Angeschlagen war Dawid Kownacki nicht. Doch lange Zeit fiel der Stürmer des SV Werder Bremen dem Publikum während des Testspiels in Verden (6:0) allenfalls durch seine blondierten Haare auf. In der ersten Halbzeit hatte sich Keke Topp als vorderste Spitze der Bremer beweisen dürfen, nach der Pause ging dann etwas überraschend Nachwuchstalent Salim Musah 45 Minuten lang auf Torejagd – und wusste auch ohne eigenen Treffer in einzelnen Szenen durchaus zu gefallen. Kownacki dagegen blieb lange Zeit nur Zuschauer, erst ab der 62. Minute war noch Gelegenheit für einen recht unauffälligen Kurzeinsatz. Der 28-Jährige gilt ohnehin als Wechselkandidat, das Gastspiel in der Reiterstadt wirkte da regelrecht wie ein Fingerzeig. Doch Trainer Horst Steffen macht die Tür nicht zu. Noch nicht.
„Wir hatten 21 Feldspieler und mussten ja irgendwie wechseln“, erklärte der 56-Jährige im Nachgang der Begegnung. „Es waren drei zentrale Stürmer dabei, von denen zwei jeweils in den beiden Halbzeiten angefangen haben. Daher musste ich eine Wahl treffen.“ Und die sei eben gegen Kownacki ausgefallen. Der einstige Nationalspieler hatte in der vergangenen Woche durchaus engagiert seine Rückkehr an die Weser in Angriff genommen, bei den Trainingseinheiten keinerlei Lustlosigkeit erkennen lassen.
Öffentlich hat der Angreifer längst bekundet, dass er gern wieder bei Fortuna Düsseldorf spielen möchte – dort, wo sich seine Familie wohlfühlt und wo er zuletzt als Leihspieler wieder vermehrt Akzente gesetzt hatte. Doch eine vereinbarte Kaufoption in Höhe von 2,5 Millionen Euro ließen die Rheinländer aus finanziellen Gründen verstreichen. Auch die Leihe war zuletzt nur möglich gewesen, weil Werder weiterhin große Teile des Gehalts von Kownacki übernommen hatte. Beim Zweitligisten besteht nun die Hoffnung, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht eine günstige Gelegenheit für einen Kauf ergibt – wenn der Stürmer in Bremen etwa aussortiert werden sollte.
Kownacki muss noch Überzeugungsarbeit leisten
So lange wird Dawid Kownacki erst einmal in Bremen bleiben. Falls sich nicht noch eine ganz andere Option auftut. Am kommenden Samstag (15.30 Uhr) steht beim Regionalligisten Kickers Emden der nächste Formtest für Werder auf dem Programm, eventuell darf der Offensivakteur dann etwas länger probieren, seinen Coach von sich zu überzeugen. „Ich glaube, dass jeder Spieler genügend Zeit bekommen wird, um sich zu zeigen – Dawid auch“, meinte jedenfalls Peter Niemeyer als Leiter Profifußball. Kleiner wird die teaminterne Konkurrenz allerdings nicht.
Zwar ist Marvin Ducksch aktuell verletzt und Justin Njinmah kommt im neuen 4-2-3-1-System von Horst Steffen bislang vornehmlich über die Außenbahn, doch am Dienstag steigen gleich vier Nationalspieler wieder ins Training ein – neben Kapitän Marco Friedl, Romano Schmid und Felix Agu somit auch Angreifer Marco Grüll. Und der Österreicher hatte unlängst erst angekündigt, sich unbedingt für einen Stammplatz in Position bringen zu wollen. Da muss Dawid Kownacki also noch viel Überzeugungsarbeit leisten, um nicht wie in Verden vermehrt Zuschauer zu sein.