Ole Werner gehört zur Sorte der besonnenen Trainer in der Bundesliga. Nach Spielen geht der Coach der Bewertung von kniffligen Schiedsrichter-Entscheidungen gerne mal aus dem Weg mit dem Hinweis, er habe die Szene nicht noch einmal im Fernsehen gesehen. Nach dem 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach machte der 36-Jährige eine Ausnahme und regte sich enorm über den späten Handelfmeter auf, der den Bremern den Sieg gekostet hatte.
„Wenn man sich das anschaut, dann ist das wieder der klassische Fall von kann man geben, muss man aber nicht“, meinte Werner zur Szene in der 90. Minute. Gladbachs Tomas Cvancara hatte im Strafraum den Ball aus kurzer Distanz Werder-Kapitän Marco Friedl an die Hand geschossen. Schiedsrichter Timo Gerach wollte die Partie eigentlich mit einer Ecke fortsetzen, doch der Video-Assistent schaltete sich ein und bat den Unparteiischen zum Bildschirm am Spielfeldrand.
Nach Ansicht der Bilder zeigte Gerach auf den Punkt. Gladbachs Florian Neuhaus nutzte den Strafstoß zum späten 2:2. Sehr zum Ärger von Werner. „Am Ende ist das große Problem, dass jede Woche auf den Sportplätzen gefühlt Willkür herrscht“, schimpfte der Bremer Coach: „Das große Problem ist, dass wir gefühlt mehr Detektive als Schiedsrichter haben, die versuchen dann nochmal, in allen Spielsituationen noch Argumente für ihre Entscheidungen zu finden. Das ist einfach für alle Beteiligten nur Blödsinn. Schafft den Scheiß wieder ab, es nervt einfach nur noch!“ Gemeint war damit natürlich der VAR, also der Video-Assistent, der aus Köln in die Spiele eingreift, wenn klare Fehlentscheidungen vorliegen.
„Pechvogel“ Friedl sah dagegen ein anderes Problem – die Regel. Der Werder-Kapitän gestand, dass er den Ball an seinen leicht vom Körper entfernten Arm bekommen hatte, fragte aber zugleich, wie er sich bitteschön anders verhalten solle. „Wenn die Hand nicht direkt rausgefahren war, ist so eine Entscheidung für den Verteidiger unfassbar bitter. Deshalb gibt es so viele Elfmeter Woche für Woche, weil du als Verteidiger im Sechzehner deine Hände schon ein bisschen benötigst. Wenn du erst mit der Hand den Kontakt zum Stürmer hast und du die Hand dann auf einmal wegnehmen musst, ist das nicht ganz einfach, aber so ist halt die Regel.“