Das Ziel ist klar und wenig überraschend: Nach drei Bundesliga-Pleiten in Folge möchte der SV Werder Bremen im kommenden Heimspiel gegen den ebenfalls (und sogar noch mehr) kriselnden VfL Wolfsburg (Sonnabend, 15.30 Uhr) zurück in die Erfolgsspur, um nicht endgültig in eine Negativspirale zu rutschen. Allerdings gestaltet sich die Vorbereitung auf das Duell mit dem Tabellen-14. am Osterdeich ziemlich kompliziert.
Zum einen, weil bei den Wölfen nach dem vergangenen Spieltag in Ralph Hasenhüttl gerade erst ein neuer Trainer übernommen hat, was sämtliche Blaupausen des Wolfsburger Spiels unter Vorgänger Niko Kovac wertlos macht. Zum anderen aber auch, weil sich bei Werder selbst eine Menge ändern wird – notgedrungen. Gleich drei Bremer Stammspieler stehen für die Partie bekanntlich nicht zur Verfügung: Senne Lynen, Mitchell Weiser und Jens Stage müssen nach ihrer jeweils fünften Gelben Karte aus dem Spiel bei Union Berlin (1:2) gesperrt zuschauen. Heißt: Vor allem das zentrale Mittelfeld muss umgebaut werden. Positiv dabei: Cheftrainer Ole Werner stehen dafür gar nicht mal so wenig Optionen zur Verfügung.
Sechserposition: Wer ersetzt Lynen?
Der 1:0-Erfolg beim FC Bayern München aus dem Januar war für den SV Werder im Allgemeinen, aber auch für Senne Lynen im Speziellen etwas ganz Besonderes. Hier das historische Resultat, der erste Bremer Sieg gegen den Rekordmeister seit 2008, und dort ein 25-jähriger Belgier, der dabei einen starken Auftritt hingelegt hatte und seitdem unumstrittener Stammspieler auf der Sechserposition ist. Entsprechend hart trifft Werder nun Lynens Ausfall. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der defensive Mittelfeldspieler zuletzt bei Union Berlin einen schlechten Tag erwischt hatte.
Rein nominell kommen vor dem Wolfsburg-Spiel zwei Bremer Profis infrage, die den Job vor der Abwehr übernehmen könnten: Skelly Alvero und Christian Groß. Während des Testspiels bei Hannover 96 (1:3) hatte der Chefcoach Werner den Franzosen Alvero auf der Sechs spielen lassen, Groß half hingegen in der Dreierkette aus. Dort wird der Routinier gegen Wolfsburg aller Voraussicht nach nicht gebraucht, weil Anthony Jung und Milos Veljkovic, die in Hannover geschont wurden, ins Team zurückkehren dürften und auch Kapitän Marco Friedl sowie Amos Pieper neben Julian Malatini wieder Optionen sein könnten.
Klar ist: Groß wäre im Vergleich zu Alvero der deutlich defensiver denkende Sechser, was der zuletzt wieder mehr wackelnden Werder-Defensive – gegen Hoffenheim, Dortmund und Union gab es jeweils zwei Gegentreffer – helfen könnte. Sollte sich Werner für den Routinier als Lynen-Ersatz entscheiden, stünde Alvero zudem als Alternative für den freigewordenen Posten auf der Achterposition zur Verfügung, wo er allerdings eher Außenseiterchancen haben dürfte.
Achterposition: Wer ersetzt Stage?
26 Spieltage ist die laufende Saison inzwischen alt, an 25 davon stand Jens Stage für den SV Werder in der Startelf, was die Bedeutung, die der Däne für das Bremer Spiel hat, klar hervorhebt. Mit seinem stets körperbetonten Auftritt sorgt der 27-Jährige als einer von zwei Achtern in der Regel für Balance und Ordnung – dieser Job muss gegen Wolfsburg nun auf andere Schultern verteilt werden. Romano Schmid dürfte nach abgesessener Gelbsperre wieder von Beginn an spielen – für den Posten an der Seite des österreichischen Nationalspielers kommen gleich vier Akteure infrage.
Gute Chancen hat dabei grundsätzlich Nick Woltemade, der in dieser Saison mehrfach vielversprechende Ansätze gezeigt hat. Hinter den Spitzen Bälle festzumachen und überlegt an die Kollegen zu verteilen, gehört fraglos zu den Stärken des 22-Jährigen, der allerdings deutlich offensiver denkt als Stage. Anders formuliert: Möchte Werner neben Schmid mehr Aggressivität gegen den Ball, könnte er sich für einen anderen Mann entscheiden – für Leonardo Bittencourt.
Der 30-Jährige steckt seit Jahresbeginn in der Rolle des Ersatzspielers fest und dürfte auf einen Einsatz brennen. Neben Skelly Alvero ist auch Naby Keita ein nomineller Kandidat für die Rolle des Stage-Ersatzes. Bei Alvero bleibt allerdings wie erwähnt abzuwarten, was Werner auf der Sechserposition macht. Und Keita? Dürfte nach einem wenig begeisternden Auftritt in Hannover nur geringe Startelfchancen haben. Gleiches gilt (wenn auch aus anderen Gründen) für den jungen Potenzialspieler Isak Hansen-Aaröen, der noch Zeit zur Eingewöhnung braucht.
Rechte Außenbahn: Wer ersetzt Weiser?
Der Ausfall von Mitchell Weiser tut Werder weh, keine Frage. Er dürfte nominell aber vergleichsweise einfach zu kompensieren sein. Die naheliegendste Lösung: Felix Agu übernimmt die rechte Außenbahn, und Olivier Deman bleibt auf links.
Dort hatte sich der 23-jährige Belgier zuletzt allerdings sehr fehleranfällig präsentiert, was Werner ins Grübeln bringen könnte. Sollte der Trainer Deman aus dem Team nehmen, würde Agu auf die linke Seite wechseln, während Bittencourt den rechten Schienenspieler geben könnte – oder vielleicht sogar Leon Opitz auf einem der beiden Flügel eine Chance bekommt.