Der verletzungsbedingte Ausfall von Niclas Füllkrug (Wadenprobleme) tut weh, sehr sogar – denn das ganze Angriffsspiel des SV Werder Bremen ist auf den wuchtigen Mittelstürmer zugeschnitten. So einen Angreifer haben die Bremer nicht noch einmal im Kader, was bei einem Aufsteiger nicht verwunderlich ist. Das bietet aber auch zwei anderen Spielern die große Chance, sich am Sonntag im Heimspiel gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr) zu beweisen: Maximilian Philipp oder Eren Dinkci. Oder zaubert Trainer Ole Werner eine ganz andere Lösung aus dem Hut?
In dieser Saison hat Füllkrug bislang nur einmal gefehlt – am 14. Spieltag im Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München. Rückenprobleme ersparten ihm damals eine 1:6-Klatsche. Aber wahrscheinlich wäre es mit ihm in der Allianz-Arena auch anders gelaufen. Der Einfluss des Nationalspielers auf das Werder-Spiel ist enorm. Oliver Burke konnte ihn damals überhaupt nicht ersetzen – und das fing schon beim Anlaufen des Gegners im Pressing an. Der Schotte ist längst Geschichte beim SV Werder und seit Januar an den englischen Zweitligisten FC Millwall ausgeliehen. Für ihn verpflichteten die Grün-Weißen Maximilian Philipp vom VfL Wolfsburg bis zum Saisonende. Der 29-Jährige hatte große Startschwierigkeiten in Bremen. Seine Formkurve zeigt nach elf Kurzeinsätzen inzwischen aber nach oben. Er ist zwar nicht der klassische Mittelstürmer, sondern eher eine hängende Spitze und wurde von Werner meistens auch als Achter eingesetzt, trotzdem gilt Philipp als Favorit – nach dem Motto: Wenn er jetzt nicht von Beginn an ran darf, dann wohl nie. Für ihn spricht auch seine große Erfahrung.
Davon hat Dinkci mit seinen 21 Jahren natürlich noch nicht so viel. Er durfte wie Philipp in dieser Saison auch nur als Joker ran – 13 Mal. Zuletzt zeigte sich der schnelle Dinkci dabei aber stark verbessert und vor allem selbstbewusster. Nach kurzer Trainingspause unter der Woche meldete sich Dinkci am Samstagnachmittag rechtzeitig zur Abschlusseinheit vor dem Freiburg-Spiel zurück. Er ist schon mehr ein Mittelstürmer als Philipp. Doch Kopfball-Ungeheuer wie ein Füllkrug sind sie beide nicht.
Überrascht Trainer Ole Werner?
Werner kann natürlich auch überraschen: zum Beispiel mit Leonardo Bittencourt. Der Mittelfeldspieler könnte als hängende Spitze hinter Marvin Ducksch agieren. Oder Werner beordert einen kopfballstarken Abwehrspieler wie Amos Pieper nach vorne. Denn wer soll sonst die vielen langen Bremer Bälle in der gegnerischen Hälfte festmachen? Sehr wahrscheinlich wird Werder aber eher seine Spielweise anpassen müssen. Und das wird richtig spannend.
Für den Rest der Aufstellung gilt das freilich nicht. Werner dürfte der Startelf vom 2:2 in Mainz vertrauen. Im Tor natürlich Jiri Pavlenka, in der Dreierkette Niklas Stark, Milos Veljkovic und Marco Friedl sowie außen Mitchell Weiser und Anthony Jung. Als Sechser wird wohl Christian Groß erneut den Vorzug vor Ilia Gruev bekommen, als Achter könnten Jens Stage und Leonardo Bittencourt für Kontinuität sorgen. Es sei denn, Werner möchte doch ein bisschen „Schmidtelfeld“ – also Romano Schmid oder Niklas Schmidt – im Zentrum haben.
Die mögliche Aufstellung: Pavlenka - Stark, Vejlkovic, Friedl - Weiser, Groß, Jung - Stage, Bittencourt - Ducksch, Philipp