Sein Transfer zog sich wie ein Kaugummi, aber nun ist Lee Buchanan endlich da. Der 21-jährige Linksverteidiger wechselte ablösefrei von Derby County zum SV Werder Bremen. Die Experten von Createfootball haben den Engländer für unsere Deichstube analysiert:
Stärken:
- Bodenzweikampf
- Stellungsspiel
- Luftzweikampf
Schwächen:
- Flanken
- Passqualität
- Chancenkreation
Wie ist der Spielstil von Lee Buchanan?
In Lee Buchanan bekommt der SV Werder einen Verteidiger, der trotz seiner nicht übermäßig physischen Erscheinung vor allem durch defensive Stabilität glänzt. Der 21-jährige Brite, der sämtliche Jugendabteilungen von Derby County durchlaufen hat, wird als sogenannter Full Back definiert. Das beschreibt einen klassischen Außenverteidiger, dessen Hauptaugenmerk auf dem Spiel gegen den Ball in der eigenen Spielhälfte liegt, der aber immer wieder offensiv Akzente setzt. Buchanan, der in den letzten beiden Spielzeiten zum Stammpersonal der Rams in der zweiten englischen Liga auf der linken Verteidigerposition gehörte, ist ein durchaus fairer Spieler, der sich allerdings durch einen überaus robusten und erfolgreichen Bodenzweikampf im Defensivverbund auszeichnet. Regelmäßig erobert er so Bälle auf seiner Spielseite, steht in der Manndeckung nah am Angreifer und schließt durch sein darüber hinaus starkes Positions- und Stellungsspiel Räume sowie Passrouten.
Doch nicht nur am Boden glänzt der 1,79 Meter große Abwehrspieler, auch in der Luft kann er durch geschicktes Timing und Durchsetzungsvermögen eine sehr solide Anzahl an Zweikämpfen gewinnen. Mit dem Ball agiert Lee Buchanan eher risikoscheu, hält sein Spiel im Aufbau vorrangig einfach. Zwar rückt er regelmäßig mit in die Offensivzonen der gegnerischen Hälfte auf, doch trotz gewisser Freiräume auf dem Flügel nutzt er selten die Flanke als Stilmittel in der Chancenkreation. Seine wenigen Versuche landen in der Regel beim verteidigenden Team. Stattdessen nutzt er regelmäßig seinen Antritt, der ihm im Dribbling und progressiven Lauf mit Ball immer wieder einen entscheidenden Vorteil gibt, um am Verteidiger vorbeizuziehen. Gerne dringt er hierbei in Richtung Grundlinie durch.
Ganzheitlich betrachtet gestaltet Buchanan zu wenig, kreiert kaum Torgelegenheiten trotz immer wieder hoher Position, was auch auf die klaren Probleme im Passspiel zurückzuführen ist. Obwohl Derby gerade unter Wayne Rooney in der abgelaufenen Ligasaison den Fokus auf Spielstärke und Passstafetten legte, konnte der Youngster sein Spiel besonders in offensiveren Positionen nicht wirklich verbessern. Nach wie vor kommen nur unter 70 Prozent seiner Zuspiele beim Mitspieler an. In der Regel sind es progressive Pässe, Steckbälle oder lange Zuspiele, die keinen Empfänger finden.
Wie passt Lee Buchanan zu Werder Bremen?
Unter Trainer Ole Werner wurde die Dreier- respektive Fünferkette in Bremen zur Standardausrichtung. In Anthony Jung, Marco Friedl und dem flexiblen Felix Agu hat man drei potenzielle Startelf-Kandidaten für die Position des linken Schienenspielers. Während Agu rechts gebraucht wird und Friedl meist als linker Innenverteidiger, fällt beim physisch starken Jung besonders der fehlende Offensivdrang auf. Bereits hier erkennt man: Ein Spielertyp wie Buchanan, der sowohl defensiv mehr als abgeklärt agiert, aber darüber hinaus durch einige Läufe in Richtung Grundlinie für Betrieb auf der Außenbahn sorgen kann, fehlte Werder in Liga 2 auf links.
Die hohe defensive Arbeitsrate des jungen Briten wird gegen einige hochkarätige Bundesligaflügelspieler einem großen Stresstest unterzogen, doch gerade durch seinen drahtigen Körperbau und die physische Gangart wird er hier Impulse setzen können. Im Spiel mit dem Ball hingegen wird Buchanan die Ideen Ole Werners erst in seine Auftritte implementieren müssen. Der Fokus auf Ballbesitz und Spielkontrolle führt zu vielen Passaktionen des gesamten Abwehr- und Mittelfeldverbundes. Hier sollte das Trainerteam direkt ansetzen und Buchanans Passqualitäten (gerade unter Zeitdruck in der gegnerischen Hälfte) auf ein höheres Level heben.
Positionskonkurrent Jung kann eben jenes Passspiel als große Stärke deklarieren, spielt regelmäßig eine wichtige Rolle im Aufbau der Werderaner. Selbiges gilt für das Flankenspiel des Linksfußes Buchanan: Besonders Niclas Füllkrug ist auf hohe Anspiele und Hereingaben angewiesen, diese sollten in großer Regelmäßigkeit durch die Schienenspieler kreiert werden.
Fazit zum Buchanan-Transfer
Aufgrund des Besitzerwechsels bei Derby County konnte Werder Lee Buchanan ablösefrei verpflichten – ein geschickter Schachzug. Der englische U21-Nationalspieler kann als Schienenspieler, als Linksverteidiger und sogar auch als Innenverteidiger der Dreierkette agieren. Er bringt viel defensive Physis mit und hat auch offensive Qualitäten. Kann er sein Passspiel noch verbessern und trotz höherem Spielniveau anfangen, Chancen zu kreieren, dann hat Werder einen kleinen, aber feinen Transfercoup gelandet.