Meer oder Berge? In vielen Haushalten Deutschlands ist das die entscheidende Frage für einen Urlaub, danach geht es meist um das Wetter – und ob sich die Reise bezahlen lässt. Deutschlands oberste Statistiker liefern da einige Anhaltspunkte, wo es in Europa besonders viel kostet und wo es sich deutlich billiger als auf dem heimischen Balkon oder der Terrasse entspannen lässt. Sehr vereinfacht ist es in Süd- und Osteuropa günstiger, im Norden teurer und am teuersten mittendrin. Das Statistische Bundesamt hat sich die Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke, Unterkünfte, Energie und Transport in europäischen Ländern und ausgewählten anderen Staaten angesehen. Erfasst sind die Lebenshaltungskosten an sich, im Urlaub dürften Ausgaben für Schuhe und Bekleidung aber nicht so wichtig sein wie zum Beispiel für Getränke und Hotels. Die Zahlen stammen aus dem März.
Wer rein nach den Kosten entscheidet, sollte die Schweiz meiden. Wie in den vergangenen Jahren ist das Land das teuerste für einen Urlaub in Europa. Die Lebenshaltungskosten liegen 58 Prozent über denen in Deutschland. Für Unterkünfte müssen Urlauber 52 Prozent mehr zahlen, ein Glas Wein oder Bier auf der Terrasse mit Alpenpanorama kostet im Schnitt 77 Prozent mehr als in Deutschland. Selbstversorger, die sich nicht nur von Obst und Gemüse ernähren wollen, müssen rund 46 Prozent mehr zahlen.
Ebenfalls teuer: Dänemark. Deutschlands nördlicher Nachbar, beliebt wegen Stränden, Ferienhäusern und entspannter, familienfreundlicher Haltung hat Norwegen in den Top Drei der teuersten Länder abgelöst. Wer zwischen Ringkjöbing Fjord und Kopenhagen Urlaub verbringt, zahlt 31 Prozent mehr. Norwegen ist nur noch 14 Prozent teurer und liegt inzwischen sogar hinter Irland und Luxemburg.
Besonders günstig wird ein Urlaub den Statistikern zufolge in der Türkei. Hier sind die Ausgaben etwas mehr als halb so hoch wie in Deutschland. Essen, Unterkünfte, Gastronomie – alles deutlich billiger. Der Cocktail mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Mittelmeer kostet jedoch zweieinhalbmal so viel wie in Deutschland, zumindest wenn er Alkohol enthält. Besonders günstige Unterkünfte gibt es in Albanien, Nordmazedonien und Bulgarien (50 Prozent der deutschen Preise).
Auch in den Schweizer Alpen lässt sich eine private Unterkunft mit Küche für 50 Euro pro Tag finden oder in der Türkei ein Luxusressort für 270 Euro am Tag, aber das sind meist Ausnahmen. Frankreich übrigens ist ungefähr genauso teuer wie Deutschland. Spanien, Lieblingsreiseland der Deutschen, ist 15 Prozent billiger.
Der Big-Mac-Index als verlässlicher Indikator
Weil Statistiker immer Durchschnittswerte erfassen und sich niemand wie der Durchschnitt verhält, kann ein anderer Wert Anhaltspunkte geben, wie teuer der Urlaub werden könnte: der Big-Mac-Index. Seit den 60er-Jahren erhebt das britische Magazin „Economist“ die Preise des Burgers weltweit. Das Produkt ist weitgehend einheitlich weltweit und somit besser vergleichbar als zum Beispiel dänisches Roggenvollkornbrot mit türkischem Weizenfladenbrot. Die Preise zeigen an, welche Länder günstig, welche teuer sind. Das Magazin erfasst die Daten zweimal im Jahr. Teuerstes Land war zuletzt die Schweiz, wo der Big-Mac 34,3 Prozent mehr kostet als in der Euro-Zone, gefolgt von Argentinien, Uruguay und Norwegen. Sonst ist er überall billiger.
Burger-Fans sollten danach über einen Urlaub in Taiwan nachdenken: Dort kostet die Bulette im Brötchen 60 Prozent weniger. Auch Indonesien, Indien und Japan sind günstige Burger-Länder. Möglicherweise werden allerdings die geringeren Essensausgaben durch die deutlich teurere Anreise ausgeglichen. Und Unterkünfte in Japan gehören auch nicht zu den weltweiten Schnäppchen.
In Europa sind Big Macs in Rumänien am günstigsten (42 Prozent billiger). Einen Nachteil hat der Index allerdings: Er fasst alle Länder mit Euro zusammen – Preisunterschiede zwischen Portugal und Estland, Finnland und Malta sind deshalb nicht erfasst. Vielleicht ist das auch egal. Erholung und Wohlfühlen sind im Urlaub schließlich wichtiger als Burger.