Als sich Leonardo Bittencourt nach dem 2:2 des SV Werder Bremen bei Borussia Dortmund in der sogenannten Mixed-Zone den Fragen der Journalisten stellte, strahlte der 31-Jährige über das gesamte Gesicht. Kein Wunder, schließlich war es sein Anschlusstreffer aus 21 Metern zum zwischenzeitlichen 1:2 gewesen, der die Bremer aufweckte und die Wende im Spiel einleitete. Doch nicht nur sein Traumtor, das sehr an seinen Treffer im DFB-Pokal gegen den BVB von vor fast fünf Jahren erinnerte, ließ Bittencourt freudig zurück, sondern auch der Fakt, dass er Werbung in eigener Sache betrieben hatte. „Man wirbt für sich, wenn man gut spielt, der Mannschaft helfen kann. Das habe ich in der Hinrunde, als Jens Stage lange Zeit draußen war, auch schon sehr gut gemacht“, betonte Bittencourt.
Diese Werbung war ihm bei seinem Startelfeinsatz vor einer Woche gegen den FC Augsburg nicht so wirklich gelungen. Auch deshalb musste der ehemalige Borusse bei seiner Rückkehr in den Signal-Iduna-Park nun zunächst wieder auf der Bank Platz nehmen – und weil Konkurrent Senne Lynen seine Gelbsperre abgesessen hatte. „Ich glaube, der Trainer ist ganz froh, dass er noch einen hat, den er egal in welcher Phase auf jeden Fall ins Spiel bringen kann, der die Bundesliga aus dem Effeff kennt“, erklärte der erfahrene Profi.
Aus dem „Effeff“ ist dabei sogar noch leicht untertrieben, schließlich hat der Mittelfeldspieler in seiner Karriere bereits 273 Bundesligaspiele auf dem Konto. In dieser Saison stand Bittencourt in 13 Ligapartien auf dem Platz – davon allerdings nur sechs Mal von Beginn an. „Ich habe heute knapp 35 Minuten vom Trainer bekommen, und dann probiere ich, das Bestmögliche zu machen, um ihm zu zeigen, dass ich immer noch die Qualität für die Startelf habe“, sagte der 31-Jährige.
Von der großen Rolle im Hintergrund
Hinter Bittencourt liegen insgesamt keine einfachen Wochen und Monate. Nachdem er aufgrund von muskulären Problemen in Werders starkem Dezember nur 13 Minuten mitwirkte, blieb ihm auch zum Start in das neue Jahr zumeist die Rolle als Bankspieler. Seine Motivation hat unter diesem Umstand allerdings nicht gelitten: „Manchmal muss man sich auch in so einer Phase der Karriere, die man vielleicht nicht so kennt, neu orientieren und probieren, der Mannschaft anders zu helfen.“ Öffentlich wurde es in dieser Saison sehr ruhig um den Routinier. Während sich Bittencourt in den vergangenen Spielzeiten häufig nach den Spielen den Medien stellte, überließ er diese Rolle zuletzt vermehrt den Kollegen. „Die Jungs wissen, dass ich mich aktuell eher im Hintergrund aufhalte, damit die jüngeren Spieler, die jetzt schon länger hier sind, den nächsten Schritt gehen und mehr Verantwortung übernehmen“, schilderte der Mittelfeldspieler.
Seine Bedeutung und Verantwortung innerhalb der Kabine haben darunter allerdings nicht gelitten, wie der 31-Jährige versicherte: „Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Da habe ich immer noch genauso viel meinen Mund auf wie sonst auch.“ Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Bittencourt auch in der kommenden Woche für eine längere Zeit auf dem Platz seinen Mitspielern unter die Arme greifen, denn Jens Stage holte sich in Dortmund seine fünfte Gelbe Karte ab. „Der Trainer sieht, was ich im Training zeige, was ich auch in den Spielen zeige. Es gilt für mich, diese Chance zu nutzen.“