Hellena Harttung schaute etwas besorgt auf die Uhr. „Wir haben noch sieben Minuten, dann müssen wir hier eigentlich raus“, sagte die Leiterin des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt. Doch am Dienstagabend gab es während der jüngsten Beiratssitzung im Bürgerhaus Weserterrassen wieder eine ganze Menge zu bereden. Das Dauerthema Hochwasserschutz beschäftigte die Anwesenden drei Stunden lang ebenso wie der neue Bauantrag des SV Werder Bremen für die Sanierung des Stadions „Platz 11“ sowie die Idee der endgültigen Realisierung eines komplexen Leistungszentrums (LZ) – zumal die Aspekte alle auch eng miteinander verknüpft sind. Entsprechend reichhaltig waren die Wortmeldungen.
Tarek Brauer, Werder-Geschäftsführer für die Bereiche Organisation und Personal, hatte seine Vorstellung der Pläne noch nicht richtig beendet, da schnellten bereits die ersten Arme aus dem Plenum in die Luft. Bei den folgenden Fragen ging es mal um die Sicherheit, dann um den Haftungsschutz. Auch deshalb, weil der ebenfalls anwesende Stephan Levin, Geschäftsführer des Bremischen Deichverbandes, kurz zuvor prognostiziert hatte: „Die Pauliner Marsch wird irgendwann volllaufen – die Frage ist nur wann.“ Bekanntlich möchte Werder unbedingt vor Ort bleiben, auch wenn aus der einst angepeilten großen Lösung für ein LZ aufgrund der Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner nichts wurde. Stattdessen sollen nun die Bestandsgebäude an „Platz 11“ kernsaniert, mit einer neuen einheitlichen Fassade versehen und innen unter anderem mit modernen Kabinen, einem Pressekonferenzraum sowie Sanitäranlagen bestückt werden. Der Breiten- und Schulsport wird ebenfalls berücksichtigt, auch die Gastronomie soll in optimierter Version erhalten bleiben.
Werder plant mit Hochwasser-Risiko
Und bei den Planungen hat Werder auch bedrohliche Pegelstände berücksichtigt. „Wir werden das Hochwasser nicht verhindern können, mit diesem Risiko leben aber wir“, betonte Tarek Brauer. „Jedoch minimieren wir zum Beispiel eine Schadstoff-Gefahr dadurch, dass wir die jetzige Öl-Heizung entfernen.“ Stattdessen soll künftig eine Wärmepumpe auf dem Dach die Kälte im Inneren des Gebäudes vertreiben. Des Weiteren ist vorgesehen, die gesamte Technik des Komplexes in die erste Etage zu verlegen, elektrische Leitungen führen von der Decke zu den jeweiligen Schaltern. Der Hochwasserschutz für das Gebäude selbst funktioniere laut Brauer bis zu einer Höhe von 1,20 Meter.
Aus den Reihen der Politik gab es positive Rückmeldungen für den Antrag: „Ich denke, dass ich für den Großteil des Beirats sprechen und sagen kann, dass wir froh über die Pläne sind und darüber, eine neue Bezirkssportanlage zu bekommen“, erklärte etwa Carola Schirmer (Grüne), während Georg-Christoph von Heusinger (FDP) die Transparenz des Vereins würdigte. Derweil hob Monica Duncan vom Sportamt hervor: „Wir sind froh über diese Lösung, die erarbeitet wurde. Es gibt insgesamt neun Sportanlagen in Bremen, die sich in Hochwasser-Risikogebieten befinden. Uns ist dieses Thema also nicht neu. Zehn Prozent unserer Sportler sind folglich darauf angewiesen, dass wir ihre Sportflächen erhalten.“ Genau dies werde nun durch dieses Vorhaben in der Pauliner Marsch getan.
Während der angestrebten Sanierung, die im Frühjahr 2025 beginnt, knapp anderthalb Jahre dauern und zwischen acht und neun Millionen Euro kosten soll, werde der Sportbetrieb uneingeschränkt weitergehen. Auf dem benachbarten Platz 12 werde jedoch während der Bauphase ein wohl 100 Container starkes Ausweichquartier mit Umkleiden, Sanitäreinrichtungen sowie Besprechungsräumen entstehen. Wie die Vielzahl dieser Provisorien von womöglich riesigen Fahrzeugen folgenlos über den angrenzenden, schmalen Rosenweg transportiert werden soll, erregte zum Schluss noch einmal die Gemüter – eine genaue Klärung der Frage steht noch aus.
Gesichert ist dagegen, dass der SV Werder nach der Modernisierung gern noch das eigentliche Leistungszentrum, einen sogenannten Fußball-Campus, entstehen lassen möchte. Die Sporthalle Pauliner Marsch soll dafür – sobald eine Umzugsmöglichkeit für die dort trainierenden Sportler gefunden wurde – ebenso wie das benachbarte Gebäude abgerissen, aber mit angepassten Bedürfnissen in gleicher Größenordnung wieder aufgebaut werden. „Das wird nicht vor 2026 passieren“, sagte Tarek Brauer. „Wenn es 2027 klappt, ist es sehr gut, aber es wird eher 2028.“