In der 64. Minute war Feierabend für Marvin Ducksch – das ist ungewöhnlich früh für den Stürmer des SV Werder Bremen. Und der war davon nach der 1:2-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim wenig begeistert und hegte einen ganz speziellen Verdacht. Der Nationalspieler machte Fans und Medien mitverantwortlich dafür, dass er bei Werder nicht mehr unantastbar ist und ausgewechselt wird.
Fans diskutieren über Ducksch
„Ach, irgendwann ist das eine Sache von dem ganzen Drumherum. Ich glaube, ich war heute gut im Spiel. Der Trainer hatte dann eine andere Idee“, meinte Ducksch und schob noch etwas abmildernd und im Sinne des Teamgeists hinterher: „Die Jungs machen es natürlich auch gut, deswegen habe ich Platz gemacht.“ Aber alles andere als gerne. Und als er dann darauf angesprochen wurde, was er mit dem „Drumherum“ denn gemeint habe, erwiderte er grimmig: „Das ist doch seit Monaten das Thema mit mir, dass ich mal auf die Bank soll und so’n Scheiß.“
In der Tat wird über Ducksch bei den Fans sehr viel diskutiert. Nicht wenige monieren seine körperlose Spielweise, den Verzicht auf Kopfbälle und seine Standards. Auch in den Medien ist das immer wieder mal ein Thema. Aber lässt sich davon der Trainer wirklich beeinflussen? Ole Werner hat Ducksch bei kritischen Nachfragen in der Vergangenheit stets verteidigt und das nun auch in Sinsheim gemacht. „Ich habe das Gefühl, dass wir jedes halbe Jahr über so eine Phase reden“, meinte Werner zu den vier Spielen in Folge ohne Torbeteiligung von Ducksch: „Marvin fehlt sicher hier und da ein bisschen das Fortune im Abschluss. Trotz alledem sind die Momente, die er für uns einleitet, total wichtig und werden das auch weiter bleiben. Da mache ich mir wenig Gedanken, dass er zukünftig nicht auch wieder trifft. Marvin hat eine Konstanz in der Art und Weise zu treffen, wie das wenige Stürmer in den letzten drei Jahren in unterschiedlichen Spielklassen hatten. Es gibt keinen Grund zu zweifeln.“
In dieser Saison hat er neun Tore und vier Assists auf seinem Konto und ist damit führend im Team. Das bewahrt Ducksch aber nicht vor einer Auswechslung. Für ihn kam in der 64. Minute der unter der Woche etwas angeschlagene und deshalb zunächst pausierende Justin Njinmah ins Spiel. „Wir wollten einfach mit Justin Belebung und einen anderen Spielertypen bringen“, erklärte Werner und monierte die wenigen klaren Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit. Die Wahl sei auf Ducksch gefallen, weil Sturmkollege Nick Woltemade die Bälle besser fest gemacht habe. Aber auch nicht mehr lange – und deswegen sei für ihn dann in der 73. Minute eben Dawid Kownacki gekommen. Da zählt das Leistungsprinzip – und dem muss sich auch ein Ducksch unterordnen. Der suchte in Sinsheim die Gründe für seine frühe Auswechslung aber lieber bei Fans und Medien.