Wie viel Geld will Bremen für sein Parkhaus Mitte haben, und mit welchem Verfahren soll es verkauft werden? Das sind drängende Fragen, seitdem der Unternehmer Kurt Zech im Juni seine Umbaupläne für die Innenstadt publik gemacht hat. Zech hatte zuletzt am Dienstag beim Bremer Unternehmergespräch im Rathaus zur Eile gemahnt. Er warte seit Langem auf eine Auskunft der Stadt zum Parkhaus, nach einem ersten Gespräch habe er in der Angelegenheit nichts mehr gehört. Zech: „Ein halbes Jahr zu überlegen, passt nicht in die heutige Zeit.“ Am Mittwoch hat die Baubehörde auf Anfrage mitgeteilt, wie der Stand ist. Demnach gibt es bis heute keinen Preis für das Parkhaus und auch noch keine Entscheidung, wie es vergeben wird. Für Zech ist die Immobilie von großer Bedeutung. Bekommt er sie nicht oder nicht rechtzeitig, sind seine Pläne für eine City-Galerie hinfällig.
Behörde pocht auf Sorgfalt
„Der Wert des Parkhauses wird zurzeit von einem unabhängigen Gutachterausschuss ermittelt“, erklärte Jens Tittmann, Sprecher von Bausenator Joachim Lohse (Grüne). In die Angelegenheit involviert sind zwar auch die Ressorts Wirtschaft und Finanzen, Lohse hat aber die Federführung. Sein Sprecher betonte, wie kompliziert die Preisfindung sei. „Da spielt vieles mit rein“, so Tittmann. Sorgfalt sei das oberste Gebot, weil die Stadt sich sonst angreifbar mache.
Zu tun hat das mit der zweiten Frage, die beim Verkauf des Parkhauses noch offen ist. Sollte sich der Senat für eine Direktvergabe an Zech entschließen, müsse der Preis penibel genau entwickelt werden, erklärte Tittmann. „Sonst drohen Klagen.“ Die andere Option sei, das Parkhaus europaweit auszuschreiben. „Dann wissen wir aber nicht, wer es bekommt.“ Der Bremer Senat hatte sich früh hinter die Pläne von Zech gestellt und Unterstützung zugesagt. Wahrscheinlich ist deshalb, dass das Parkhaus direkt an den Unternehmer vergeben wird. Zech hatte angekündigt, dass er sich auch an einer Ausschreibung beteiligen würde.
Das Parkhaus Mitte ist zentraler Baustein der geplanten City-Galerie. Es soll abgerissen werden, um auf der Fläche kleinteiligen Einzelhandel zu etablieren. Mit im Spiel sind die Immobilien von Karstadt und Kaufhof, möglicherweise auch das Haus von C&A und ein Gebäude, das am Ausgang der Lloyd-Passage an der Sögestraße liegt. Die Karstadt-Immobilie gehört Zech bereits, sie soll grundlegend verändert werden. Geplant ist unter anderem eine neue Passage, die dort ihren Anfang nehmen soll, wo Karstadt an der Obernstraße zurzeit noch einen Anbau nutzt. Das Gebäude steht anders als der eigentliche Karstadtbau nicht unter Denkmalschutz und kann abgerissen werden.
Keine konkreten Verhandlungen zum Kaufhof
Unklar ist noch, wie es sich mit dem Kaufhof verhält. Zech hatte im Juni erklärt, dass er positive Signale empfangen habe: „Die Eigentümer der Immobilie, mit denen wir uns eng abgestimmt haben, teilen unsere Überzeugung. Die Gespräche mit dem Mieter Kaufhof müssen aber noch geführt werden“, so der Unternehmer. Eigentümer ist das Immobilienunternehmen DIC Asset AG in Frankfurt. Auf eine aktuelle Anfrage des WESER-KURIER stellt DIC die Situation anders dar, als Zech es getan hat: „Es gibt derzeit keine konkreten Verhandlungen zum Kaufhof in Bremen“, teilte eine Sprecherin mit, „grundsätzlich stehen wir Gesprächen rund um eine mögliche Neu- und Weiterentwicklung der Innenstadt zu gegebener Zeit aufgeschlossen gegenüber.“
Die geplante City-Galerie ist eines von diversen Großprojekten, die in der Bremer Innenstadt gerade angeschoben werden. Dazu gehören die neuen Entwicklungen im Lloydhof und im Bremer Carree, beides Wohn- und Geschäftskomplexe, die am Ansgarikirchhof liegen. Außerdem die Pläne für das Sparkassen-Areal am Brill, das an Investoren aus Israel verkauft worden ist. Und die Vorhaben von Christian Jacobs in der Obern- und der Langenstraße sowie am Weserufer in der Neustadt, wo Mondelez das Feld räumt. Jacobs ist Spross der Kaffeedynastie.

„Wir krempeln die Innenstadt um“, Unternehmer Johann Christian Jacobs.
Der Geschäftsmann saß mit Zech beim Bremer Unternehmergespräch auf dem Podium. Beide forderten von der Politik, bei der Entwicklung der Innenstadt klare Ziele zu setzen. Sie regten einen Runden Tisch an, an dem sich die Investoren mit der Stadt austauschen und Aufgaben abarbeiten könnten. Benötigt werde ein Masterplan, ein Gesamtkonzept. Jacobs: „Wir krempeln die Innenstadt um, da hilft es, wenn man eine Vision hat.“ Gleichzeitig, betonte Zech, müssten die verschiedenen Projekte aufeinander abgestimmt werden: „Wir können nicht die gesamte Innenstadt zu einer Baustelle machen, sonst sind die ansässigen Einzelhändler danach pleite.“
Dem Vorhaben einen Rahmen geben
Die Diskussion, auf welche Weise die Stadt den Vorhaben in der City einen Rahmen geben kann, schwelt schon länger. Dem Vernehmen nach wird daran gearbeitet, eine Art Task Force einzurichten, die mit Spitzenleuten aus den verschiedenen Senatsressorts besetzt ist. Im Rathaus treffen sich bereits regelmäßig Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) und die Senatoren für Finanzen, für Bau und für Wirtschaft, um politisch zu koordinieren, was gerade in der Innenstadt passiert.
Die CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft fordert für die City eine Entwicklungsgesellschaft. Sie hat einen Antrag für das Parlament vorbereitet. Die Gesellschaft müsse bereits im ersten Quartal des neuen Jahres gegründet werden und solle im engen Kontakt mit den Investoren zur Beschleunigung des Planungsverfahrens beitragen, heißt es in dem Papier.