Es hat nicht viel gefehlt, und aus einem vielbeachteten Debüt wäre sogar ein Traum-Debüt geworden. Denn Naby Keita brauchte nach seiner Einwechslung nicht viel Anlaufzeit, sorgte im Weserstadion schnell für Staunen und hätte sich beim 2:1-Sieg des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Köln am Samstagabend fast noch als Torschütze eingetragen. Dabei war der lange verletzte Star-Neuzugang vom FC Liverpool gerade mal für drei Minuten zum Einsatz gekommen.
Wechsel hatte taktische Gründe
Als Trainer Ole Werner den Mittelfeldmann in der zweiten Minute der Nachspielzeit aufs Feld schickte, hatte das in erster Linie taktische Gründe. „Dass man nochmal einen Wechsel vornimmt, ist ja klar, wenn man führt, um einfach auch ein bisschen die Zeit runterzuspielen“, erklärte der Coach hinterher. Außerdem sollte der Nationalspieler Guineas ein wenig für Entlastung sorgen. Der 28-Jährige reihte in seinen ersten Werder-Minuten dann allerdings eine auffällige Aktion an die andere. Erst ein Warnschuss aus der zweiten Reihe, dann ein eleganter Hackentrick im Mittelfeld, schließlich noch eine echte Topchance im Strafraum: Von Justin Njinmah in Szene gesetzt, tauchte Keita ganz frei im Strafraum auf, entschied sich noch für einen Haken und schloss mit links ab – knapp vorbei.
„Er hat intensiv gearbeitet, ich hätte mich gefreut, wenn er das Tor noch gemacht hätte“, sagte Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz. „Wer weiß, was dann hier los gewesen wäre!“ Auch so ging bei Keitas Aktionen ein Raunen durchs Publikum, der Neuling regte die Fantasie der Fans an, machte Lust auf mehr. Bei Werder weiß man, was er kann – die Mannschaftskollegen sind sogar schon von seinen Trainingsleistungen beeindruckt. „Auch im Training, wenn es nur kleine Spielformen sind, ist es schon etwas Besonderes, ihn spielen zu sehen. Muss man so sagen“, berichtete Abwehrmann Niklas Stark: „Nabyist schon ein Ausnahmespieler, wie ich es auch noch nicht oft gesehen habe. Vielleicht bei der Nationalmannschaft…“ Keita sei „schnell im Kopf und schnell mit den Füßen“. Im Scherz prophezeite Stark: „Jetzt hat er sich eingeschossen, das nächste Mal trifft er.“
Die Werder-Verantwortlichen werben derweil lieber um Geduld. „Das Wichtigste ist, dass wir die Trauben nicht zu hoch hängen“, meinte Fritz. Nach der langwierigen Adduktorenverletzung, die sich Keita während der Vorbereitung Mitte Juli zugezogen hatte, dauere es immer etwas, bis ein Spieler wieder hundertprozentige Spielfitness aufgebaut habe. „Jetzt geht es für uns darum, einen guten Job zu machen und ihn in einen guten Rhythmus zu bringen“, sagte auch Werner, der mit Keitas erstem Auftritt zufrieden war: „Das hat den Abend abgerundet.“