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Werder-Kolumne von Lou Richter Warum Niclas Füllkrug ein Kandidat für den WM-Kader ist

Die Bundesliga ist laut Lou Richter alles andere als erwartbar gestartet. Auf welchem Platz er Werder am Saisonende sieht und warum er glaubt, dass Niclas Füllkrug noch in die Nationalelf berufen wird:
30.09.2022, 17:00 Uhr
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Von Lou Richter

In der Bundesliga ist alles möglich, auch das Gegenteil. Das galt zu der Zeit, als meine Liebe zur Fußlümmelei aufblühte. Damals war der Ball noch aus Holz und der Regenbogen schwarzweiß. Man konnte sich darauf verlassen, dass man sich auf nichts verlassen kann.  

Dann kam die Champions League und Zaster wurde der große Zampano. Seit einem Jahrzehnt herrscht Ordnung: die Großbank Bayern wird Meister, der Kaderärmste steigt ab. Vor dieser Saison habe ich meinen Arzt gefragt, ob man vor Langeweile sterben kann.

Und jetzt das: die Bundesliga dreht durch. Ungeschlagener Tabellenführer sind vor dem 8. Spieltag die Hauptmänner von Köpenick, die Münchner quälen sich auf dem fünften Platz und die Schlotbarone von Red Bull, Bayer und VW lungern hinter Werder in der zweiten Tabellenhälfte herum. Aber ich fürchte, auch in der Bundesliga gilt wie ansonsten im ungehemmten Unternehmertum: Das regelt flott der Markt. Wer sich zu früh freut, den bestraft der Saisonverlauf. Ich habe kaum Zweifel, dass am Ende die Bayern feiern und Bochum in einem Jahr wieder um den Aufstieg ackert. Werder, das zeigt meine Glaskugel, wird Zwölfter, da kann man angesichts der finanziellen Möglichkeiten weder murren noch knurren.

Das bringt uns zu einem Werderaner, der gerade die Wahrheit „Geld schießt Tore“ angeprangert hat. Niclas Füllkrug kritisierte die Videospielvariante „Fifa Ultimate Team“, bei dem Spieler Erfolg einhökern können, wenn sie zusätzliches Geld investieren. Man nennt das „Pay to win“, bezahlen, um zu gewinnen. Dabei bildet das virtuelle Bolzen lediglich die Realität des „echten“ Kickens nach. Die WM in Katar erscheint als Symbol, dass im modernen Fußball alles käuflich ist. Der Preis ist heiß. Klassische Mittelstürmer beispielsweise, Sturmspitzen, die verlässlich die Reuse treffen – die sind teurer als Brückenlegepanzer, weil stärker vom Aussterben bedroht als der Löffelstör. Gut, dass Werder noch so ein Exemplar des echten Neuners selbst herangezüchtet hat, eben Niclas Füllkrug.

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„Lücke“, wie Füllkrug aufgrund seiner dentalen Extravaganz genannt wird, ist in dieser Saison bislang der erfolgreichste deutsche Torjäger. Sein erstes Wort als Baby war vermutlich „Tor“. In der F-Jugend erzielte er 162 Treffer in einer Saison. Was, wenn die Flick-Schuster bei der WM dringend eine einzige Bude brauchen, weil sie an wildwuselnden Japanern verzweifeln? Dann kann „Lücke“ die Lücke finden. Werder hat in dieser Saison acht Tore in den letzten 15 Minuten erzielt – Füllkrug ist Last-Minute-Fachmann. Der Bundes-Hansi kündigte jedenfalls an, er wolle in seinen Kader noch jemanden berufen, der besondere Fähigkeiten hätte, die dem Team ansonsten abgingen. Ich darf das übersetzen: Er kann nur Tore und Füllkrug meinen. „Lücke“ hat in der Jugend oft vorzeitig bei älteren Jahrgängen mitgemischt, ich sehe ihn auch ohne bisherigen Nationalmannschaftseinsatz jetzt als WM-Spieler.

Völler, Riedle, Klose – Werder hat schon Torgiganten zur WM geschickt. Jetzt noch ein goldener Oktober, dann geht der nächste auf die Reise. Denn alles ist möglich, das Gegenteil kommt nicht infrage.

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