Es war das Thema beim SV Werder Bremen nach dem Pokal-Aus im Elfmeterschießen am Mittwochabend beim SC Paderborn: Der Torklau in der Nachspielzeit, der den Grün-Weißen wahrscheinlich den Sieg und viel Geld gekostet haben dürfte. Denn ungewöhnlicherweise hatte sich der vierte Offizielle, in diesem Fall Frederick Assmuth, eingeschaltet und dafür gesorgt, dass Schiedsrichter Frank Willenborg den zunächst von ihm gegebenen Treffer von Niclas Füllkrug zum 3:2 wieder annullierte. Eine Fehlentscheidung, wie Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe nun via Twitter verkündete. Einen Video-Assistenten gibt es in der zweiten Hauptrunde anders als in der Bundesliga nicht.
„Grundsätzlich ist Mut zur Verantwortung zu begrüßen, aber hier geht der vierte Offizielle zu weit, denn das Risiko, dass man so weit weg etwas nicht richtig erfassen kann und falsch bewertet, ist zu groß. So liegt es auch hier“, schrieb Gräfe, der inzwischen als Experte beim ZDF arbeitet, und ging dann direkt auf die Szene in der 102. Minute im Paderborner Strafraum ein: „Vor einer Ecke will der Bremer Chiarodia offensichtlich den Paderborner Leipertz blocken, weshalb dieser den Bremer umlaufen will und dabei mit seinem Gesicht gegen die Schulter des Bremers läuft. Leipertz geht zu Boden. Das ist kein Foulspiel, der Treffer hätte zählen müssen.“
Werder-Profi Füllkrug berichtete später, dass Schiedsrichter Willenborg auf dem Platz als Begründung für die Rücknahme des Treffers eine Hand von Chiarodia im Gesicht von Leipertz genannte hatte. So hätte es ihm der vierte Offizielle geschildert. Nur ist davon in den TV-Bildern nichts zu erkennen. Erst nach dem Zusammenstoß, so scheint es, geht die Hand des Italieners etwas hoch in Richtung Kopf von Leipertz. Es bleibt ein Rätsel, was der vierte Offizielle da gesehen haben will. „Das habe ich so noch nicht erlebt“, wunderte sich Werder-Coach Ole Werner und fügte verärgert an: „Ich weiß auch nicht, wie jemand, der in sicherer Entfernung steht, jemanden überstimmen kann, der drei Meter daneben ist.“
Alle Bremer Proteste auf dem Platz blieben zwecklos und dürften auch im Nachgang keinen Erfolg bringen. Es liegt eine unumstößliche Tatsachenentscheidung vor, der vierte Offizielle darf grundsätzlich eingreifen. Die Spielfortsetzung mit einer Wiederholung der Ecke wirkte zwar im ersten Moment ungewöhnlich, war aber nicht falsch. Denn der vierte Offizielle will das angebliche Foul vor Ausführung der Ecke gesehen haben.