Wer die ersten Trainingseinheiten des SV Werder Bremen unter Neu-Cheftrainer Horst Steffen beobachtet, merkt schnell: Ein langsames Herantasten nach der Sommerpause gibt es nicht – dafür bleibt schlichtweg zu wenig Zeit. Genau 37 Einheiten, so hat es Steffen zu Beginn der Woche in einer Medienrunde vorgerechnet, bleiben bis zum Saisonauftakt im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld (15. August, 20:45 Uhr). In dieser kurzen Vorbereitungsphase müssen nicht nur die neue Grundordnung mit Viererkette einstudiert und automatisiert werden. Auch eine potenzielle Startelf muss sich herauskristallisieren – ebenso wie jene Spieler, die unter Steffen keine Perspektive mehr haben und in dieser Transferphase abgegeben werden sollen.
Steffen-Vorgänger Werner setzte auf eingespielte Achse
„Wir haben gerade erst angefangen. Ich schaue mir die Jungs erst einmal alle an. Es wird sicherlich noch ein paar Tage dauern, bis wir sagen können, welche Spieler leistungsmäßig dazugehören – und welche eben nicht“, sagt Steffen. Er weiß: Für harte Kaderentscheidungen bleibt wenig Spielraum. „Wann das genau sein wird, weiß ich nicht, aber die Entscheidungen werden in naher Zukunft fallen.“ Rund um das Trainingslager im Zillertal Ende Juli dürften intern die ersten Weichenstellungen erfolgen. Die Entscheidung über eine feste Startelf hingegen lässt sich der 56-Jährige deutlich länger offen: „Die Entscheidung, wie unsere Startelf aussieht, die fällt in der Regel erst sehr spät – aber auch diese ist dann nicht endgültig.“
Unter Vorgänger Ole Werner hatte sich über Jahre eine eingespielte Achse gebildet. In Phasen ohne große Verletzungssorgen setzte Werner meist auf eine nahezu unveränderte Startelf. Bislang hat mit Oliver Burke lediglich ein Akteur, der in der vergangenen Rückrunde zum festen Stamm gehörte, den Verein verlassen. Doch: Das kann sich bald ändern. Zuletzt tauchten erneut Gerüchte über ein ausländisches Interesse an Romano Schmid und Torhüter Michael Zetterer auf. Für Steffen wäre das ein schwerer Verlust: „Auf die Stammspieler und Leistungsträger der Vergangenheit würde ich als Trainer natürlich ungern verzichten.“ Doch auch ihm ist bewusst: Werder muss einen Transferüberschuss von 7,5 Millionen Euro in diesem Sommer erzielen. Ein Verbleib aller Führungsspieler scheint daher unrealistisch. „Natürlich wünsche ich mir, dass die Leistungsträger bleiben – und im besten Fall sogar noch neue Spieler dazukommen. Aber das wird vermutlich nur schwer umsetzbar sein“, räumt Steffen ein. Bevor sich auf dem Transfermarkt etwas bewegt, will der Cheftrainer vor allem eines: sich ein umfassendes Bild vom bestehenden Kader verschaffen. Die ersten intensiven Einheiten dürften dem neuen Coach dabei bereits erste wertvolle Eindrücke geliefert haben.