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Taktik-Analyse Friedl sei Dank: Werder steht stabil und deklassiert Holstein Kiel

Der SV Werder Bremen feiert einen 3:0 (1:0)-Erfolg gegen Holstein Kiel. Selbst ein früher Dreifachwechsel des Gegners brachte die Bremer nicht aus dem Konzept. Warum Werder kaum Chancen zuließ.
30.03.2025, 10:04 Uhr
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Von Tobias Escher

Manchmal braucht es nur eine kleine Pause, um wieder zu voller Leistungsstärke zurückzufinden. Werder scheint während der Länderspielpause neue Kraft getankt zu haben. Die zuletzt so erfolglosen Bremer überzeugten bei Holstein Kiel mit Stärken, die verloren gegangen schienen: Werder verteidigte mannorientiert, nutzte klare Muster im Spielaufbau – und verteidigte endlich wieder im Kollektiv. Das verdankten die Grün-Weißen vor allem einem Rückkehrer.

Beide Teams mit gleicher Formation


Werder-Coach Ole Werner stellte seine Mannschaft nach der 2:4-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach auf vier Positionen um. Mit Kapitän Marco Friedl, Routinier Niklas Stark und Rechtsverteidiger Mitchell Weiser kehrten gegen Kiel gleich drei Abwehrspieler zurück in die Fünferkette. Sie allesamt haben zuletzt gesperrt oder verletzt gefehlt. Zudem begann Marvin Ducksch für Leihgabe André Silva. Taktisch setzte Werner auf die bewährte Mischung aus 5-2-3- und 5-3-2-Formation.

Kiels Trainer Marcel Rapp wählte dieselbe taktische Variante. Die „Störche“ stellten sich häufig in einem 5-3-2-System auf. Alexander Bernhardsson pendelte dabei zwischen Mittelfeld- und Angriffsreihe. Sobald Kiel zu einem hohen Pressing ansetzte, rückte Bernhardsson nach vorne. Der Schwede sorgte dafür, dass drei Kieler Stürmer die Bremer Dreierkette anlaufen konnten. In anderen Situationen ordnete sich Bernhardsson als dritter Mittelfeldspieler ein; ab und an ließ sich auch Steven Skrzybski zurückfallen.

Bei den Bremern übernahm Romano Schmid die Rolle des pendelnden Mittelfeld-Akteurs. Er rückte häufig nach vorne. So konnte Werder den Druck auf die Kieler Dreierkette hochhalten. Da beide Teams eine ähnliche Systematik wählten, entstanden auf dem gesamten Feld klare Eins-gegen-Eins-Zuteilungen. Es entstand ein Spiel mit vielen direkten Duellen und zahlreichen Zweikämpfen.

Werder dominiert, ohne sich Chancen zu erarbeiten


Die Gäste von der Weser setzten ihre Strategie stringenter um. Sie setzten auf ein hohes Angriffspressing. Kiel hatte große Mühe, sich gegen das mannorientierte Pressing zu befreien. Häufig blieb ihnen nur der lange Ball. Die Abwehrkette des SV Werder reagierte gedankenschnell: Marco Friedl ordnete rechtzeitig an, ob sich seine Kollegen tief fallen oder auf Abseits spielen sollten.

Der Abstiegskandidat aus Kiel konnte keinen derartigen Druck entfachen. Werder gelang es häufig, das Pressing der Hausherren über die eigene rechte Seite auszuhebeln. Weiser hielt sich hier etwas stärker zurück, als man dies vom offensivstarken Rechtsverteidiger gewohnt ist. Sein Gegenspieler Finn Porath kam häufig den entscheidenden Schritt zu spät. Weiser leitete den Ball direkt in Richtung der Stürmer weiter. So konnte Werder das Spiel in die gegnerische Hälfte tragen. Von dort verlagerten sie das Spiel auf den linken Flügel.

Werder konnte sich über diese Angriffe zwar nur selten Chancen herausspielen, dennoch war die Werner-Elf das dominante Team. Die Partie spielte sich praktisch nur in der Hälfte von Holstein Kiel ab. Werder sammelte in der ersten halben Stunde mehr Ballbesitz, gerade einmal zwei Schüsse ließen die Bremer zu. Vorne sorgte ein Geniestreich von Ducksch für den Führungstreffer (25.).

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Marcel Rapps fulminanter Dreifachwechsel


Für Werder verlief alles nach Plan, für Kiel nicht. Marcel Rapp wagte eine extreme Lösung: Nach gerade einmal 35 Minuten wechselte der Kieler Chefcoach gleich drei Spieler aus. Im Zuge dieser Wechsel wirbelte er seine halbe Mannschaft durcheinander. Porath wechselte auf den rechten Flügel. Bernhardsson übernahm die Position als Linksverteidiger. Der eingewechselte Lewis Holtby sollte im neu formierten 5-2-1-2-System als Anspielstation hinter den zwei Spitzen fungieren.

Zumindest defensiv verbesserte sich Holstein Kiel durch die Wechsel. Ihnen gelang es wesentlich besser, Druck auf Werders Spielaufbau auszuüben. Die Gäste spielten häufig überhastet den Ball in die letzte Linie, dort verloren sie die Kugel dann schnell wieder. Nach Kiels Dreifachwechsel sank der Bremer Ballbesitzwert auf knapp über 40 Prozent.

Der Druck auf das Bremer Tor stieg jedoch nicht. Werder konnte sich weiterhin auf die Defensive verlassen. Das war auch nach der Pause der Fall, als Kiel auf ein 5-3-2-System umstellte. Bremen verteidigte weiterhin eng am Mann. Die Bälle, die in Richtung letzte Linie flogen, verteidigte die Dreierkette souverän.

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Mit Marco Friedl funktioniert die Defensive


So genügten Werder einige wenige magische Momente, um das Ergebnis nach oben zu schrauben. Felix Agu zirkelte eine abgefälschte Flanke in den Winkel (59.). Als Kiel in der Nachspielzeit in einer 3-2-5-Formation alles nach vorne warf, schraubte der eingewechselte Marco Grüll das Ergebnis per Konter auf 3:0 hoch.

Der drei Tore zum Trotz: Werders Matchwinner finden sich in der Abwehr. Besonders die Rückkehr von Marco Friedl bewirkte Wunder: Er köpfte Bälle weg, gewann Zweikämpfe, sicherte für seine Kollegen ab. Mit dem Kapitän auf dem Feld kassiert Werder deutlich weniger Gegentore. Wenn Friedl spielt, kassieren die Grün-Weißen im Schnitt alle 70 Minuten ein Tor. Ohne Friedl muss Keeper Michael Zetterer alle 30 Minuten hinter sich greifen.

So fußte der Sieg gegen Kiel vor allem auf einer starken Defensivleistung. Der dritte Sieg im Kalenderjahr 2025 schürt die Hoffnung, dass Werders Saison doch nicht vorzeitig beendet ist. Verteidigen die Bremer auch gegen stärkere Gegner derart souverän, könnten sie noch einmal zum Angriff auf die Europapokalränge blasen.

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