuläre Verletzung zuzieht. Für uns ist es daher wichtig, Naby bestmöglich vorzubereiten.“ Und der Leiter Profifußball frohlockt: „Wenn das gelingt, werden wir sehr viel Freude an ihm haben.“