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Rückzug trifft Profifußball Was das Aus der VR-Bank für Werder bedeutet

Die VR-Bank gibt ihr Fußballgeschäft auf. Das Institut hatte sich einen Namen gemacht, weil es Kontokorrentkredite an Vereine vergeben hatte. Was das Aus für Werder bedeutet.
28.03.2024, 15:44 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Bad Salzungen ist eine ostthüringische Kurstadt, gelegen nahe der hessischen Grenze, die sich seit 2009 staatlich anerkanntes Solebad nennen darf. Es gibt dort einen Burgsee mit idyllischer Uferpromenade, mehrere Wohlfühl-Hotels, ein großes Erlebnisbad - und natürlich wird auch in Bad Salzungen Fußball gespielt. Der heimische SV Wacker 04 kämpft in der Landesklasse 3 gerade verbissen gegen den Abstieg. Dass gerade mehrere deutsche Profivereine mit großem Interesse auf Bad Salzungen schauen, hat allerdings einen anderen Grund - nämlich den, dass die VR-Bank Bad Salzungen-Schmalkalden ihr Fußballgeschäft aufgibt. Auch für den SV Werder Bremen, der von 2019 bis Januar 2024 Kunde der Bank war, hat das unmittelbare Folgen.

Bank vergab Kontokorrentkredite an Vereine

Die VR-Bank hat sich in den vergangenen Jahren in der Fußballbranche einen Namen gemacht, weil sie sogenannte Kontokorrentkredite an die Vereine vergab und dafür weniger Nachweise zukünftiger Einnahmen von ihnen verlangte, als es in der Regel Hausbanken tun. Das Besondere an diesen Darlehen ist, dass sie fortlaufend in Anspruch genommen werden können, was auch Werder Bremen dabei geholfen hat, während eines laufenden Geschäftsjahres finanzielle Engpässe überbrücken zu können.

Zum Verständnis: Rutscht ein Verein während der Saison beispielsweise durch Gehaltskosten zwischenzeitlich in eine negative Liquidität, kann auf den Kontokorrentkredit zugegriffen werden. Sobald frisches Geld reinkommt, etwa die nächste TV-Geld-Rate, wird die Kreditlinie wieder ausgeglichen. Da die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die 1. und 2. Bundesliga und auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für die 3. Liga im Lizensierungsverfahren vorschreiben, dass die Vereine ganzjährig liquide sein müssen, sind Kontokorrentkredite für sie ein wichtiges Werkzeug.

Laut "Kicker" stehen aktuell rund 15 Clubs in Geschäftsbeziehungen mit der VR-Bank Bad Salzungen-Schmalkalden, der Großteil davon komme aus Deutschland. Insgesamt 250 Millionen Euro soll das Fußballgeschäft der Bank zuletzt umfasst haben. Durch den Rückzug müssen sich ihre Kunden nun nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten umsehen. Auch der SV Werder. "Wir sind in weit fortgeschrittenen Gesprächen über eine entsprechende Finanzierung mit einer anderen Bank, mit der wir bereits eine gute gemeinsame Vergangenheit haben", teilt der Verein auf Nachfrage der DeichStube mit. Und erklärt: "Der Rückzug stellt für Werder nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Finanzlage keine Probleme dar. Die Werder eingeräumte Kreditlinie wurde in der Zeit selten in Anspruch genommen, sondern diente uns vorwiegend als Sicherheit."

Werder nimmt Geld durch Investorengruppe ein

Durch den Einstieg einer regionalen Investorengruppe hat Werder jüngst bekanntlich 38 Millionen Euro eingenommen, was für finanzielle Sicherheit sorgt - und dementsprechend dafür, dass der Rückzug der VR-Bank am Osterdeich kein Beben auslöst. Einfluss auf das Lizenzierungsverfahren für die kommende Saison habe die Sache nicht. "Wir erwarten für beide Ligen auch ohne die Kreditlinie der VR-Bank eine Erteilung der Lizenz ohne Bedingungen bei den finanziellen Kriterien", teilt Werder mit. Vom Geldinstitut sei der Verein "immer frühzeitig und proaktiv über die uns betreffenden Entwicklungen informiert" worden.

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Grundsätzlich ist die VR-Bank Bad Salzungen-Schmalkalden in den vergangenen Jahren gehörig in Schieflage geraten, immerhin ist ihr Fortbestand nun gesichert. Die Bank erhält Unterstützung aus dem Sicherungsfonds der deutschen Genossenschaftsbanken. Das ist das Ergebnis einer außerordentlichen Generalversammlung, die am Dienstag in Erfurt stattgefunden hat. Laut Nachrichtenmagazin "Spiegel" drohen dem Geldinstitut Verluste in Höhe von 250 Millionen Euro, die das Eigenkapital deutlich übersteigen.

Bereits Ende 2023 hat die Bankenaufsicht BaFin einen Sonderbeauftragten nach Thüringen entsandt, der die Geschäfte des mittlerweile zurückgetreten Bank-Vorstands Stefan Siebert aufarbeitet. Unter dessen Führung hatte das Geldinstitut Schlagzeilen mit ungewöhnlichen Geschäftsfeldern gemacht. So gehören der VR-Bank in Oberhausen beispielsweise Immobilien, in denen Bordelle betrieben werden. Das Fußball-Geschäft hatte ebenfalls bundesweit Aufsehen erzeugt, spätestens 2018, als die Bank Ex-Profi Stefan Effenberg als Berater in ihr „Firmenkunden-Kompetenzteam Fußball“ holte. Zu Jahresbeginn wurde dem Champions-League-Sieger von 2001 gekündigt, wogegen der eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht eingereicht hat.

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