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Stahmanns Werder-Kolumne Baumann war zu Unrecht oft der Sündenbock

Zu Frank Baumann hat auch unsere Kolumnistin Anja Stahmann eine Meinung: Für sie war Werders Manager zu oft der Sündenbock. Dem Team rät sie, das Spiel in Wolfsburg zu nutzen - denn es folgen stärkere Gegner...
03.11.2023, 19:44 Uhr
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Von Anja Stahmann

Lassen Sie mich die heutige Kolumne anfangen mit einem Wort zu Frank Baumann, von dem ich immer viel gehalten habe. Auch wenn kaum eine Saison vergangen ist, in der nicht sein Rücktritt gefordert wurde, muss man doch anerkennen, dass er Werder durch ein schwieriges Fahrwasser geführt hat. Man kann nur bedauern, dass er die Spieler in einer Phase für Werder gewinnen musste, in der der Verein so knapp bei Kasse war. Seine Entscheidung, mit Ole Werner einen Trainer aus der zweiten Liga zu verpflichten, war mutig, aber sie hat den Aufstieg nach nur einer Saison gebracht und anschließend den Klassenerhalt. Das war in der Vergangenheit nicht jeder Mannschaft vergönnt – und das sage ich ohne Seitenhieb zum Beispiel auf den HSV. Und wer weiß, vielleicht sehen wir mit Ole Werner auch wieder bessere Zeiten in der Bundesliga.

Frank Baumann, der Meisterkapitän, ist menschlich eine Bank. Wenn er in der Vergangenheit so oft zum Sündenbock gemacht worden ist, liegt das sicher auch an übersteigerten Erwartungen und an der Unkenntnis über die finanziellen Handlungsspielräume des Vereins. Natürlich glänzt Baumann nicht so wie, ein Klaus Allofs oder Willi Lemke. Aber mit ihm ist Werder gut und solide gefahren. Das sollte man nicht vergessen. Und vermutlich wird sich erst mit einigen Jahren Abstand zeigen, wie hoch seine Leistung zu bewerten ist.

Meckern geht immer, Siege kleinreden auch – und vielen macht das auch mehr Spaß. Und es stimmt ja: Union Berlin ist derzeit kein starker Gegner, verliert Spiel um Spiel, jetzt auch gegen Werder, zuletzt mit zehn Mann auf dem Platz.

Trotzdem: Genau diese Spiele gilt es zu gewinnen, wenn Bremen erstklassig bleiben will. Und viel höher wird man das Saisonziel nicht stecken können. Dabei war das Tor zum 2:0 von Marvin Ducksch auch ohne seinen Partner Niclas Füllkrug absolute Weltklasse, genau wie zuvor der lange Pass von Milos Velijkovic. Endlich wieder ein Heimsieg, endlich wieder Spaß für den Support im Stadion.

Loben ist eben auch mal ganz schön. Vor allem, wenn man sich die Abwehrleistung von Ole Werners Truppe in den letzten beiden Spielen ansieht. Nur ein Gegentor in Dortmund, zu null zu Hause gegen Champions-League-Teilnehmer Berlin – da hat sich einiges getan in der Mannschaft, die in dieser Saison mehr als nur einmal für vier Gegentore gut war. Die Umstellungen sind der Mannschaft offensichtlich gut bekommen. Ich will einzelne Spieler nicht zu sehr hervorheben, aber man hat gemerkt, wie das Zusammenspiel besser geworden ist. Da war deutlich mehr Präsenz auf dem Rasen, die Spieler sind füreinander in die Verantwortung gegangen – das macht Hoffnung.

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Dieses Niveau gilt es jetzt zu halten, und vielleicht ist Wolfsburg dafür genau der richtige Gegner: Vier von fünf Spielen zuletzt verloren, die Bilanz ist damit schwächer als die von Werder, auch wenn sich das im Tabellenplatz über die bislang neun Spieltage noch nicht widerspiegelt. Ein Sieg wäre mehr als nur schön. Er könnte dazu beitragen, noch eine Portion Selbstbewusstsein zu tanken, bevor es an die mit Sicherheit schweren Spiele geht, die danach kommen: gegen die abwehrstarken Frankfurter, gegen die Topmannschaft Leverkusen und die überraschend starken Stuttgarter.

Die Trainerfrage stellt sich für mich derzeit nicht. Allzu offenkundig sind die Herausforderungen für Ole Werner, der ein Team zusammenführen muss, das erst ganz spät in der Transferphase Zu- und Abgänge zu bewältigen hatte. Die Starrheit im Spielsystem, die man ihm – nicht ganz zu Unrecht –  vorwirft, hat er zuletzt auch etwas überwunden, und das wurde mit Erfolg belohnt. Auch seine Ansprache gegenüber den Spielern scheint sich zu verändern, er wird deutlicher, kommt auch mal aus sich heraus. Ich glaube, das tut der Mannschaft gut.

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