Sie hatten sich eine Reaktion auf die deftige 1:7-Pleite in Köln vorgenommen, ja regelrecht verordnet – und in der Tat traten die Profis des SV Werder Bremen im Heimspiel gegen Union Berlin deutlich verbessert auf. Für Zählbares reichte es am Mittwochabend dennoch nicht. Weil sich die Mannschaft von Cheftrainer Ole Werner erneut zu viele Fehler erlaubte, verlor sie am letzten Spieltag der Hinrunde mit 1:2 (1:1) gegen die Köpenicker. Nach der vierten Pleite in Folge beendete Werder die erste Saisonhälfte mit 21 Punkten auf Tabellenplatz elf.
Im Vergleich zum 1:7-Debakel beim 1. FC Köln hatte Werner zwei personelle Veränderungen in der Startformation vorgenommen und damit seine komplette defensive Zentrale ausgetauscht. Innenverteidiger Milos Veljkovic und Sechser Christian Groß blieben auf der Bank, dafür rückten Amos Pieper und Niklas Schmidt neu ins Team, was weitere Umstellungen nach sich zog. Weil Schmidt als Achter agierte, rückte Ilia Gruev zurück auf die Sechs. Pieper wiederum gab den rechten Innenverteidiger in der Dreierkette, während Niklas Stark den Veljkovic-Job in der Zentrale übernahm. Es waren Wechsel, die sich nur als direkte Reaktion auf den furchtbaren Bremer Auftritt von Köln lesen ließen – Werner wollte nach dem Debakel ein Zeichen setzen, seine Mannschaft wachrütteln. Passend dazu forderte auch Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball vor dem Anstoß: „Wir wollen heute ein anderes Gesicht unserer Mannschaft sehen.“ Es war ein Wunsch, der vor der Pause durchaus erfüllt wurde, wenn auch mit Abstrichen. Denn grobe Fehler leistete sich Werder auch gegen Union.
Gerade einmal sechs Minuten waren im ausverkauften Wohninvest Weserstadion vorbei, als Torhüter Jiri Pavlenka den Gästen aus Köpenick um ein Haar die frühe Führung geschenkt hätte. Nach einem Rückpass von Kapitän Marco Friedl setzte der Tscheche ohne Not zum Dribbling gegen Kevin Behrens an und hatte großes Glück, dass der gebürtige Bremer, der früher in der Werder-Jugend aktiv war, den Ball knapp neben das Tor grätschte (6.). „Das war ein Stück weit unnötig“, kritisierte Sportchef Frank Baumann in der Halbzeitpause. Denn es war eine Szene, die Böses erahnen ließ, zumal die Berliner zu Beginn tonangebend auftraten. Und trotzdem: Der erste Treffer des Abends fiel auf der Gegenseite.
Nach einer punktgenauen Freistoß-Hereingabe von Marvin Ducksch war Pieper schneller als Robin Knoche und köpfte den Ball durch die Beine von Union-Keeper Frederik Rönnow zum 1:0 ins Tor (13.). Da war sie, die frühe Reaktion auf Köln, doch viel Sicherheit gab Werder dieser Moment nicht, denn nur kurz darauf stand Pieper erneut im Mittelpunkt, dieses Mal allerdings unfreiwillig und weniger ruhmreich. In der 18. Minute war es ein misslungener Rückpass des 25-Jährigen, der das 1:1 durch Janik Haberer auf den Weg brachte. Zunächst hatte Behrens den Ball erlaufen, war an Pavlenka gescheitert, nach dessen Rettungstat Haberer den Abpraller nur noch einschieben musste. Kurios: Der zweite Treffer des Abends bekam den Hausherren deutlich besser als der erste, denn plötzlich tauchte Werder vermehrt in der Offensive auf, kombinierte gefällig und setzte Union unter Druck. Nach schönem Steckpass von Niclas Füllkrug war es Pech für die Bremer, dass der leicht abgefälschte Abschluss von Leonardo Bittencourt gegen den Pfosten trudelte (21.).
Danach verlor die Partie etwas an Tempo, beide Teams waren darum bemüht, Ordnung in die Defensive zu bekommen, was durchaus gelang. Und dennoch brannte es kurz vor der Pause plötzlich wieder lichterloh in Werders Abwehr.
Mit einem verunglückten Befreiungsschlag schoss Pavlenka Behrens an, woraufhin Sheraldo Becker an den Ball kam und ihn nach wenigen Kontakten in den Winkel setzte – 2:1 für ihn Union, dachten zumindest alle. Weil Behrens den Ball aber mit der Hand berührt hatte, nahm Schiedsrichter Bastian Dankert den Treffer nach Ansicht der Videobilder zurück (42.). „Ich glaube, dass wir einen deutlich verbesserten Auftritt als gegen Köln sehen“, sagte Baumann kurz vor dem Start der zweiten Hälfte, die für seine Mannschaft dann jedoch denkbar schlecht beginnen sollte.
Nach einem Eckball von Winter-Neuzugang Josip Juranovic setzte sich Behrens im Luftduell gegen Gruev durch und traf per Kopf zum 2:1 für die Gäste (46.). Positiv: Werder ließ sich – anders als noch in Köln – zu keinem Zeitpunkt hängen, suchte stattdessen immer wieder nach Lösungen. So wie in der 53. Minute als Füllkrug bei einem Abschluss aus der Drehung nicht genügend Druck hinter den Ball bekam. Auf der anderen Seite bot sich Behrens kurz darauf die Chance aufs 3:1 – Mitchell Weiser stoppte den Ball kurz vor der Linie (65.).
Die Gäste aus Berlin verwalteten ihre knappe Führung in der Schlussphase abgeklärt und profitierten davon, dass Werder im Spiel nach vorne nicht mehr allzu viele Ideen hatte. Zwingende Chancen auf den Ausgleich gab es für die Bremer deshalb nicht mehr, sodass am Ende die vierte Bundesliga-Niederlage in Folge zu Buche stand.
Bereits am Samstag startet das Team von Chefcoach Ole Werner nun in die Rückrunde. Ab 15.30 Uhr ist dann der enorm formstarke VfL Wolfsburg in Bremen zu Gast, der die letzten sechs Ligapartien allesamt gewonnen und dabei ein Torverhältnis von 22:1 erzielt hat.