Leonardo Bittencourt hatte beide Arme vor sich ausgestreckt, die Handflächen dabei nach oben geöffnet, und auch sein Blick verriet, dass er in diesem Moment die Welt nicht mehr verstand. Ausgewechselt? Ich? Genau das schien der Profi des SV Werder Bremen in der 68. Minute mit seiner Körpersprache in Richtung Trainer Ole Werner zu fragen, ehe es während des Heimspiels gegen den FC Bayern München (0:4) zum kurzen Zwiegespräch der beiden Männer an der Seitenlinie kam. Danach verschwand Bittencourt auf der Ersatzbank, Romano Schmid kam für ihn ins Spiel.
„Leo hätte gerne weitergespielt, was ja ein gutes Zeichen ist. Und trotzdem haben wir uns anders entschieden. Das muss man dann auch akzeptieren“, sagte Werner nach der Partie über den Disput mit seinem Spieler, der von den TV-Kameras eingefangen worden war. Als Bittencourt den Platz verlies, lag Werder mit 0:1 hinten, danach gab es noch drei weitere Gegentreffer, was aber weniger am Fehlen des 29-Jährigen, denn vielmehr am Kräfteverschleiß der gesamten Mannschaft lag. Bittencourt hatte während seines Einsatzes zwar energisch Zweikämpfe geführt und versucht, seine Kollegen mitzureißen. Viel gelungen war ihm dabei fußballerisch aber nicht. In Erinnerung blieb am Ende vor allem eine vergebene Chance kurz nach der Pause zum möglichen 1:1 (47.). So betrachtet gab es für Trainer Werner gute Argument, mit Schmid noch einmal frischen Wind in die Partie zu bringen, auch wenn dieser Plan letztlich nicht aufging. Während des blamablen Ausscheidens im DFB-Pokal bei Drittligist Viktoria Köln war der Österreicher einer der besten Bremer gewesen.
Konkurrenzkampf im Mittelfeld
Wer nun im kommenden Auswärtsspiel beim SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr) auf der Achterposition an der Seite des gesetzten Jens Stage beginnen darf? Vollkommen offen. Nachtragend war Werner nach Bittencourts Protest an der Seitenlinie jedenfalls nicht. „Auch ich habe Fußball gespielt. Das ist jetzt nichts, was mir schlaflose Nächte bereitet“, sagte der 35-Jährige, der darüber hinaus natürlich auch den Charakter und das Temperament eines Leonardo Bittencourt kennt (und auf dem Platz ausdrücklich zu schätzen weiß). „Es war nichts, was ich von Leo nicht schon kannte. Damit kann ich umgehen“, sagte Werner, stellte aber noch einmal unmissverständlich klar, dass nur sein Wort zählt: „Am Ende des Tages muss jeder die Entscheidung respektieren. Und das tut Leo auch.“