Wenn es im Sport hart auf hart kommt, dann sind der Kreativität oft keine Grenzen gesetzt. Irgendwie sollen noch die allerletzten Körner aus einem Profi herausgekitzelt werden. Gern wird dann auf die Hilfe von Psychologen oder Motivationstrainern zurückgegriffen, die mit den richtigen Worten den Fokus aufs Wesentliche richten und mögliche Versagensängste nehmen. Auch der SV Werder Bremen befindet sich aktuell – mal wieder – in einer ganz besonderen Drucksituation, doch die Bremer verzichten auf externe Unterstützung im Hau-Ruck-Verfahren.
Werner will keine fremden Coaches vor das Team stellen
„Es macht aus meiner Erfahrung heraus wenig Sinn, jetzt jemanden vor die Mannschaft zu stellen, der diese aber gar nicht kennt, und ihn nun Kaninchen aus dem Hut zaubern zu lassen“, sagt Trainer Ole Werner. „Da braucht man Personen, die gewisse Wege mitgegangen sind. Und da haben wir unsere Leute und unsere Abläufe, denen wir vertrauen.“
Und die darf dann durchaus externer Natur sein. Eine ganz zentrale Figur ist dabei nämlich Yasin Seiwasser. Der 46-Jährige ist ausgewiesener Kampfsportexperte, war Europameister in Mixed Martials Arts (MMA) und arbeitete unter anderem als Bodyguard für den König von Saudi-Arabien. Darüber hinaus verfügt er über eine große Expertise, wenn es um die richtige Atmung geht. Seit vergangenem November kooperieren Werder und Seiwasser miteinander, regelmäßig finden gemeinsame Übungen mit dem Team statt. Ergeben hat sich die Zusammenarbeit auf einem verhältnismäßig ungewöhnlichen Weg. Die Wohninvest Holding GmbH, Namenssponsor des Weserstadions, stellte seinerzeit den Kontakt her. „Das wird sehr gut angenommen“, erzählt Werner. Das Ziel: Mit der richtigen Atmung soll auch die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Spielers erhöht werden.
Und im Idealfall tritt dann auch die psychologische Komponente in den Hintergrund. Zumal Fußballprofis in dieser Hinsicht ohnehin durch ihre tägliche Praxis geschult sind. „Niederlagen zu verarbeiten und den Blick nach vorne zu richten, ist unser Job“, betont Ole Werner. „Das ist nichts, was neu und ungewöhnlich ist. Es ist zwar nichts, was einem gefällt, aber man muss es trotzdem machen. Wir tun das pro Jahr – wenn es gut läuft – vier bis fünf Mal. Wenn es schlecht läuft, musst du es 14 bis 15 Mal machen.“
Zuletzt, nach der 2:3-Heimpleite gegen Kiel, gab es reichlich aufzuarbeiten. Klar und direkt sei die Analyse gewesen, berichtet Werner. Doch ab sofort gehört die Niederlage in die Vergangenheit, so präsent sie wegen ihrer Entstehungsgeschichte auch sein mag. „Fußballer und Trainer kennen das. Jetzt geht der Blick nach vorne“, sagt Werner. „Und dann müssen wir gegen Aue alles auf den Platz bringen.“ An der richtigen Atmung sollte es jedenfalls nicht scheitern.