Marvin Ducksch agierte auch hinter den Kulissen fast so abgezockt wie bei seinem öffentlichen Kunstschuss kurz zuvor. „Ihr wollt immer nur mit mir ein Interview machen, wenn ich ein Tor geschossen habe“, scherzte der Angreifer des SV Werder Bremen, als ihn das vereinseigene Kamerateam vors Mikro locken wollte. Viel hätte nicht gefehlt und die Laune an diesem Nachmittag wäre womöglich eine andere gewesen. Weil dann wieder einmal über einen eher unglücklichen Auftritt Duckschs gesprochen worden wäre. Seine Auswechslung gegen den VfB Stuttgart war bereits vorbereitet, als er dann doch noch einmal zauberte. Und wie. Allein sein Traumtor zum 2:0-Endstand (77.) war das Eintrittsgeld wert.
„Das ist genau das, was ihn auszeichnet. Er hat in seinem Spiel diese besonderen Momente. Manch einer traut sich gar nicht, von dort zu schießen – er macht es halt und denkt gar nicht großartig darüber nach“, lobte Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball. Und Trainer Ole Werner meinte über Duckschs Zusammenspiel mit Sturmpartner Niclas Füllkrug: „Das sieht dann immer so einfach aus, aber die beiden wissen, wie sie die Bälle haben wollen. Und dann liegt der Ball eben genauso, dass er ihn gut abschließen kann.“
Für Ducksch war der Treffer ein kleiner Brustlöser, schließlich hatte er zuvor letztmals Anfang November gegen den FC Schalke 04 zugeschlagen. „Für jeden Stürmer ist es wichtig, Tore zu machen“, erklärte auch Werders Chefcoach, mahnte aber erneut zur Gelassenheit bei dieser Personalie. „Über Marvin haben wir ja schon oft gesprochen, welche Rolle er hat, wie viel er auch einleitet. Er war auch zuletzt an vielen Toren beteiligt durch seine Standards, die dieses Jahr sehr gut kommen.“ Deshalb urteilte Werner: „Wir messen unsere Stürmer nicht nur an Toren.“
Füllkrug schwärmt über Ducksch
Medien und Fans tun das dagegen ganz gern. Da steht man schnell einmal zu sehr im Schatten eines beeindruckend treffsicheren Niclas Füllkrug. Doch auch Werders Torjäger weiß um die gesamtheitlichen Qualitäten seines Nebenmannes. „Es gerät da keiner von uns unter Druck, wenn mal kein Tor fällt, weil wir das dann als Mannschaft versuchen aufzufangen“, betonte Füllkrug, der zuvor schon bei DAZN geschwärmt hatte: „Ich bin froh, dass es mit Marvin so gut funktioniert. Wir haben ein gewisses Spielverständnis miteinander. Wenn ich ihm dem Ball ablege und er dann abzieht, schaue ich immer fasziniert hinterher.“
So wie in der 77. Minute, als die selbst ernannten „hässlichen Vögel“ mal wieder zugeschnappt haben. Wobei Ducksch gerade für eine Verschönerung seines Erscheinungsbildes gesorgt hat. Der Offensivmann hat nämlich einige Vorderzähne erneuern lassen, was einerseits für ein verändertes Lächeln sorgt und ihn andererseits bei der Torejagd offenkundig noch bissiger macht, um im Bild zu bleiben.
„Diese Situationen trainieren wir ab und zu“, sagte Ducksch hinterher über seinen schönen Treffer. „Die Jungs wissen, dass ich oft versuche, mit dem ersten Kontakt abzuschließen.“ Schnell mischte sich Füllkrug ein und mahnte augenzwinkernd: „Verrate nicht zu viel.“ Schließlich hätte auch er nichts dagegen, wenn Marvin Ducksch nicht wieder so lange auf sein nächstes Tor warten muss. Es muss ja auch nicht immer eines der spektakulären Sorte sein.