Am Mittwoch soll es der fünfzehnte Streiktag bei Nordsee gewesen sein. So zählt es die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Im Moment ist kein Ende in Sicht beim seit der vergangenen Woche laufenden Dauerstreik der Mitarbeiter der Zentrale in Bremerhaven. Die NGG und das Unternehmen beharren auf ihren Positionen.
Vor allem gibt es zwischen den Parteien eine Auseinandersetzung zum Sozialtarifvertrag für die Belegschaft der Hauptverwaltung. Die NGG hält Verhandlungen dazu für notwendig angesichts eines möglichen Umzugs von Nordsee. Die Geschäftsführung spricht sich derweil gegen solche Gespräche aus, weil noch keine Entscheidung zum Standort gefallen sei. Nordsee plädiert für gemeinsame Gespräche mit der NGG. Die Gewerkschaft lehnt dieses Angebot jedoch ab.
Nordsee wiederum schlug nun eine Einladung der NGG aus. Die hatte Mittwoch zu einer Podiumsdiskussion in Bremerhaven eingeladen – mit Vertretern der Gewerkschaft, dem Betriebsratsvorsitzenden von Nordsee, Eckard Tants, und Politikern aus Bremerhaven. Die Bremer Bundestagsabgeordnete Doris Achelwilm (Linke) kam ebenfalls. Es sei bei der Veranstaltung auch darum gegangen, welche Instrumente es für Gewerkschaften eigentlich in diesen Zeiten gebe, sagte Gewerkschaftssekretär Moritz Steinberger im Anschluss an die Diskussion: „Wir leben in einer veränderten Arbeitswelt.“ Über das Handwerkszeug für Gewerkschaften müsse nachgedacht werden.
Derzeit beteilige Nordsee die Mitarbeiter nicht wirklich am Prozess, eine Entscheidung zum Standort zu treffen, sagt Steinberger: „Es findet kein Dialog statt.“ Der Gewerkschaftssekretär ist überzeugt, dass Nordsee nach Hamburg ziehen wird. Er kritisiert: „120 Mitarbeiter hängen seit einem Jahr in der Luft.“
Taschenspielertricks
Streit zwischen der Gewerkschaft und Nordsee hatte es bereits vor zwei Jahren gegeben. Kurz vor den Betriebsratswahlen beförderte Nordsee mehr als 200 Mitarbeiter – unter ihnen die Hälfte des späteren Betriebsrats. Das Unternehmen wollte deshalb elf der dreizehn Betriebsratswahlen an verschiedenen Standorten für unwirksam erklären, scheiterte aber vor mehreren Arbeitsgerichten. Die Gewerkschaft warf dem Unternehmen damals Taschenspielertricks vor. Die Auseinandersetzung habe aber nichts mit der heute zu tun, so Moritz Steinberger: „Gewerkschaften sind nicht nachtragend.“
Am Freitagvormittag ist eine nächste Kundgebung vor der Zentrale in Bremerhaven geplant. Wie und ob es dann mit dem Streik weitergeht? „Das werden die Mitglieder beschließen“, sagt Steinberger. Pläne der NGG gibt es bereits.