Die Fischstäbchen haben auf ihrer Produktionsstraße schon einige Meter hinter sich. Gleich nach der Kurve geht es mit Schwung aufs Rütteldeck. Die Mitarbeiterinnen sortieren die vibrierenden Fischstäbchen und bringen sie in die richtige Position – wobei Fisch eigentlich gar nicht stimmt. In diesem Fall steckt in der Panade nämlich Gemüse.
Bisher musste Frosta seine Fischstäbchenalternative über eine andere Marke verkaufen. Denn komplett ohne Hilfsmittel kam die noch nicht aus, was gegen die eigenen Spielregeln verstieß: Frostas Reinheitsgebot. Jetzt ist nach fast drei Jahren Entwicklungszeit ein Produkt ohne Aromen und Zusatzstoffe da – und soll in Deutschland einzigartig sein.

Der Firmenchef von Frosta Felix Ahlers.
Seit dieser Woche wird die neue Alternative in Bremerhaven hergestellt und kommt im März in den Handel. Die veganen Fischstäbchen schmecken knusprig. Die Konsistenz kommt ans Original heran. Burger und Schlemmerfilets auf Gemüsebasis sind ebenfalls geplant.
Die Alternativen sind gefragt. So ist mittlerweile mehr als jedes zweite Produkt des Tiefkühlkostherstellers vegan oder vegetarisch. Dem Unternehmen geht es beim Ausbau dieses Segments nach eigenen Angaben auch ums Klima. Die Alternativen seien umweltfreundlicher als die Originale. Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden Felix Ahlers sollen die Ersatzprodukte für Fisch und Fleisch auch für die Gesundheit der Käufer etwas „Besseres“ sein. Die Konkurrenten arbeiteten bei ihren Alternativen jedoch oft mit „erstaunlich viel Chemie“: „Das finden wir ziemlich absurd.“
Frosta möchte sich auch in der Produktion weiterentwickeln und hat sich Mitstreiter vor Ort gesucht, um in Zukunft klimaneutral produzieren zu können – und zwar direkte Wettbewerber. Gleich gegenüber des Standorts grüßt der Kapitän von Iglo herüber. Frozen Fish stellt hier Fischstäbchen her. Auch das Fischunternehmen Deutsche See gehört zur Runde. Der Zusammenschluss begann als Krisengipfel im vergangenen Jahr, als die Energieversorgung der Wirtschaft zunehmend Sorgen bereitete. Im März wollen die Firmen eine Absichtserklärung unterzeichnen.
Ganz konkret plant Frosta derzeit ein Windrad auf dem Gelände. Es soll noch in diesem Jahr aufgestellt werden. Zehn Prozent der am Standort benötigten Energie könne es dann liefern. Firmenchef Ahlers sieht in Bremerhaven einen Vorteil. Ob Frozen Fish oder Frosta: Alle nutzten Kühlhäuser. Die könnten eine Art Speicher sein. Wenn der Wind besonders stark wehe, könne die Temperatur dort bis an die Grenze gesenkt werden. Die Kälte lasse sich dann auf längere Zeit nutzen.
An vielen Orten in der Produktion dampft es – ob vor Hitze oder Kälte. Das zeigt bereits: Frosta braucht viel Energie. Das Unternehmen spürt die höheren Preise für Strom und Gas deutlich. So verteuerten sich auch die Produkte von Frosta bereits. Preiserhöhungen im laufenden Jahr erwartet der Vorstandschef derzeit nicht. Die Situation werde aber genau beobachtet.
Zur Belegschaft in Bremerhaven gehören knapp 700 Menschen. Eine von ihnen ist Fatima Oliveira, die seit mehr als 30 Jahren für Frosta tätig ist. In ihrem Arbeitsbereich liegt viel Duft in der Luft. Die Mitarbeiterin stellt mit ihren Kolleginnen die Gewürzmischungen für die Soßen her. Cayennepfeffer, Salz, Zucker und Ingwer landen per Schaufel in kleinen Tütchen.
Werksleiter Frank Hoogestraat ist genauso lange wie seine Kollegin im Unternehmen. Ein Großteil der Mitarbeiter, erzählt er, sei seit mehr als 25 Jahren hier beschäftigt. Entweder verabschiede sich ein neuer Mitarbeiter rasch wieder – oder er bleibe für immer.
Die von Oliveira portionierten Gewürzmischungen geben später Thai-Hähnchen mit Bandnudeln Geschmack. Auf der Produktionsstraße für die Pasta wird aus Teig schnell Tiefkühlware. Aus dem Teigteppich werden zunächst Bandnudeln geschnitten, die auf wenigen Metern Strecke gekocht, gekühlt, getrocknet und gefroren werden – fertig für die Tüte.