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Außenverteidiger Werder erfreut sich am erstarkten Weiser – Bleibt er an der Weser?

Mitchell Weiser ist in Top-Form: Als der SV Werder auf Schalke begeisterte, gehörte der 28-Jährige zu den besten Bremern. Wird aus der Leihe am Ende ein Transfer?
26.04.2022, 07:29 Uhr
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Von Malte Bürger

Es wäre unfair, Mitchell Weisers jüngsten Auftritt nur an zwei einzelnen Szenen zu messen. Aber es waren eben vor allem sie, die in Erinnerung geblieben sind. Als der SV Werder Bremen am Samstag auf Schalke begeisterte (4:1), war es der 28-Jährige, der enormen Anteil an den ersten beiden Toren der Gäste hatte. Erst leitete er mit einem Distanzschuss das 1:0 durch Ilia Gruev ein, dann flankte er vor dem 2:0 punktgenau auf den Kopf von Niclas Füllkrug. Doch Weiser hatte noch mehr zu bieten, überzeugte auch in anderen Momenten der Partie mit guten Aktionen. Je näher sich seine Leihe von Bayer Leverkusen dem Ende entgegenneigt, desto stärker wird er. Werder freut es – und vielleicht geht ja noch mehr. 

„Mitch hat ein hervorragendes Spiel gemacht, war extrem aktiv und sowohl offensiv als auch defensiv nur schwer greifbar für den Gegner“, lobt Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, den schnellen Außenbahnspieler im Gespräch mit unserer Deichstube: „Es freut mich, das zu sehen.“

Vor allem deshalb, weil es eine Zeit gab, in der es nicht so viel von Weiser zu sehen gab. Gleich nach seinem Wechsel an die Weser glänzte er zwar im ersten Spiel gegen Ingolstadt mit einem Tor nach herrlichem Sololauf, doch derart bilderbuchmäßig ging es nicht weiter. Gute Leistungen wechselten sich mit schlechteren ab, kleinere Verletzungen sorgten für ungewollte Zwangspausen. Die erwünschte Soforthilfe blieb lange weitgehend wirkungslos, das vielversprechende Leihgeschäft schien keineswegs ein Volltreffer zu werden. „Er konnte nie so richtig seinen Rhythmus finden“, meint auch Fritz.

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Weiser musste mehrmals in Corona-Quarantäne

Und dann war da ja noch das ungeliebte Thema Corona. Als ungeimpfter Spieler musste Weiser immer dann in Quarantäne, wenn es im Team eine Infektion gab. Diese Sonderrolle erschwerte ihm die tägliche Arbeit zusätzlich. Kurz vor dem Jahreswechsel erkrankte er dann selbst erstmals, als nun Genesener sollte es eigentlich richtig losgehen. Ging es aber nicht. Nur wenige Wochen später gab es die nächste Infektion samt Isolation.

Über die Umstände wurde öffentlich kaum geredet. Auch Weiser hielt sich bedeckt. Seine private Entscheidung blieb komplett im Privaten. Aber selbst sportliche Aussagen gab es keine. Erst jetzt, wo die Leistungen besser werden, taucht auch er nach den Spielen häufiger vor Mikrofonen und Kameras auf. In einem Sponsoren-Talk machte er nun sogar ein paar leichte Andeutungen zu seiner persönlichen Impfsituation und den daraus resultierenden Fehlzeiten. „Das war eher was Politisches“, erklärte er lächelnd. „Das war traurig, aber damit musste ich mich abfinden.“

Ganz offensichtlich hat der frühere U 21-Nationalspieler das getan. Ziemlich gut sogar. Denn seit seiner zweiten Infektion im Januar ging es deutlich aufwärts. „Ich fand gerade, als er im Februar und März gespielt hat, dass er stabile und gute Leistungen gebracht hat“, erinnert sich Clemens Fritz. Da zeitgleich Felix Agu verletzungsbedingt ausfiel, ergriff Weiser die sich bietende Chance und erarbeitete sich bei Trainer Ole Werner derart viel Vertrauen, dass dieser auch nach Agus Rückkehr weiterhin Weiser bevorzugte.

Rasante Heilung und schnelles Comeback

Bis ein muskuläre Verletzung dann auch ihn wieder ausbremste. Der hart erkämpfte Stammplatz war wieder weg. Doch die Heilung ging rasant, nur zwei Spiele musste Weiser aussetzen. Beim Startelf-Comeback gegen St. Pauli lief zwar noch nicht alles wieder rund, aber nur eine Woche später rettete er Werder als Joker mit seinem Treffer einen Punkt gegen Nürnberg. Und dann kam Schalke. „Letzte Woche hat er sich mit dem Tor belohnt und auch jetzt wieder mit dem starken Spiel. Das ist natürlich genau das, was wir von ihm sehen wollen“, betont Fritz.

Wenn alles wie bisher geplant läuft, dann gibt es von Mitchell Weiser aber nur noch knapp drei Wochen etwas im Werder-Trikot zu sehen. Nach der Saison endet das Leihgeschäft mit Bundesligist Bayer Leverkusen. Von dort gibt es zwar Signale, dass eine weitere Zusammenarbeit mit dem 28-Jährigen unwahrscheinlich ist, für die Bremer ist die sich daraus ergebende Chance dennoch nicht automatisch ein Selbstläufer. Weiser besitzt beim Werksklub noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023. Bayer zahlt aktuell einen Großteil des Spielergehalts. Will Werder Weiser fest verpflichten, ist der Verein auf Mithilfe angewiesen. Verzichtet Leverkusen beispielsweise auf eine Ablöse und ist Weiser zu Gehaltseinbußen bereit, könnte der finanzielle Rahmen stimmen.

Ein Verbleib des Rechtsaußen ist also nicht ausgeschlossen – und wohl auch in beiderseitigem Interesse. „Das muss man mal abwarten. Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen, aber da kann ich jetzt noch nichts zu sagen“, gibt sich Clemens Fritz bedeckt, sagt jedoch ebenfalls: „Ich denke aber auch, dass er sich wohlfühlt in der Mannschaft, er bringt sich gut ein.“ Und womöglich tut er dies dann doch über den Sommer hinaus.

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