Die Juristen sind bereits bei der Arbeit, der neue Vertrag von Ole Werner mit dem SV Werder soll in den nächsten Tagen unterschrieben werden. Beide Seiten haben sich nach Informationen unserer Deichstube über eine vorzeitige Ausweitung des Kontrakts, der sich gerade erst durch den Klassenerhalt automatisch bis 2024 verlängert hatte, verständigt. Offenbar mit einer Laufzeit bis 2026. Mit Werner soll nach dem kurzen Intermezzo von Markus Anfang wieder Kontinuität auf dem Trainerposten herrschen. Auch wenn die Einigung letztlich recht schnell über die Bühne ging, beide Seiten hatten schon klare Erwartungen, die erst mal geklärt werden mussten. Deshalb ist im anstehenden Sommer durchaus mit Veränderungen zu rechnen.
Werder Bremen: Ausfälle für schwache Rückrunde verantwortlich
Da wäre zum Beispiel der Kader. Den hatte Werder nach dem Aufstieg aus Kostengründen sehr klein gehalten und das Geld lieber in die Spitze investiert. Der Plan ging zunächst auf, Werder punktete sich in der Hinrunde bis ran an die internationalen Plätze. Im neuen Jahr folgte der Absturz. Den vorletzten Platz in der Rückrunden-Tabelle begründete Werner auch mit den vielen verletzungsbedingten Ausfällen. Darunter habe die Qualität im Training und dadurch dann auch in den Spielen gelitten, so der Coach, der Werder im Herbst 2021 übernommen und dann zum Aufstieg geführt hatte.
„Natürlich können wir bei unseren finanziellen Möglichkeiten nicht alle 25 Position gleichwertig stark besetzen. Auch jetzt nicht. Es geht aber darum, dass wir uns in der Breite Stück für Stück weiterentwickeln. Das ist unser Ziel“, erklärte Werder-Sportchef Frank Baumann unlängst in einem Interview. Es werden also einige neue Spieler dazukommen müssen. „Wir brauchen frisches Blut“, hatte Werner schon kurz vor Saisonende gefordert. Seine deutlichen Worte wurden letztlich erhört, aber seine öffentlichen Äußerungen zum aus seiner Sicht zu kleinen Kader und den Wünschen für die Zukunft waren im Verein nicht überall gut angekommen.
Auch wenn Baumann genauso wie Clemens Fritz als Leiter Profifußball darin offiziell kein Problem sahen. „Wir gehen in die gleiche Richtung, es gibt keine Unstimmigkeiten“, betonte Fritz vor ein paar Wochen. Intern wurde Werners Verhalten auch unter fehlender Erfahrung verbucht. Mit 35 Jahren ist er schließlich der jüngste Coach der Bundesliga und hat gerade erst seine Premieren-Saison im deutschen Fußball-Oberhaus hinter sich.
Die hat er vor allem tabellarisch sehr ordentlich gemeistert. Werder ist nie in akute Abstiegsgefahr geraten. Alle Sorgen resultierten eigentlich nur aus den Erfahrungen der Vergangenheit, weil Werder vor zwei Jahren aus dem sicheren Mittelfeld noch in die Abstiegszone abgerutscht war. Diesmal ging es zwar auch Stück für Stück runter, die Aufstiegseuphorie verabschiedete sich zusehends, doch am Ende war das Polster dick genug, das sich die Grün-Weißen angefuttert hatten – und zwar mit Werners Erfolgsfußball aus der 2. Liga.
Weil der 2023 nicht mehr die gewünschten Ergebnisse liefert, wird vom Coach nun ein Gegensteuern erwartet. Ein einfaches „Weiter so“ soll es nicht geben – übrigens unabhängig vom Verbleib des Sturmduos Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch. Werner soll Werder nicht neu erfinden, aber endlich weiterentwickeln. Was auch für junge Spieler gilt. Das ist in dieser Spielzeit zu kurz gekommen. Aus Sicht des Trainers aus gutem Grund: Der sah sich vor allem dem Ziel Klassenerhalt verpflichtet, wollte da mit personellen Experimenten kein Risiko eingehen.
Werder Bremen: Kader soll möglichst früh feststehen
Nun heißt es: neue Saison, neues Glück – und vor allem neue Strategie. Um es dem Coach leichter zu machen, soll der Kader wie vor einem Jahr wieder möglichst früh zusammengestellt werden. Dabei spielt Werner eine Schlüsselrolle. Er wird intensiv in die Arbeit auf dem Transfermarkt eingebaut und übernimmt dabei die Rolle des Überzeugers. Wie bei Dawid Kownacki. Der Pole von Fortuna Düsseldorf hatte als ablösefreier Spieler in der Bundesliga die Qual der Wahl und entschied sich mit Werder nicht für die finanziell lukrativste Option. So darf es gerne auch bei weiteren Neuzugängen funktionieren.
Und die Liste ist lang. Denn Werner hat seiner öffentlichen Forderung nach mehr Personal intern offenbar noch detailliertere Wünsche folgen lassen. Die Probleme sind allseits bekannt. Um zum Beispiel von Dreier- auf Viererkette umstellen zu können, braucht es echte Außenverteidiger, die der Kader so kaum hat. Gleiches gilt für einen Dreier-Sturm mit echten Außen. Auch die gibt es aktuell noch nicht. Es muss sich also noch einiges ändern, damit Werner und Werder auch nach der Vertragsverlängerung glücklich bleiben.
Finanziell lohnt sich für den Trainer die Unterschrift allemal. Bislang soll er mit einem Jahresgehalt von knapp unter einer Million Euro im Ranking der Bundesliga-Trainer auf einem Abstiegsplatz gestanden haben. Nun dürfte der 35-Jährige durch eine deutliche Erhöhung zumindest ins gesicherte Mittelfeld aufsteigen.