Für sich genommen ist das Lied natürlich ein Klassiker, weltweit kennt man es als eine der großen Hymnen des Optimismus. Als Bobby McFerrins Hit „Don’t worry, be happy“ am Samstagnachmittag aber als Teil des Vorprogramms im Bochumer Ruhrstadion erklang, schwang angesichts der Umstände dann doch eine gehörige Portion Galgenhumor mit. Gerade einmal zwei Pünktchen hatte der VfL Bochum vor dem 13. Spieltag zusammengetragen, was Tabellenplatz 18 und damit so ziemlich das Gegenteil von „Don’t worry“ bedeutete. Viel besser wurde es dann auch gegen den SV Werder Bremen nicht.
Nach einem intensiven Duell setzte sich die Mannschaft von Cheftrainer Ole Werner am Ende knapp mit 1:0 (0:0) gegen das Schlusslicht durch, ohne dabei auch nur im Ansatz so etwas wie fußballerischen Glanz versprüht zu haben. „Happy“ waren die Bremer nach dem Spiel verständlicherweise trotzdem. Hatten sie doch eine kräftezehrende Englische Woche erfolgreich beendet, damit Anschluss an die internationalen Tabellenplätze gehalten – und in den Augen ihres Trainers unterstrichen, dass sie einen entscheidenden Entwicklungsschritt weitergekommen sind.
„Ich bin stolz auf meine Mannschaft“, lautete Werners erster Satz, als er während der Pressekonferenz nach dem Spiel um sein Fazit gebeten wurde. „Nicht, weil wir qualitativ das beste Spiel gemacht haben, denn da war einiges sehr ungenau und unsauber. Nein, ich bin stolz, weil uns allen klar war, dass wir am Ende der Englischen Woche über den Punkt hinausgehen müssen, an dem es wehtut. Und das haben die Jungs getan.“ Den 1:0-Erfolg nach einem ausgeglichenen und wenig ansehnlichen Bundesligaspiel stufte der 36-Jährige als „Sieg der Leidenschaft“ ein, der Werder mit nunmehr 19 Punkten auf dem Konto komfortabel dastehen lässt – und der durchaus als Beleg dafür taugt, dass die Bremer Mannschaft inzwischen auch erfolgreich sein kann, ohne dabei besonders gut auszusehen.
„Früher brauchten wir oft das Gefühl, im Ballbesitz zu 100 Prozent im Spiel zu sein, um in unsere Abläufe zu kommen“, sagte Werner, „aber im Laufe der Jahre haben wir uns inzwischen das Bewusstsein erarbeitet, dass wir auch an Tagen, an denen es der Gegner gut macht oder wir etwas nicht so gut lösen, Spiele gewinnen können“. In der Tat verliert Werder mittlerweile nicht mehr den Faden, wenn es spielerisch mal stockt. Bereits beim knappen 1:0-Erfolg im Pokalachtelfinale gegen Darmstadt war das unter der Woche zu sehen gewesen. In Bochum war nun ebenfalls eine kompakte Defensive das Fundament für den Erfolg, den letztlich passenderweise kein schöner Spielzug, sondern eine Standardsituation brachte.
Eckball Marvin Ducksch, Kopfball Jens Stage – das waren die (wenigen) Stationen des Siegtreffers. „Es war ein ganz schwieriges Spiel, wie immer in Bochum“, sagte Stage – und betonte: „Aber ich wusste, dass wir ein Tor machen werden. Ich wusste nicht wie und wann, nur dass es passieren wird.“ Auch das ist fraglos eine Form von Selbstbewusstsein, von Zutrauen in die Fähigkeiten der eigenen Mannschaft, selbst wenn sie spielerisch mal nicht allzu viel anzubieten hat.
Sportchef Clemens Fritz sprach dem Team nach dem Schlusspfiff „ein Riesenkompliment“ aus. Der Ex-Profi, der am Sonnabend seinen 44. Geburtstag feierte, betonte: „Man merkt, dass die Mannschaft gemeinsam unbedingt will. Sie beschäftigt sich intensiv mit ihren Themen, und alle Spieler sind ehrgeizig und anspruchsvoll.“ Ausruhen könne sich darauf aber niemand. Zumal auch wieder Gegner kommen werden, die fußballerische Unzulänglichkeiten im Gegensatz zu Teams wie Darmstadt und Bochum rigoros bestrafen, gegen die der bloße Kampf also nicht reichen wird. „Den einzigen Vorwurf, den wir uns machen müssen, ist, dass wir es nach vorne hin schlecht ausspielen“, sagte Fritz – und forderte vor den zwei verbleibenden Spielen des Jahres 2024: „Da müssen wir genauer sein.“