Die Diskussion ist nicht neu, es gab sie im Umfeld des SV Werder Bremen schon vor Saisonbeginn – und sie wird nun von Spieltag zu Spieltag intensiver. Denn Marvin Ducksch trifft einfach nicht, vergab gegen den FC Augsburg (0:1) sogar einen Strafstoß. Danach wirkte der 28-Jährige schwer gezeichnet. Und natürlich tauchte da wieder diese eine Frage auf: Kann Ducksch wirklich auch 1. Liga, nachdem er eine Etage tiefer über Jahre eine echte Tormaschine gewesen ist, sich davor in der Bundesliga aber nicht hatte durchsetzen können?
Freud und Leid dicht beieinander
„Natürlich!“, stellt Clemens Fritz als Leiter Profifußball im Gespräch mit der DeichStube sofort unmissverständlich klar: „Marvin hat nicht ohne Grund in der vergangenen Saison so viele Tore für uns geschossen. In dieser Saison hatte er auch schon gute Chancen, hat Chancen kreiert und Tore vorbereitet. Ich weiß nicht, wie man da auf die Idee kommen kann, dass er nicht gut genug sein könnte.“ Drei Treffer hat Ducksch in den sechs Partien vorbereitet – einen gegen den VfL Wolfsburg (2:2), zwei gegen Eintracht Frankfurt (3:4). Und wäre der Kopfballtreffer von Niclas Füllkrug gegen Augsburg wegen einer ganz knappen Abseitsstellung von Anthony Jung nicht wieder aberkannt worden, hätte Ducksch dank seiner feinen Freistoß-Hereingabe nun vier Assists auf seinem Konto. Freud und Leid liegen im Fußball oftmals ganz dicht beisammen. Allerdings gibt es da auch diese Szene aus der 14. Minute, als Ducksch nach einer tollen Kombination völlig frei zum Schuss kommt, aber viel zu harmlos abschließt. Da war die ganze Verunsicherung zu sehen. Vergangene Saison hätte er diesen Ball mit verbunden Augen ins Netz gejagt. Genauso wie wahrscheinlich auch den Elfmeter in der Nachspielzeit. Auch diese Gabe, vergebene Chancen schnell abzuhaken, scheint ihm aktuell abhanden gekommen zu sein. Das hatte den Stürmer stets ausgezeichnet. Das brauchte er auch, denn für seine vielen Tore benötigte Ducksch stets auch viele Möglichkeiten. „Ich bin kein Lewandowski, der aus drei Chancen drei Tore macht. Ich arbeite zwar jedes Jahr daran, aber es wird nicht besser“, hat Ducksch im vergangenen Winter mal scherzhaft über seine ausbaufähige Chancenverwertung gesagt. Damals konnte er dieses Thema weglächeln, weil genügend Tore auf seinem Konto standen und er Chancen ohne Ende hatte. Nun ist das anders. Nach dem Augsburg-Spiel gab es kein öffentliches Statement von ihm.
„Natürlich ist seine Enttäuschung groß“, berichtet Clemens Fritz. Er hat beim Angreifer nach der Partie und auch am Tag danach etwas genauer hingeschaut. „Marvin darf jetzt nicht ins Grübeln kommen. Da mache ich mir aber keine Sorgen, dafür ist er Profi genug. Obwohl das gar nicht so leicht ist. Jetzt werden in den Medien wieder die Minuten gezählt, in denen er noch nicht getroffen hat. Das bekommst du als Spieler doch mit.“
Auf der Anzeigetafel nichts zu sehen
515 Minuten hat Ducksch in dieser Saison bislang auf dem Platz gestanden, gehörte in allen sechs Partien zur Startelf, wurde zwei Mal ausgewechselt. Seinen letzten Pflichtspieltreffer für Werder hat er am 15. Mai erzielt, als mit dem 2:0-Sieg gegen Regensburg der Aufstieg perfekt gemacht wurde. Insgesamt 20 Tore hat er dazu beigeisteuert. In der 2. Liga stehen stolze 71 Treffer in 138 Partien für verschiedene Clubs in seiner Bilanz, in der 1. Liga nur zwei in nun 37 Spielen. Getroffen hat Ducksch 2014 für den SC Paderborn und 2019 für Fortuna Düsseldorf. Bei Werder sollte es für ihn im Fußball-Oberhaus besser laufen, doch auf der Anzeigetafel ist davon noch nichts zu sehen.
Fritz sieht aber keinen Anlass zur Sorge und hebt lieber wie kürzlich schon Trainer Ole Werner hervor: „Marvin ist für unser Spiel ein ganz wichtiger Faktor und hat bislang viele gute Aktionen gehabt und etliche Situationen eingeleitet. Wir sind davon überzeugt, dass sein Knoten zeitnah platzen wird, wenn man nach sechs Spielen überhaupt von einem Knoten sprechen sollte.“ Fritz kann zwar eine gewisse Ungeduld im Umfeld durchaus verstehen, aber manche Diskussionen kommen dem Ex-Profi dann doch zu früh. kni