Wo es im Sport Gewinner gibt, muss es zwangsläufig auch Verlierer geben. Selbst innerhalb einer Mannschaft unterscheiden sich die Gefühlslagen – gemeinsamer Erfolg hin oder her. Beim SV Werder Bremen trifft die Rolle der vermeintlichen „Verlierer“ derzeit besonders auf die beiden Winter-Leihgaben Issa Kaboré und André Silva zu. Beide kamen im Januar mit der Hoffnung, sportlich zu helfen. Die Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen, erhielten sie zuletzt allerdings kaum. Kaboré stand in den vergangenen drei Partien nicht einmal im Spieltagskader, während Silva bei den jüngsten drei Erfolgen lediglich auf fünf Minuten Einsatzzeit kam. „Unser Kader hat ein hohes Niveau – deshalb gibt es auf doppelt oder sogar dreifach besetzten Positionen zwangsläufig auch Härtefälle“, erklärt Werders Leiter Profifußball, Peter Niemeyer.
Silva erfährt Rückendeckung von den Verantwirtlichen
Trotz der aktuell fest eingespielten Startelf sei laut Niemeyer niemand im Kader dauerhaft abgeschrieben: „Jeder Spieler hat jede Woche die Chance, sich für den Kader zu empfehlen. Aber klar ist: Der Mannschaftserfolg steht über allem“, betont der 41-Jährige. „Die Jungs, die derzeit zum Einsatz kommen, machen sehr gute Werbung in eigener Sache.“ Eine Werbung, die Kaboré und Silva derzeit kaum betreiben können – zumindest nicht im Ligabetrieb. Doch während Kaboré aktuell etwas außen vor scheint, erfährt Silva trotz geringer Spielzeit vermehrt öffentliche Rückendeckung vom Verein. Bereits in der Vorwoche sagte Ole Werner: „Er geht mit der Situation sehr professionell um, trainiert gut und bietet sich weiterhin an. Andere können sich daran orientieren, wie André das macht.“
Auch Peter Niemeyer lobt den Umgang des portugiesischen Angreifers mit der schwierigen Situation: „Wenn ich sehe, wie er sich im Training reinhängt, obwohl seine Situation nicht einfach ist, dann ist das hochprofessionell.“ Trotz des aktuellen Hypes um Konkurrent Oliver Burke wird Silva in Bremen keineswegs links liegen gelassen. Werner spricht viel mit dem Stürmer, nahm sich zuletzt über eine Viertelstunde nach Trainingsende Zeit, um Silva unter vier Augen seine Sicht der Dinge zu erklären. Es besteht bei Werder weiterhin die Hoffnung, dass der 29-Jährige im Saisonendspurt vielleicht doch noch seinen wichtigen Moment bekommt – auch wenn es nur ein einziger, aber eventuell entscheidender sein sollte. Ein Anfang war bereits beim 2:1-Sieg in Stuttgart zu sehen: In der Entstehung des späten Siegtreffers behauptete Silva im Mittelfeld stark den Ball im Zweikampf und leitete ihn weiter auf Leonardo Bittencourt – der wiederum Oliver Burke bediente. Ein kleiner Moment mit großer Wirkung. So dürfte sich André Silva an diesem Tag trotz Kurzeinsatz durchaus auch als Gewinner gefühlt haben.