Eigentlich war alles perfekt für die ganz große Sause zum 125. Geburtstag: Doch die Profis des SV Werder Bremen konnten sich und ihre fantastischen Fans nicht mit einem passenden Ergebnis beschenken. Über eine zu lange Zeit boten die Grün-Weißen eine schwache Partie und ließen sich durch die 1:2-(1:2)-Heimpleite gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim das Jubiläum versauen. Lennard Maloney (12.) und Jan-Niklas Beste (18.) trafen für die Gäste, die nun acht Spiele in Folge ungeschlagen sind. Werder brachte nur den Anschlusstreffer von Romano Schmid (19.) auf die Anzeigetafel und kassierte damit die erste Pleite nach sieben Partien ohne Niederlage. Die Bremer waren wie schon bei der Hinspiel-Pleite (2:4) viel zu spät aufgewacht, der Sturmlauf am Ende wurde nicht mehr belohnt. Das war natürlich ein Stimmungskiller im Weserstadion und auch für die Party am Abend in der „Alten Werft“ mit 900 geladenen Gästen.
Werder-Coach Ole Werner hatte der Sieger-Startelf vom letzten Spiel in Mainz vertraut. Was auch am weiteren Ausfall von Mitchell Weiser (Adduktorenprobleme) lag, für den erneut Olivier Deman beginnen durfte. Nicht im Kader war Leonardo Bittencourt (krank), für ihn durfte erstmals Neuzugang Isak Hansen-Aaröen dabei sein. Auf der Bank saß auch Naby Keita, der unter der Woche vom Afrika Cup zurückgekehrt war. Bei den Heidenheimern standen in Patrick Mainka, Jan-Niklas Beste und Eren Dinkci gleich drei Ex-Bremer in der Startelf, auch Norman Theuerkauf konnte als Einwechselspieler auf einen Einsatz gegen seinen einstigen Club hoffen.
Doch bevor der Anpfiff ertönte, wurde es erstmal historisch: Zum 125. Geburtstag des SV Werder Bremen sorgten die Ultras für die größte Choreographie, die das Weserstadion je erlebt hat – fast alle der 42100 Zuschauer in der ausverkauften Arena waren mit grünen und weißen Regenponchos eingebunden und sorgten für einen unvergesslichen Gänsehaut-Moment. Zahlreiche Werder-Legenden wie Diego, Per Mertesacker. Mirko Votava oder natürlich auch Ailton saßen auf der Tribüne und sahen, wie Jens Stage nach Vorarbeit von Marvin Ducksch schon in der vierten Minute SCH-Keeper Kevin Müller umkurvte, den Ball dann aber nur an den Pfosten schoss. Was für eine vergebene Chance!
Das sollte sich rächen. Nach einer Ecke von Beste köpfte Lennard Maloney die Gäste in Führung (12.). Da hatte die Werder-Abwehr gepennt - und Niklas Stark konnte den Heidenheimer dann auch nicht mehr im direkten Duell stoppen. Die Gastgeber wirkten geschockt und mussten nur sechs Minuten später den nächsten Tiefschlag verkraften: Beste konnte einen Konter mit dem Schuss ins leere Tor perfekt vollenden. Die Bremer Fehlerkette hatte vorne bei Ducksch mit einem schlampigen Abspiel begonnen, dann waren Anthony Jung und Marco Friedl gegen Dinkci nicht schnell genug – und Keeper Michael Zetterer ließ sich zu früh aus dem Tor locken.

Aufgebracht: Niklas Stark war mit einigen Entscheidungen von Schiedsrichter Robert Schröder nicht einverstanden.
Immerhin passte Werders Antwort: Fast im Gegenzug köpfte Romano Schmid nach einer Flanke von Senny Lynen das 1:2 (19.) – ein seltenes Erlebnis für den kleinen Mittelfeldspieler. Das Weserstadion bebte. Doch das machte die Bremer auf dem Platz nicht besser. Nach vorne ging kaum etwas und hinten hatte Werder weiterhin große Probleme. Tim Kleindienst verpasste nur knapp das 3:1 (38.) – erneut nach einer Ecke des starken Beste. Bitte für die Grün-Weißen: Nach 40 Minuten musste Abwehrmann Stark mit Hüftproblemen runter, für ihn kam Neuzugang Julian Malatini.
„Ich hoffe, dass die Mannschaft das Spiel noch drehen kann“, meinte Diego in der Pause. Der Brasilianer verfolgte auf dem Rasen einen Weitschuss-Wettbewerb von zwei Fans – in Anlehnung an sein legendäres Tor gegen Alemannia Aachen.
So filigran ging es nach dem Wiederanpfiff wahrlich nicht zur Sache. Im Gegenteil: Lynen und Heidenheims Adrian Beck prallten mit den Köpfen aneinander und mussten minutenlang behandelt werden (51.). Beide konnten aber weitermachen. Doch so wirklich weiter ging es auf dem Platz nicht, weil sich beide Teams einen Fehler nach dem anderen erlaubten – ein gruseliges Spiel.
Werner reichte es, der Trainer brachte in der 66. Minute Nick Woltemade und Rafael Borré für den unglücklich agierenden Njinmah und den schwachen Deman. Mittelfeldmann Schmid übernahm die Position des rechten Schienenspielers, Felix Agu wechselte auf die linke Deman-Seite. Wirklich besser wurde es dadurch nicht, aber aufregender: Denn bei einem Luftkampf zwischen Stage und Patrick Mainka sprang dem Heidenheimer Kapitän am Rande des Strafraums der Ball an die Hand. Elfmeter? Der Video-Assistent schickte Schiedsrichter Robert Schröder an die Seitenlinie – und der entschied letztlich auf Foul von Stage, der sich aufgestützt hatte. Ein nachvollziehbares Urteil (69.).
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Doppeltes Pfostenpech für Werder
Immerhin war jetzt endlich Feuer drin bei Werder. Ducksch scheiterte völlig frei am stark reagierenden Keeper Müller (71.), dann traf Borré nur den Pfosten (76.) und Ducksch fand mit einem Freistoß erneut in Müller seinen Meister (78.). Genauso wie in der 87. Minute, als Zetterer seinen Stürmer mit einem weiten Abschlag in Szene gesetzt hatte. Werner reagierte erneut, verhalf Skelly Alvero zu dessen Bundesliga Debüt (für Lynen) und wechselte Dawid Kownacki für Agu ein. Fast mit Erfolg: Der Ex-Düsseldorfer köpfte eine Jung-Flanke an den Pfosten (90.+1). Auch der am Ende mitstürmende Keeper Zetterer brachte den Ball nicht im Tor unter. Dann war Schluss. Schon am nächsten Freitag geht es mit dem Gastspiel beim 1. FC Köln weiter.