So laut es vor, während und direkt nach der Wahl zum neuen Aufsichtsrat des SV Werder Bremen war, so leise ist es nun rund um das Kontrollgremium geworden. Die sechs Mitglieder haben abgesprochen, sich öffentlich erst mal nicht mehr zu äußern. Dabei würde es genügend zu berichten geben, denn der Aufsichtsrat ist alles andere als untätig. Im Rahmen des Werder-Spiels in Nürnberg vor gut einer Woche trafen sich die Mitglieder zu einem zweitägigen Workshop
Werder-Aufsichtsrat diskutiert über dreiköpfige Geschäftsführung
Ein großes Thema war dabei die Arbeit der dreiköpfigen Geschäftsführung. Klaus Filbry, Frank Baumann und Hubertus Hess-Grunewald stellten nicht nur ihre Bereiche vor, sondern sich auch den Fragen der Kontrolleure. Das ist vor allem im Fall Baumann sehr spannend: Denn im Winter soll mit ihm über den im Sommer auslaufenden Vertrag gesprochen werden. Der Sportchef steht in der Öffentlichkeit bereits länger in der Kritik.
Auch Werder-Boss Klaus Filbry, der sich vor allem um die Finanzen kümmert und dessen Vertrag bis 2023 läuft, ist nicht unumstritten. Ihm hatte Marco Fuchs allerdings vor einem Monat bei seinem ersten Medientermin als neuer Aufsichtsratsvorsitzender fast schon einen Freifahrtschein ausgestellt: „Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Er hat es in der Pandemie geschafft, den Verein am Leben zu halten, also die Finanzierung hinzukriegen.“ Ähnlich positiv hatte sich Fuchs auch über Baumann geäußert.
Beides ist im Aufsichtsrat nicht gut angekommen – vor allem nicht bei den neuen Mitgliedern. Während Marco Fuchs und Axel Plaat schon seit Jahren dabei und vom Verein erneut entsandt worden sind, wurden Harm Ohlmeyer, Ulrike Hiller, Dirk Wintermann und Florian Weiß erstmals von den Mitgliedern in das Kontrollgremium gewählt. Sie wollten sich zuerst mit allen Zahlen und Abläufen vertraut machen, bevor sie sich mit Personalfragen beschäftigen.
Nur zwei Aufsichtsrat-Mitglieder leben in Bremen
Bis zum Workshop in Nürnberg tagte der Aufsichtsrat nach seiner offiziellen Einführung nur per Video-Schalte, denn die Besetzung macht Präsenzveranstaltungen etwas schwierig. Harm Ohlmeyer und Florian Weiß leben im Süden und Axel Plaat im Norden der Republik. Nur Marco Fuchs und Ulrike Hiller haben ihren Wohnsitz in Bremen, Dirk Wintermann kommt aus dem Umland. Der Chef eines Familienunternehmens in Großenkneten schaute laut "werder.de" schon bei einem Regionalliga-Spiel der U 23 vorbei. Er soll sich zudem bei anderen Sparten des Vereins persönlich vorgestellt haben. Gemeinsam mit Fuchs vertritt Wintermann den Aufsichtsrat in der neuen Strukturkommission des SV Werder.
Wie erfolgreich der Workshop in Nürnberg tatsächlich war, ist nicht bekannt. Immerhin sahen die Aufsichtsratsmitglieder im Max-Morlock-Stadion ihren ersten gemeinsamen Werder-Sieg.