Ein letztes Mal noch brandete riesiger Applaus auf. Die Fans wollten Jiri Pavlenka keineswegs einfach so ziehen lassen, riefen immer wieder seinen Namen, als wollten sie ihn noch einmal ganz fest verbal umarmen. In der Ostkurve wurde passend ein Banner in die Höhe gehalten – die ebenso simple wie unmissverständliche Botschaft: „Danke Pavlas“. Exakt 221 Pflichtspiele hat der Torhüter für den SV Werder Bremen absolviert, sieben Jahre lang stand er an der Weser unter Vertrag und machte seine Sache auf der Linie häufig so gut, dass er anerkennend den Spitznamen "Krake" verliehen bekam. Am Samstag ist die lange Zeit so erfolgreiche Beziehung endgültig zu Ende gegangen, Pavlenka wurde vor dem Bochum-Spiel (4:1) neben Christian Groß und Nick Woltemade offiziell verabschiedet.
„Es ist schade, dass sie gehen, auch wenn es zum Fußball dazugehört“, sagt Trainer Ole Werner. „Grosso und Pavlas sind für mich zwei Spieler, die absolute Vorbilder in Sachen Professionalität und Fleiß sind. Sie sind absolute Teamplayer.“ Das zeigte sich noch einmal ganz besonders in der abgelaufenen Saison. Beide Akteure stellten sich komplett in den Dienst der Mannschaft, obwohl für sie selbst nicht mehr allzu viel Spielzeit herumkam. Besonders Pavlenka hatte sportlich zu leiden, verlor er seinen Stammplatz doch nicht etwa wegen schlechter Leistungen, sondern aufgrund einer Verletzung und der Tatsache, dass Ersatzmann Michael Zetterer seinen Job derart gut machte, dass es keinen Grund mehr für einen erneuten Tausch gab.
Pavlenka im letzten Spiel nur Zuschauer
So blieb der Tscheche Zuschauer und ging nicht nur bei Werder leer aus, sondern rückte auch bei der Nationalmannschaft seines Heimatlandes, für das er eigentlich bei der EM spielen wollte, ins Hintertreffen. Der Fußball, er ist eben manchmal ein brutales Geschäft. Eines, in dem noch nicht bekannt ist, wie es für den 32-Jährigen sportlich weitergeht.
Anders sieht es bei Nick Woltemade aus, der vor einem Wechsel nach Stuttgart steht und am Samstag letztmals in seiner Geburtsstadt das Trikot seines Herzensvereins trug. Bei der abschließenden Runde an den Tribünen vorbei musste auch der Offensivmann mehrmals kräftig durchatmen, um Herr seiner Emotionen zu bleiben. „Nick war sehr lange im Verein und hat eine tolle Entwicklung genommen, die er hundertprozentig auch woanders fortsetzen wird“, gab Ole Werner dem Youngster mit auf den Weg. Bei Werder müssen dagegen nun die Lücken gefüllt werden, die das Trio hinterlassen wird. „Das ist immer eine Aufgabe, wenn Spieler gehen, die auf unterschiedliche Art und Weise die Kabine mitgeprägt und Verantwortung übernommen haben“, gestand Werders Coach. „Die Erfahrung zeigt aber auch, dass dann andere in neue Rollen reinrutschen. Es wird Bewegung da sein, die der eine oder andere vielleicht braucht, um seinen nächsten Schritt zu machen. Das ist ein normaler Prozess. Und trotzdem werden wir merken, dass die drei Spieler nicht mehr da sind.“