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Niederlage gegen Bielefeld Wer war hier der Drittligist? Werders Pokal-Aus in der Taktik-Analyse

Werder Bremen scheitert im Viertelfinale des Pokals an Drittligist Arminia Bielefeld – und das alles andere als unverdient. Was zum Weiterkommen fehlte, analysiert unser Taktik-Kolumnist Tobias Escher.
26.02.2025, 11:02 Uhr
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Von Tobias Escher

Werder Bremens Saison droht zu versanden. In der Bundesliga haben sie den Anschluss an die Europapokal-Ränge bereits verloren. Im Pokal folgte nun das Aus bei Arminia Bielefeld. Von einem Klassenunterschied war auf der Bielefelder Alm nichts zu spüren. Der Drittligist überzeugte mit einem klaren Spielsystem, während Werder allzu häufig einfache Fehler beging.

Werner bewegt sich

Werders Bilanz im Jahr 2025 liest sich nicht allzu rosig. Spätestens nach dem 0:5 gegen den SC Freiburg war Trainer Ole Werner gezwungen, größere Änderungen an seiner Mannschaft vorzunehmen. Nicht nur, dass vier neue Akteure in Werders Startelf standen: Werner veränderte zugleich seine Formation. Mit Marvin Ducksch und André Silva agierten zwei Stürmer in vorderster Linie. Marco Grüll agierte versetzt dahinter, sodass Werder in einem 5-3-2 spielte.

Die Arminia hat sich mit Siegen gegen Freiburg und Union Berlin als Pokalschreck erwiesen. Ein Grund für ihren Erfolg ist ihr flexibles System. Im Spiel mit dem Ball agieren die Bielefelder aus einem 4-3-3. Gegen den Ball lässt sich Sechser Stefano Russo als zentraler Verteidiger in die Abwehr fallen. So verteidigt das Team in einem 5-2-3. So konnte die Arminia gegen Werders vorstoßende Außenverteidiger die gesamte Breite des Platzes verteidigen.

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Aber auch Werder schien defensiv gut abgestimmt auf den Gegner. Grüll konnte durch seine tiefere Rolle den vorrückenden Russo aufnehmen. In vorderster Linie liefen Ducksch und Silva die beiden Innenverteidiger des Gegners an. So entstanden überall auf dem Feld Mann-gegen-Mann-Duelle.

Wenig Ideen und statische Offensive

In der ersten Halbzeit neutralisierten sich beide Teams mit ihren Defensivplänen. Die Arminia stieß in einzelnen Situationen aggressiv nach vorne. Meist jedoch achteten sie darauf, die Zuspielwege ins Zentrum zu versperren und in letzter Linie kompakt zu verteidigen.

Werder hatte gegen den Drittligisten naturgemäß mehr Ballbesitz. In der ersten Halbzeit gelang es Werder jedoch kein einziges Mal, die Defensive unter Druck zu setzen. Die Bremer agierten äußerst risikoscheu: Wie gewohnt ließen sie den Ball in der ersten Linie zirkulieren. Sie wollten Bielefeld herauslocken und über die Außenspieler die Partie eröffnen. Diese Bälle verteidigte Bielefeld jedoch souverän.

Um Raumgewinn zu erzielen, bediente sich Werder eines eher untypischen Mittels: Die Innenverteidiger schlugen den Ball häufig lang. Offenbar wollte Bremen versuchen, den Gegner auseinanderzuziehen und anschließend die Stürmer in die Tiefe zu schicken. Der Plan ging nicht auf: Die Laufwege der Angreifer stimmten selten. Überhaupt schuf Werder nur wenig Tiefe. So liefen die Bremer in der ersten Halbzeit deutlich weniger als der Gegner.

Zugegeben: Auch Bielefeld trat offensiv kaum in Erscheinung. Sie gaben in der ersten halben Stunde keinen einzigen Schuss ab. Als Drittligist lauerten sie auf Bremer Fehler. Und diese kamen: Julian Malatini verdribbelte sich am eigenen Strafraum, Marius Wörl bedankte sich (35.). Kurze Zeit später lenkte der Argentinier eine Flanke ins eigene Tor (41.).

Würze in der zweiten Halbzeit

Werder musste nach der Pause anders auftreten. Werner wechselte gleich doppelt: Leonardo Bittencourt und Oliver Burke ersetzten Grüll und Silva. Zuvor war schon Justin Njinmah für den verletzten Ducksch ins Spiel gekommen.

Werder verfügte nun über wesentlich mehr Tempo in der vordersten Linie. Zugleich teilten Bittencourt und Jens Stage den Raum im Mittelfeld besser auf. Bittencourt ließ sich häufiger auf den linken Flügel fallen, Stage schuf auf der halbrechten Seite Tiefe. Die Bremer kamen über den eingewechselten Bittencourt häufiger in die Räume im Mittelfeld. Vorne wiederum schufen die Angreifer mehr Tiefe.

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Bremen würzte die neue Offensive mit einem aggressiveren Mann-gegen-Mann-Pressing. Kurz nach der Pause strahlte Werder erstmals das Gefühl auf, dass hier ein Bundesliga-Team auf einen Drittligisten trifft: Werder schnürte den Gegner am eigenen Strafraum ein, kam zu großen Chancen – und erzielte über Burke den Anschlusstreffer (56.). Es war eine Co-Produktion mit dem ebenfalls eingewechselten Bittencourt.

Systemumstellung zieht Werder den Zahn

Werders Hochphase hielt nur kurz. Eine längere Verletzungspause nahm Werder den Wind aus den Segeln. Zeitgleich stellte Arminia-Coach Mitch Kniat taktisch um: Bielefeld verteidigte fortan mit drei Sechsern in einem 5-3-2. Im Sturm agierten mit Noah Sarenren Bazee und Wörl zwei schnelle Dribbler, die für Konter bereitstanden.

Bielefeld eroberte sich mit der neuen Formation die Kontrolle über das Mittelfeld zurück. Im Zentrum schlossen die drei Sechser die Räume. Bittencourt wurde weit auf den Flügel herausgedrängt. So konnte Werder das Spiel nur noch selten über die Halbräume eröffnen.

So blieb Werder wie in der ersten Halbzeit nur ein Weg: lange Bälle. Diese hatten tatsächlich mehr Erfolg, mehrere Male konnten Werders Angreifer in die Tiefe starten. Das Problem: Sie verloren die Kugel prompt wieder. Bielefeld konterte in der neuen Formation wesentlich wuchtiger. Zwar kam auch die Arminia nur zu wenigen Chancen. Sie konnte aber immer wieder für Entlastung sorgen. So konnten sich die Bremer nie in der Bielefelder Hälfte festsetzen.

In den Schlussminuten brachte Ole Werner in Amos Pieper einen kopfballstarken Spieler. Er agierte als weiterer Stürmer. Die Hoffnung, über einen langen Ball oder eine Flanke den Lucky Punch zu erzwingen, ging nicht auf.

Es wäre auch zu viel des Guten gewesen. Schließlich trat Werder nur zwanzig Minuten lang wie die höherklassige Mannschaft auf. Gerade auf die Systemumstellung von Kniat fand Werner keine Antwort. Offensiv harmlos, defensiv fehlerbehaftet, taktisch ausrechenbar und ohne Impulse von der Bank: Mit diesem Vierklang verspielt Werder aktuell alle Saisonziele.

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