- Wie weit sind die Planungen für den Energy Port?
- Welche Probleme müssen die Planer noch lösen?
- Was soll der Energy Port leisten?
- Wird der Energy Port rechtzeitig fertig?
- Wird der Energy Port damit überflüssig?
- Wie lässt sich ein Windrad recyceln?
- Warum wäre Bremerhaven dafür ein geeigneter Standort?
- Was kostet der Energy Port?
Im Blexer Bogen nimmt die Weser die letzte Kurve: 90 Grad nach links auf die Zielgerade in Richtung Nordsee. Der Strom macht sich hier schon mächtig breit – die Fähre vom Nordenhamer Ortsteil Blexen nach Bremerhaven benötigt für die Überfahrt fast eine Viertelstunde. Bei Niedrigwasser fallen die Wattflächen vor dem Deich trocken; es riecht nach Nordsee. Genau hier will Bremen seinen neuen Energy Port bauen – einen Hafen für die Energiewende.
Wie weit sind die Planungen für den Energy Port?
Die ersten Pläne sind fast fertig. "Ich denke, dass wir Anfang des Jahres eine Lesefassung vorlegen können", sagt Matthias Koch, Sprecher der staatlichen Hafengesellschaft Bremenports. Die Hafenplaner waren kurz vor der Bürgerschaftswahl im vergangenen Jahr beauftragt worden, einen ersten Planungsentwurf für den Energy Port auszuarbeiten; gut vier Millionen Euro stellte das Häfenressort dafür zur Verfügung.
Welche Probleme müssen die Planer noch lösen?
Ein großes Problem scheint die Suche nach geeigneten Ausgleichsflächen zu sein. Weil der Bau eines Schiffanlegers im Watt des Blexer Bogens geschützte Naturflächen zerstört, muss an anderer Stelle Ersatz geschaffen werden. Mögliche Ausgleichsflächen jedoch hat Bremen mittlerweile an den Bund abgetreten, der seinerseits Kompensationsbedarf für die geplante Weservertiefung hat. Nun suchen die Planer nach anderen Wattgebieten, die sich beim Bau des Energy Ports ökologisch aufwerten ließen.
Was soll der Energy Port leisten?
Für die Energiewende werden Hafenflächen benötigt. Bis 2035 soll sich etwa die Leistung der Offshore-Windparks verfünffachen; zu den 1600 Windrädern, die sich jetzt schon in der deutschen Nord- und Ostsee drehen, sollen Tausende hinzukommen, noch größer und leistungsstärker als die bestehenden Anlagen. Um den Hunger der Industrie nach grüner Energie zu stillen, soll außerdem in großem Stil importiert werden: Wasserstoff etwa für die Öfen der Stahlindustrie oder Lithium für den Bau von Autobatterien. Eine Wasserstoffpipeline, mit der Bremerhaven an das deutsche Leitungsnetz angeschlossen werden soll, hat die Bundesnetzagentur in dieser Woche genehmigt.
Wird der Energy Port rechtzeitig fertig?
Daran zweifeln die Kritiker. Vor Mitte der 2030er-Jahre dürfte der Energy Port kaum fertig sein, räumen selbst die Befürworter ein. Der dringendste Bedarf jedoch besteht um das Jahr 2030 herum, wenn der größte Zuwachs an neuen Windparks in der Nordsee erwartet wird. Cuxhaven erweitert dafür bereits seine Hafenflächen; auch die niederländischen und dänischen Offshore-Häfen (Eemshaven, Esbjerg) werden laufend ausgebaut. In Bremerhaven bieten die Umschlagunternehmen BLG und Eurogate den Containerterminal CT1 als "Eco Power Port" für die Offshore-Windenergie an.
Wird der Energy Port damit überflüssig?
Nein, glauben die Befürworter. Denn erstens soll der Ausbau der Offshore-Windparks weitergehen – die Ausbauziele der Bundesregierung reichen bis ins Jahr 2045. Und zweitens muss das, was aufgebaut wird, irgendwann auch wieder abgebaut werden: 20 bis 25 Jahre, so die gängigen Schätzungen, hält ein Windrad auf See, dann wandert es in den Schrott. Das Recycling ausgedienter Offshore-Windräder spielt deshalb in der Bedarfsanalyse der HTC-Gutachter für den Energy Port eine wesentliche Rolle. Und auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen in der Bremer Bürgerschaft, Emanuel Herold, sieht darin ein mögliches "Alleinstellungsmerkmal" für den Energy Port: "Es gibt zurzeit keinen Hafen an der gesamten Nordseeküste, der sich dieses Thema zu eigen gemacht hat", versichert er.
Wie lässt sich ein Windrad recyceln?
Ein Offshore-Windrad wiegt mehr als 1000 Tonnen: überwiegend Stahl, der als Schrott in der Stahlindustrie wiederverwendet werden kann; dazu glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) für die Rotorblätter, für den es zurzeit noch kein massentaugliches Recyclingverfahren gibt. In den Generatoren stecken zudem wertvolle Rohstoffe wie Seltene Erden. Die Windparkbetreiber sind verpflichtet, die Anlagen zu demontieren und zu entsorgen. Ein großes Recyclingzentrum im Energy Port könnte helfen, die Materialströme zu bündeln und die Wiederverwertung effizienter zu gestalten, glaubt Herold, der dazu ein vierseitiges Positionspapier erarbeitet hat.
Warum wäre Bremerhaven dafür ein geeigneter Standort?
Im Land Bremen befassen sich mehrere Institute und Forschungseinrichtungen mit dem Recycling von Windrädern. "Da ist sehr viel Kompetenz vorhanden", stellt Herold fest. Allerdings steht Bremen damit nicht allein da: Andere Häfen böten bessere nautische, geografische und industrietechnische Voraussetzungen, meint Dirk Briese, Chef des Bremer Beratungsunternehmens Windresearch. "Da machen natürlich viele was", gibt er zu bedenken.
Was kostet der Energy Port?
Das hängt von der Ausbauvariante ab, für die man sich entscheidet. Fest steht: Bremen hat das Geld nicht und wäre auf eine Kooperation des Bundes angewiesen.