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Heimspiel gegen Freiburg Werder auf der Suche nach Augenhöhe

Tabellarisch gesehen befinden sich Werder und Freiburg aktuell nicht auf Augenhöhe - während der 90 Minuten am Sonntag soll das anders sein. Die Bremer wollen mit viel Mut den ersten Sieg seit fünf Spielen.
14.04.2023, 18:29 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Das Plakat, das in diesen Tagen zum Stadtbild Bremens gehört, sticht ins Auge, keine Frage. Womit es seine Hauptaufgabe auch schon erfüllt hat. Schließlich sollen Plakate in allererster Linie Aufmerksamkeit erregen, sollen ihre Betrachter auf etwas ganz Bestimmtes hinweisen. Auf neue Produkte zum Beispiel oder auf bevorstehende Wahlen. Oder eben, wie in diesem Falle, auf ein Fußballspiel.

SV Werder Bremen gegen den SC Freiburg, am 16. April 2023 um 15.30 Uhr im Wohninvest Weserstadion. Diese Infos teilt das (wenig überraschend) in grün und weiß gehaltene Plakat kurz und bündig mit. Unmittelbar daneben: ein großes Bild von Werders Stürmer Marvin Ducksch. Und mittendrauf: Ein Wort, das irritiert, weil es nicht so Recht in den Kontext passen will. „Augenhöhe“. Es ist der Grund dafür, dass das Plakat im Gedächtnis bleibt. Denn wo genau sich der Aufsteiger Werder (Platz elf) mit dem Europapokalteilnehmer Freiburg (Platz fünf) derzeit auf Augenhöhe befinden soll – mit dieser Frage im Kopf zieht der Betrachter einigermaßen ratlos weiter. Da war es durchaus hilfreich, dass Werders Cheftrainer Ole Werner am Freitagmittag auf Nachfrage eine brauchbare Plakat-Interpretation lieferte.

„Der SC Freiburg hat sich wirtschaftlich und infrastrukturell erheblich weiterentwickelt und ist uns deshalb in einigen Bereichen in der Entwicklung deutlich voraus“, hielt Werner ohne Umschweife fest. Betonte allerdings auch: „Aber auf dem Platz wollen wir am Sonntag über 90 Minuten auf Augenhöhe Fußball spielen.“ Heißt: Nicht etwa der Status quo, sondern das Bremer Ziel für die Partie ist mit dem Begriff beschrieben, damit es nach zuletzt fünf Spielen ohne Sieg möglichst mal wieder drei Punkte aufs Konto gibt. Werders Blick auf den Tabellenkeller würden sie deutlich entspannen.

32 Zähler haben die Bremer vor dem anstehenden 28. Spieltag bereits gesammelt, drei weitere könnten in Sachen Klassenerhalt im besten Fall so etwas wie einen Quantensprung bedeuten. Das ist natürlich auch Ole Werner bewusst, der seiner rhetorischen Linie vor dem Freiburg-Spiel dennoch einmal mehr treu blieb. Öffentliches Heißmachen oder gar Kampfansagen sind eben nicht die Sache des Bremer Trainers. Die Augenhöhe gegen Freiburg möchte er auf anderem Wege erreichen.

„Wir wollen die Mannschaft sein, die ihre positiven Phasen besser nutzt als der Gegner“, sagte Werner, wohlwissend, dass sein Team während des jüngsten 2:2 in Mainz eine große Schwachstelle offenbart hatte: „Wir haben uns in Ballbesitz schwergetan, hatten Probleme damit, sauber ins letzte Drittel zu spielen.“ In diesem Punkt muss sich Werder gegen Freiburg in der Tat steigern, wenn es mit der Augenhöhe klappen soll. An die – mit Ausnahme der Schlussphase – gute Defensivleistung aus Mainz lässt sich hingegen anknüpfen. Auch bei den Breisgauern hat Werner hier eine Stärke ausgemacht. 

„Sie sind sehr stabil und gut organisiert im Defensivverhalten. Freiburg ist klar in der Art und Weise, wie sie Fußball spielen – mit einem guten Risikobewusstsein. Sie geben dir nicht all zu viele Möglichkeiten, aus Ballverlusten in Umschaltsituationen zu kommen.“ In den vergangenen drei Ligaspielen gab es für Freiburg dennoch mehr Ernüchterung denn Erfolg: 1:1 gegen Mainz, 1:1 gegen die Hertha, zuletzt ein 0:1 gegen die Bayern. „Wir haben zuletzt ärgerlicherweise Punkte liegenlassen, die uns wehtun. Das wollen wir gutmachen in Bremen und versuchen, mit einer sehr guten Leistung zu gewinnen“, betonte Coach Christian Streich, der mit seinen 57 Jahren als aktuell ältester Trainer der Bundesliga in Ole Werner (34) auf den jüngsten trifft.

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Auch in diesem (sportlich vollkommen irrelevanten) Vergleich gibt es vor dem Anstoß also keine Spur von Augenhöhe, die in der Vergangenheit zwischen den beiden Vereinen übrigens ohnehin nicht allzu oft bestand. Nur war die Rollenverteilung einst eine andere. Hier das international spielende Werder, dort der zuverlässige Punktelieferant aus dem Schwarzwald. Lange her. Längst überholt.

Inzwischen gehört es während der Bremer Pressekonferenzen vor Spielen gegen Freiburg vielmehr fest zum Programm, dass irgendwann die Frage kommt, ob der Club aus dem Breisgau nicht als Vorbild für Werder tauge. Stichwort: Aus vergleichsweise kleinen Möglichkeiten Großes machen. So auch dieses Mal. Werners Replik: „Jeder Verein hat seine eigene Geschichte, und vieles ist nicht von Ort zu Ort übertragbar. Man hat in Freiburg zumindest in gewissen Entwicklungsstadien eine andere Ruhe gehabt, als man das hier in Bremen jemals haben wird – allein aufgrund der Historie.“ Dennoch nannte der Bremer Trainer den kommenden Gegner „ein Musterbeispiel dafür, dass man sich über Kontinuität und langfristig seriöse Arbeit nach wie vor im Ranking der Vereine nach oben arbeiten kann“. Werder müsse dabei aber seinen eigenen Weg finden und „einen sehr langen Atem haben, um vielleicht wieder solche Tabellenregionen zu erreichen, in denen sich der SC Freiburg gerade aufhält“. Oder anders formuliert: um auf Augenhöhe zu kommen. So wie es das Plakat, das in diesen Tagen zum Bremer Stadtbild gehört, seinem Betrachter bereits jetzt suggeriert.

Dass Freiburgs Trainer Christian Streich die spezielle Werbung für das Spiel gesehen hat, darf übrigens bezweifelt werden. Schließlich reist er erst am Samstag mit seinem Team gen Norden. Während der Freiburger Pressekonferenz stimmte er am Freitag dennoch unwissend mit ein: „Wir wollen Bremen vor eine schwierige Aufgabe stellen“, sagte er - und dazu noch: „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe.“     

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