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Fünfte Niederlage in der Liga Werder will Krise mit bewährten Kräften bewältigen

Werder Bremen hat gegen Hoffenheim eine vermeidbare Niederlage kassiert und lange völlig verunsicherter agiert. Ole Werner bleibt dennoch optimistisch - und sieht sich als den Richtigen für den Trainerjob.
08.10.2023, 13:40 Uhr
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Von mbü

Die Worte klangen vertraut. Erschreckend vertraut. „In der ersten Halbzeit waren wir einfach zu fahrlässig. Da haben wir keinen Zugriff gekriegt, dem Gegner zu viel Platz gegeben und sind nicht in die Zweikämpfe gekommen.“ Gesprochen hatte die Sätze am Sonnabendabend Clemens Fritz, der Leiter Profifußball des SV Werder Bremen. Und damit im Nachgang der 2:3-Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim im Grunde genau das wiederholt, was schon eine Woche zuvor bei der frustrierenden Pleite in Darmstadt gesagt worden war.

Keine Frage: Die Grün-Weißen schleppen altbekannte Probleme mit sich herum. Ziemlich lange schon. Immerhin hätte eine energisch geführte Schlussphase nun beinahe dazu geführt, dass diese Schwächen etwas übertüncht wurden – doch dann verfiel das Team in alte Muster und warf einen schwer erkämpften Punktgewinn einfach wieder weg. Statt ein spät erzieltes 2:2 über die Ziellinie zu bringen und damit ein wichtiges Erfolgserlebnis zu feiern, setzte es die nächste bittere Pleite.

Entwicklung zum Positive nicht erkennbar 

„Wir wollten dann alle zu viel. Da hat die komplette Ordnung gefehlt und wir haben den Genickbruch bekommen. Das darf einfach nicht passieren“, ärgerte sich ein sichtlich enttäuschter Marvin Ducksch nach dem Spiel. Kapitän Marco Friedl begründete den späten K.o. noch drastischer: „Weil wir dumm sind!“, schimpfte er am „Sky“-Mikrofon. „Ich kann es nicht anders ausdrücken.“

Rein pädagogisch betrachtet helfen im Fall von ausgeprägter Dummheit vor allem zwei Dinge, um Lernerfolge zu erzielen: viel Geduld und kleine Schritte. Beides Faktoren, die sich Werder momentan eigentlich nicht leisten kann. Doch eine Entwicklung zum Positiven will sich eben partout nicht einstellen. Das zeigte sich auch gegen Hoffenheim, wo die Gäste erschreckend unbedrängt im ersten Durchgang ihre beiden Treffer durch Maximilian Beier (8.) und Grischa Prömel (29.) erzielen durften. „Wir haben gefühlt jeden Zweikampf verloren, sind immer zu spät gewesen“, monierte Ducksch. „Die zweiten Bälle waren nie bei uns, die Abstände waren riesig.“

Hätte die TSG noch konsequenter den Weg nach vorne gesucht, wäre es womöglich richtig böse geworden. Tat sie aber nicht, weshalb Werder dank eines abgefälschten Tores von Romano Schmid (17.) sportlich am Leben blieb. In den Sand gesetzt hatten die Bremer unter dem Strich trotzdem mal wieder eine erste Halbzeit. Warum, das war hinterher die große Frage. „In anderen Spielen hat es die eine oder andere Anpassung gebraucht. Heute sehe ich es eher individuell bei ein paar Jungs, die nicht so in ihre Zweikämpfe gekommen sind und diese nicht für sich entschieden haben“, versuchte sich Chefcoach Ole Werner an einer Erklärung. Konkrete Namen nannte er nicht, aber weder die Dreierkette um Marco Friedl, Milos Veljkovic und Nicolai Rapp hatte überzeugt, noch waren Mitchell Weiser oder Anthony Jung defensiv stets auf der Höhe. 

Werner hatte im Vorfeld der Partie rigoros an der Aufstellung geschraubt, gleich fünf Wechsel vorgenommen. Für die gesundheitlich verhinderten Amos Pieper und Olivier Deman rückten Rapp und Jung ins Team. Christian Groß, Jens Stage und Rafael Borré waren derweil sportlich abgestraft und auf die Bank befördert und durch Friedl, Naby Keita und Justin Njinmah ersetzt worden. Das hatte zur Folge, dass an diesem Abend in Rapp, Keita und Njinmah gleich drei Werder-Profis ihr Startelf-Debüt in der Bundesliga erlebten - Anlass zum Feiern gab es aber nicht, denn der ausgeheckte Plan ging überhaupt nicht auf. Werder agierte lange wie ein völlig verunsicherter und bunt zusammengewürfelter Haufen. 

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17 Gegentreffer hat es für Werners Mannschaft in den bisherigen sieben Liga-Spielen gegeben. Ein Wert, der in der Clubhistorie bislang nur ein einziges Mal überboten wurde. Mit fünf Pleiten in den ersten sieben Partien wurde ein Negativrekord in der Vereinsgeschichte eingestellt. Allein im Jahr 2023 gab es nun schon 17 Bundesliga-Niederlagen. Zahlen, die nur wenig Freude bereiten und besonders den Fans auf den Magen schlagen. „Es ist klar, dass eine Unzufriedenheit da ist“, sagte Clemens Fritz und schob hinterher: „Wir sind auch nicht zufrieden. Wir werden das klar analysieren und daran arbeiten.“

Hauptverantwortlich wird dies Ole Werner tun müssen. Der 35-Jährige spürt nach vielen Monaten der Glückseligkeit an der Weser inzwischen auch einen gewissen Gegenwind. Im Nachgang der jetzigen Niederlage wurde er prompt gefragt, warum er noch immer der Richtige für den Job auf Werders Trainerbank sei – und antwortete bei „Sky“: „Man muss auch immer die Umstände sehen, in denen man arbeitet, sich entwickelt.“ Und Werner ergänzte: „Speziell, wenn man das Spiel heute oder gegen Mainz und Köln sieht, dann sieht man schon, dass die Dinge auch funktionieren, dass die Mannschaft will, dass wir auch erkennbar für alle eine Mannschaft waren. Das macht mich auch optimistisch für die Zukunft.“

Werder defensiv erneut zu wackelig

In der Tat hatte Werder gegen Hoffenheim noch einmal eine aufopferungsvolle Schlussphase hingelegt. Nicht etwa, weil taktisch und spielerisch plötzlich mehr gelang, sondern weil sich durch offensivere Einwechslungen die Statik der Partie veränderte. Die Norddeutschen waren nun mutiger, initiierten etliche Angriffe und belohnten sich für den Aufwand mit dem ebenso verdienten wie umjubelten Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit von Jens Stage. Die Euphorie verflog aber jäh. Weil Werder nur Sekunden später nach einem gegnerischen Einwurf schlampte und Marius Bülter noch einmal Jiri Pavlenka überwand.

Damit war der ersehnte Punkt futsch. Und der Frust groß. Schon wieder. Weil Werder defensiv erneut zu wacklig war. Marvin Ducksch ist dennoch kein Freund davon, nach den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit die große Systemfrage zu stellen und vielleicht weniger ins Risiko bei der Ausrichtung zu gehen. „Das ist ein bisschen unsere Spielidee“, erklärte der Stürmer. „Wir haben das angesprochen, dass das immer wieder passieren kann.“ Momentan passiert es aus Sicht der Bremer aber eindeutig zu häufig. Was bleibt, ist die Hoffnung auf bessere Zeiten. „Wir bleiben als Gruppe zusammen“, betonte Clemens Fritz. „Ich bin überzeugt davon und auch überzeugt von unserer Mannschaft.“ Die hat einen klaren Auftrag: „Wir müssen konstanter werden, unsere Muster von Beginn an und über das ganze Spiel hinweg abrufen“, forderte Ole Werner. „Wenn du 40 Minuten gut spielst, aber 45 Minuten klar unterlegen bist, dann reicht es unterm Strich nicht für drei Punkte.“   

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