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Fregatten für Ägypten Milliarden-Auftrag für Bremerhavener Werft

Für Überraschung sorgt ein Fregattenauftrag von Ägyptens Marine: Die Boote sollen von der Rönner-Gruppe in Bremerhaven gebaut werden. Es geht um ein Auftragsvolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro.
12.09.2019, 21:21 Uhr
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Milliarden-Auftrag für Bremerhavener Werft
Von Peter Hanuschke

Mit dem Bau von Marineschiffen lässt sich gut Geld verdienen. Das gilt sowohl für Aufträge der Deutschen Marine als auch für Exportaufträge aus anderen Ländern. Davon soll auch die Rönner-Gruppe in Bremerhaven profitieren. Es geht dabei offenbar um drei Fregatten für Ägypten. Als Generalunternehmer gilt Thyssen-Krupp-Marine-­Systems (TKMS).

Sowohl TKMS als auch Rönner wollten sich dazu nicht äußern. Die „Nordsee-Zeitung“ hatte zuerst über den Deal mit der Rönner-­Gruppe als Unterauftragnehmer berichtet. Die Fregatten sollen jeweils 500 Millionen Euro kosten und bis 2024 fertig gebaut sein.

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Die Bundesregierung soll das Rüstungsgeschäft mit Ägypten schon vor Monaten genehmigt haben und sichert den Auftrag nun über Export-Kredite ab. Nach Angaben des „Spiegel“ billigte der geheim tagende Bundessicherheitsrat den Export bereits kurz vor dem Jahreswechsel.

Nach Informationen des WESER-KURIER ist das Geschäft mit der Rönner-Gruppe in trockenen Tüchern. So hatte TKMS bereits im Mai den Auftrag nach kurzer Ausschreibung an das Unternehmen vergeben. Dabei soll der Preis den Ausschlag gegeben haben, wie Schiffsexperte Frank Behling erläutert. Dass die Bremerhavener Firmengruppe den Zuschlag erhalten hat, sorgt in Branchenkreisen für Überraschung. Denn bislang ist das Familienunternehmen bei Marineaufträgen dieser Größenordnung nicht in Erscheinung getreten.

German Naval Yards ausgestochen

Dass Thyssen-Krupp mit seiner Werftensparte von Ägypten den Zuschlag für den Bau der Fregatten erhalten wird, stand bereits im vergangenen Jahr fest. Doch auch aus einem anderen Grund überrascht die Partnerwahl von TKMS. Bei der Ausschreibung soll die Unternehmensgruppe aus Bremerhaven auch German Naval Yards (GNY) ausgestochen haben. Das Unternehmen ist wie TKMS in Kiel ansässig und war in der Vergangenheit schon mehrfach als Unterauftragnehmer für die Marinesparte von Thyssen-­Krupp tätig – so beispielsweise beim Bau von zwei Fregatten des Schiffstyps Meko A200 für die algerischen Streitkräfte. Genau um dieses Modell soll es sich auch beim Auftrag für die ägyptische Marine handeln.

Beim Schiffstyp Meko – der Name steht für Mehrzweck-Kombination – geht es um eine Marke von TKMS. Das Konzept wurde in den 1970er-Jahren von der Hamburger Werft Blohm+Voss entwickelt. Zur Bewaffnung gehören unter anderem Lenkflugkörper und Torpedos. Wobei Waffensysteme, Elek­tronik und auch Größe des Schiffs nach Kundenwünschen angepasst werden können.

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Ein Neuling im Schiffbau ist die familiengeführte Rönner-Gruppe nicht. Sie verfügt über drei Jahrzehnte Erfahrung im Schiff- und Stahlbau. Das Bremerhavener Unternehmen genießt in Branchenkreisen auch international einen guten Ruf im Neu- und Umbau, bei Reparaturen sowie im Rohr- und Maschinenbau. Großes Renommee erwarb das Familienunternehmen unter anderem mit dem Neubau des Spezialtransporters „Kugelbake“ sowie der Bark „Alexander von Humboldt II“.

Die Rönner-Gruppe hat nach eigenen Angaben 20 Betriebs- und Produktionsstätten in den Bereichen Schiffbau, Stahlbau, Dienstleistung und Handel. Dazu gehören unter anderem die Unterweser Stahl- und Maschinenbau GmbH und die Rosslauer Schiffswerft. Die Gruppe hat insgesamt etwa 1000 Mitarbeiter.

Alleiniger Gesellschafter von drei Werftbetrieben

Was den Hauptstandort Bremerhaven angeht, gab es für die Rönner-Gruppe besonders als Werftenbetreiber in diesem Sommer umfangreiche Veränderungen: Die Bremerhavener Petram-Familie hatte nach mehr als 30 Jahren ihre Werftanteile an die Rönner-­Gruppe verkauft. Damit war Rönner alleiniger Gesellschafter von gleich drei Werftbetrieben in der Seestadt mit etwa 400 Beschäftigten. Durch die Übernahme ist die Rönner-Gruppe seitdem Gesellschafter der Werftbetriebe German Dry Docks, German Ship Repair und der Bredo Dry Docks.

Mit in die Schlagzeilen kam in diesem Sommer unfreiwillig die Bredo-Werft, weil dort im Trockendock über drei Jahre die „Gorch Fock“ gelegen hatte. Die Werft war bei der Sanierung des deutschen Marineschulschiffs als Subunternehmer für die inzwischen insolvente Elsflether Werft tätig. Ende Juni wurde der sanierte Rumpf des Schulschiffes nach langem Hin und Her zwischen der Bredo-Werft und der Marine zu Wasser gelassen. Welchen Arbeitsanteil Rönner am Ägypten-Auftrag haben könnte, ist bislang nicht bekannt. Bei den algerischen Fregatten hatte TKMS den Rumpfbau extern vergeben.

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