Ein paar Veränderungen sind auf Platz 11 schon zu sehen, doch die sind eher provisorischer Natur. Nachdem sich Werder Bremen vor allem wegen Bedenken aus der Anwohnerschaft von seinen Plänen eines quasi neuen Leistungszentrums (LZ) rund um Platz 11 mit einer zusätzlichen Mini-Arena im Schatten des Weserstadions verabschieden musste, gibt es nun eine neue Strategie. Der Klub will unbedingt in der Pauliner Marsch bleiben und durch den Umbau der vorhandenen Gebäude das marode LZ Schritt für Schritt modernisieren. Das allerdings nicht im Alleingang, wie Geschäftsführer Tarek Brauer im Gespräch mit unserer Deichstube ausdrücklich betont. Schließlich handele es sich bei Platz 11 um eine Bezirkssportanlage, die zu großen Teilen im Besitz der Stadt Bremen sei und wegen der Laufbahn von vielen Sportlern auch für Breiten- und Schulsport genutzt werde.
„Wir können hier nur gemeinsam etwas bewegen“, sagt Brauer: „Es muss auch im Interesse der Stadt sein, dass es hier für den gesamten Sport eine Weiterentwicklung gibt. Und genau die streben wir an.“ Der 45-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass ihm die andere Lösung lieber gewesen wäre. Das Moderationsverfahren habe aber gezeigt, dass das nicht durchsetzbar ist. Ein Umzug innerhalb Bremens oder sogar ins niedersächsische Umland sei trotzdem aktuell kein Thema, sondern nur der letzte Ausweg. „Wir müssen da natürlich parallel planen, weil wir nicht mehr viel Zeit für Veränderungen haben. Die müssen kommen, so geht es hier nicht weiter. Im Jahr 2024 muss entschieden werden, ob hier eine gemeinsame Lösung möglich ist, die dann auch möglichst schnell umgesetzt wird“, sagt Brauer.
Entsprechende Pläne gibt es bereits, erste Gespräche mit der Stadt wurden ebenfalls schon geführt. „Ich bin da zuversichtlich. Denn die Regierung in Bremen hat im Koalitionsvertrag klar festgehalten, dass sie uns beim Bau eines Leistungszentrums unterstützen will und dabei auch eine Modernisierung der Bezirkssportanlage anstrebt. Die bisherigen Signale sind positiv.“
Die Idee ist ganz einfach: Alle vorhandenen Gebäude und Flächen sollen nur im Rahmen der aktuell rechtlichen Möglichkeiten saniert werden. Die Grundmauern der Gebäude an Platz 11 müssten also quasi bleiben, es würde keine reinen Neubauten geben. Das Erscheinungsbild der Pauliner Marsch soll sich nicht gravierend verändern. Dadurch würde das besondere Einspruchsrecht der Anwohner in diesem sensiblen Bereich nicht zur Geltung kommen.
„Für uns ist das kein kleiner Kompromiss“, hebt Brauer hervor. Denn noch immer hält er den ursprünglichen Plan für den sinnvollsten, doch nach dem gescheiterten Moderationsverfahren müsse eine andere Lösung gefunden werden. „Dieser Standort hat für uns so viele Vorteile, dass wir diesen Kompromiss eingehen wollen. Wir möchten als Klub nicht auseinandergerissen werden. Dieses LZ lebt von der Nähe zu den Profis und unseren Fans, hier sind wir eine Gemeinschaft. So etwas ist mehr wert als so mancher Bau“, findet Brauer: „Wir sind davon überzeugt, dass wir es hier so hinbekommen können, dass alle zufrieden sind.“
Frage der Finanzierung ist weiterhin unklar
Das „Wir“ ist ihm dabei besonders wichtig. Denn neben der Sanierung und Modernisierung der Gebäude sei auch eine „sukzessive Ertüchtigung der Tribünen in den nächsten Jahren“ notwendig. Auch dies müsse gemeinsam gewollt und angegangen werden, um die Pauliner Marsch – wie im Koalitionsvertrag beschrieben – als „Zentrum für Bewegung, Sport und Freizeit“ und zur „Förderung des Leistungssports“ zu erhalten.
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Als Spielstätte für Werders Bundesliga-Frauen brauchte es schon jetzt kurzfristige Veränderungen, so fordern es die Durchführungsbestimmungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Mit Containern wurde der geforderte Medienraum provisorisch errichtet und wird gleichzeitig auch für Teambesprechungen genutzt. Für die in dieser Saison noch mal verbesserten TV-Übertragungen mussten spezielle Kamerapositionen umgebaut werden. „Es sind viele Kleinigkeiten, die wir als SV Werder gemacht haben. Das ist auch in Ordnung so“, sagt Brauer: „Aber jetzt sind alle gefordert, um das Bestmögliche aus dieser Situation zu machen.“
Spannend dürfte dabei auch die Frage der Finanzierung werden, die weiterhin unklar ist. Bei den alten Plänen stand eine Investitionssumme von 35 Millionen Euro im Raum. So viel Geld wird bei der deutlich abgespeckten LZ-Version sicher nicht mehr benötigt.