Die Lloyd-Werft in Bremerhaven soll zum Jahresende geschlossen werden. Darüber wurden die Mitarbeiter an diesem Freitag informiert. Das bestätigte Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) am Freitagabend dem WESER-KURIER. Zuerst hatte die „Nordsee-Zeitung“ berichtet. Als Grund für das Ende der Werft soll eine fehlende Perspektive genannt worden sein. Demnach soll es an Aufträgen mangeln – auch künftig. So soll es Carsten J. Haake, Vorstand der MV Werften, am Freitag dargestellt haben. Die Bremerhavener Lloyd-Werft ist Teil der Unternehmensgruppe. Der Betriebsrat sei nun aufgefordert worden, in Verhandlungen über einen Interessenausgleich einzutreten. Die Lloyd-Werft selbst war am Freitagabend nicht mehr für eine Nachfrage erreichbar.
Bremens Wirtschaftssenatorin Vogt hat am Donnerstagabend in einem Krisengespräch mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat von der Betriebsstilllegung erfahren. Seit Wochen liefen mit dem Unternehmen, den Arbeitnehmervertretern sowie der Gewerkschaft und dem Bundeswirtschaftsministerium Gespräche. Auf dieser Grundlage sagt Vogt: „Wir wissen, dass die Lloyd-Werft eine Fortführungsperspektive hat.“ Konkret gehe es bei den Gesprächen mit Berlin darum, dass die Werften Hilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen.
Schon vor einigen Wochen war im Gespräch, dass die Lloyd-Werft verkauft werden soll. Ein Interessent könnte die Rönner-Gruppe sein. Sie sitzt ebenfalls in Bremerhaven und ist im Schiffbau tätig. Davon war offenbar auch am Freitag wieder die Rede, wie die „Nordsee-Zeitung“ unter Berufung auf die Bremerhavener IG-Metall-Chefin Doreen Arnold berichtet. Laut Volker Heigenmooser, Sprecher von Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD), ist es nun wichtig, dass die Kompetenz am Werftenstandort Bremerhaven erhalten bleibt. Verkaufsgespräche müssten nun ernsthaft geführt werden.
Zuletzt positive Nachrichten
Zuletzt war die Lloyd-Werft wegen positiven Nachrichten im Gespräch. Seit drei Jahren wird dort die „Solaris“ gebaut. Vor wenigen Tagen wurden die Dämmplatten nach und nach entfernt, sodass die Umrisse der 140 Meter langen Superjacht offengelegt wurden. Angeblich soll sie dem russischen Milliardär Roman Abramowitsch gehören und Ende des Jahres fertiggestellt sein. Zudem soll noch ein längerer Werftaufenthalt des Forschungsschiffs „Polarstern“ eingeplant sein.
Was danach jedoch kommt, ist unklar. Aktuell hat die Lloyd-Werft rund 350 Mitarbeiter, die sich nun Sorgen um ihren Job machen müssen. Für viele ist es nicht das erste Mal. Für die Traditionswerft ging es in den vergangenen Jahren immer wieder auf und ab. 2016 kaufte die malaysische Genting-Gruppe die Bremerhavener Werft – und verkündete große Pläne. Luxuriöse Kreuzfahrtschiffe wollte sie in der Seestadt bauen. Arbeit für mehrere Jahre, hätten das geheißen. Die Werft wollte wachsen.
Doch innerhalb weniger Wochen kam es dann ganz anders. Genting war auf Einkaufstour in Deutschland und übernahm auch die drei Nordic-Yards-Werften, die in MV Werften unbenannt wurde. Nur wenige Woche nach einem großen Festakt in Bremerhaven wurde bekannt, dass die versprochen Schiffe doch nicht bei der Lloyd-Werft gebaut werden sollten, sondern bei den MV-Werften.
Nun ist auch der Gewinner von damals in der Krise. Die Corona-Pandemie hat das Geschäft mit den Kreuzfahrten zum erliegen gebracht – das trifft auch den ostdeutschen Werftenverbund. Hier ist der Abbau von Arbeitsplätzen im Gespräch.