Auf diesen Bundesliga-Rekord hätte der SV Werder Bremen sicher gerne verzichtet, doch der kommt nicht überraschend: Die Niederlage beim Tabellenführer FC Bayern München war durchaus erwartet worden, tat dann als 1:6 (1:4)-Klatsche trotzdem ziemlich weh.
Werder blieb damit auch im 26. Spiel in Folge ohne Sieg gegen den Rekordmeister und ist nun genauso erfolglos wie einst Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen. Bei den Bayern überragte Serge Gnabry mit drei Treffern (22., 28., 82.). Auch Jamal Musiala (6.), Leon Goretzka (26.) und Mathys Tel (84.) waren erfolgreich, Eric Maxim Choupo-Moting vergab dagegen einen Strafstoß (17.). Für den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Anthony Jung gesorgt (10.).
Viel mehr Positives gab es aus Bremer Sicht nicht. Als Trost gab es den Verbleib auf Platz sieben, was für einen Aufsteiger weiterhin sehr bemerkenswert ist. Die Bayern spielen dann eben immer noch in einer anderen Liga.
Werder-Coach Ole Werner hatte sich im Angriff für Oliver Burke als Ersatz für den verletzten Niclas Füllkrug (Rückenprobleme) entschieden. Im Mittelfeld wählte er die etwas defensivere Variante und brachte Christian Groß für Romano Schmid. Auch in der Abwehr gab es im Vergleich zum Schalke-Spiel einen Wechsel: Der nun wieder voll belastbare Linksverteidiger Jung kehrte in die Startelf zurück, dafür musste Niklas Stark auf die Bank, weil Marco Friedl auf dessen Platz in der Dreierkette rutschte.
Für Jung begann die Partie mit einem Albtraum. Erst verlor er an der Mittellinie den Ball an Gnabry, dann tanzte ihn im Strafraum Musiala aus und brachte die Bayern schon in der sechsten Minute in Führung. Wie schon gegen Hertha und Schalke hatte Werder schläfrig begonnen. Immerhin war Jung nun wach und markierte, man mochte es kaum glauben, prompt den Ausgleich (10.). Begonnen hatte die Aktion mit einem Einwurf von Mitchell Weiser, der nach diversen Doppelpässen mit Groß und Leonardo Bittencourt den Ball perfekt auf Jung legte – 1:1.
Die 3.500 Werder-Fans in der mit 75.000 Zuschauern ausverkauften Alianz-Arena waren völlig aus dem Häuschen, aber genauso schnell auch wieder still. Denn plötzlich gab es Videobeweis! Schiedsrichter Robert Hartmann hatte den Fall von Gnabry im Strafraum nicht geahndet, wertete dann jedoch nach Ansicht der TV-Bilder den Einsatz des Bremers Amos Pieper als Beinstellen (14.). Ein knifflige Entscheidung, die aber schnell kein Thema mehr war, weil Jiri Pavlenka den Elfmeter von Eric Maxim Choupo-Moting parierte. Es war bereits sein sechster vereitelter Strafstoß in der Bundesliga bei insgesamt 17 Versuchen.
Doch darüber konnte sich der Tscheche nur kurz freuen. Denn nun machten die Bayern richtig ernst, erhöhten noch einmal das Tempo und ließen sich auch vom frühen Aus von Sadio Mané (Wadenprobleme) nicht beirren. Gnabry zirkelte die Kugel zum 2:1 ins Netz (22.). Wenig später ließ der von Joshua Kimmich auf die Reise geschickte Leon Goretzka das 3:1 folgen (26.). Und Gnabry krönte die totale Dominanz der Gastgeber mit dem 4:1 (28.), das ihm der eingewechselte Leroy Sane auf dem Silbertablett serviert hatte.
Werder war völlig ins Verderben gerannt. Das hohe Pressing bis zur gegnerischen Grundlinie ging total in die Hose. So hatten die schnellen Bayern gegen die wesentlich langsameren Bremer leichtes Spiel. Groß, Gruev und Co. kamen im Mittelfeld überhaupt nicht in die Zweikämpfe – und die Abwehrspieler der Grün-Weißen sahen dann meistens nur noch die Rücklichter der Bayern-Stars.
Nach vorne ging längst nichts mehr. Bis der Schlendrian ins Bayern-Trikot schlüpfte und die bis dahin total blassen Burke und Ducksch in Szene setzte. Doch der Schotte stolperte den Ball am Tor vorbei – und Ducksch nahm das Upamecano-Geschenk, einen unglaublichen Querpass vor der Torlinie, nicht an. Szenen, die kurz vor der Pause, bestens zu diesem ziemlich verrückten Spiel passten.
Der Unterhaltungswert war groß, der Schmerzfaktor aus Bremer Sicht allerdings auch. Nach der Pause wirkten die Gäste weiter schwer angeschlagen, leisteten sich so manchen Aussetzer. Ohne Folgen, weil Sane nur den außenpfosten traf (54.) und Gnabry mit einem Lupfer an Pavlenka scheiterte (58.).
Die Münchner ließen es nun etwas ruhiger angehen. Trainer Julian Nagelsmann brachte Kingsley Coman und Marcel Sabitzer für Choupo Mouting und Lucas Hernandez (57.). Auf der anderen Seite erlöste Werner erst Gruev und Burke (59.) und dann auch Bittencourt (62.). Dafür mussten nun Eren Dinkci, Jens Stage und Schmid den Bayern hinterherlaufen.
Immerhin bis zur 82. Minute gelang das ohne Gegentor, dann zauberte einmal mehr Gnabry gegen seinen Ex-Club und erhöhte auf 5:1. Kein Bremer hatte ihn im Strafraum stoppen können. Die Bayern waren immer noch nicht satt. Der eingewechselte Tel hämmerte den Ball zum 6:1 in die Maschen (84.).
Das Ergebnis war auch in dieser Höhe absolut verdient. Der Aufsteiger hat bei einer der besten Mannschaften der Welt ordentlich Lehrgeld bezahlt. Viel Zeit zum Hadern bleibt allerdings nicht, schon am Samstag steht das Heimspiel gegen RB Leipzig an – allerdings auch ein Champions-League-Achtelfinalist. Immerhin soll dann Stürmer Füllkrug wieder auf dem Rasen stehen.