Ursprünglich war der Termin einmal anders geplant gewesen, denn natürlich hätte die Hauptperson mit dabei sein sollen. Mit Unterbrechungen vier Jahre lang hatte Willi Lemke gemeinsam mit den Autoren Helmut Hafner und Ralf Lorenzen an seiner Biografie gearbeitet, hatte dabei Privates geteilt, Sportliches eingeordnet und Politisches klargestellt. Präsentieren konnte der ehemalige Manager des SV Werder Bremen und Bremer Bildungssenator sein Buch dann nicht mehr. Einen Tag, nachdem Lemke das letzte Kapitel freigegeben hatte, starb er am 12. August im Alter von 77 Jahren plötzlich und unerwartet an den Folgen einer Hirnblutung. "Es bedeutet mir sehr viel, dass das Buch jetzt veröffentlicht wurde", sagte Lemkes Ehefrau Heide Lemke am Mittwoch. "Ich betrachte es als schönes Denkmal meines Mannes."
"Herr Lemke, übernehmen Sie! Willi Lemke - zwischen Politik und Fußball", so lautet der Titel des Werks, das nun im Verlag "Edition Einwurf" erschienen ist und am Mittwoch im großen Sitzungssaal des Bremer Rathauses offiziell vorgestellt wurde. Auf insgesamt 246 Seiten zeichnen die Autoren Lemkes Lebensweg nach - von der Kindheit an der Ostsee inklusive Fluchtgeschichte über das langjährige Wirken auf politischem Parkett bis hin zu jener Rolle, für die wohl die meisten Bremerinnen und Bremer Willi Lemke in Erinnerung behalten werden: als umtriebigen Manager des SV Werder Bremen.
Während ihrer Recherchen haben sich Hafner und Lorenzen auf je eines der beiden großen Wirkungsfelder von Lemke konzentriert. Während der freie Sportjournalist Lorenzen das Hauptaugenmerk auf den Fußball-Funktionär und Werder-Macher Lemke legte, hat Hafner, der 35 Jahre lang in der Bremer Staatskanzlei beschäftigt war, den Wegen des Politikers Lemke nachgespürt. "Das Besondere an diesem Buch ist, dass Willi wusste, dass wir keine Heiligenbiografie schreiben", sagte Hafner, "denn wie bei jedem Menschen gab es auch bei Willi nicht nur Licht, sondern auch Schatten". Lemke habe die in Teilen auch kritische Berichterstattung des Autoren-Duos "unterstützend begleitet". Als eines der zentralen Motive des Buches nannte Lorenzen Lemkes Aufstieg aus armen Verhältnissen hin zur international anerkannten Persönlichkeit: "Auch heute hat man noch die Chance dazu, mit eigenen Ideen zur richtigen Zeit viel Gutes umzusetzen. Dafür, wie man aus wenig ganz viel macht, könnte Willi ein gutes Vorbild sein."
Während seines Lebens war Lemke das bereits für mehrere Menschen. Sein Tod hat weit über Bremens Stadtgrenzen hinaus tiefe Betroffenheit ausgelöst. "Es gab eine überwältigende Kondolenz, national und international", berichtete eine sichtlich bewegte Heide Lemke: "Das trägt uns als Familie durch die schwere Zeit." Ihr Mann habe stets "eine große Menschenliebe gehabt". Was das Buch angeht, hat Heide Lemke deshalb einen Wunsch: "Die meisten unserer Enkelkinder sind noch sehr klein, sodass sie sich später wohl nicht an Willi erinnern werden. Für sie ist es schön, wenn sie irgendwann nachlesen können, was ihr Opa alles gemacht hat."