Der neu gegründete Förderverein Kinderzentrum Bremen soll dem Sozialpädiatrischen Institut, früher Kinderzentrum Bremen, finanziell unter die Arme greifen. Das betrifft die Einrichtung und Therapiemittel des Instituts. Therapien selbst müssen immer noch von den Krankenkassen bezahlt werden. Spenden für den Verein sollen unter anderem am 23. Februar um 18 Uhr bei einem Chorkonzert in der Liebfrauenkirche gesammelt werden.
Hulsberg·Altstadt. Im Sommer wird das Sozialpädiatrische Institut am Klinikum Bremen-Mitte, früher "Kinderzentrum Bremen" genannt, 35 Jahre alt. Es war deutschlandweit eines der zehn ersten Zentren dieser Art. Am Institut arbeiten Therapeuten und Ärzte aus neun verschiedenen Disziplinen zusammen, um Entwicklungsstörungen bei Kindern frühzeitig zu erkennen, ihre Ursachen herauszufinden und in individuellen Therapien zu beheben.
Finanziert wird die Arbeit im Institut zu 85 Prozent von den Krankenkassen und zu 15 Prozent von der Sozialbehörde. "Wir dürfen keinen Gewinn machen, sollen aber möglichst auch keinen Verlust machen", sagt der Kinder- und Jugendarzt Burkhard Mehl, der Direktor des Sozialpädiatrischen Instituts. In den vergangenen 30 Jahren sei das immer gelungen, "aber es wird schwieriger".
Wegen fehlender Mittel sind die Räume im Institut größtenteils noch mit den Gegenständen und Möbeln von vor 35 Jahren eingerichtet. Die Mitarbeiter störe es nicht, wenn sie ihre Akten in 35 Jahre alte Schränke einsortieren, aber für die Therapien der Kinder sei die alte Einrichtung der Therapieräume nicht förderlich, so Burkhard Mehl. Um neue Therapiemittel anschaffen zu können, hatte er die Idee, einen Förderverein zu gründen. Im Mai 2012 war die Gründungsversammlung. Der "Förderverein Kinderzentrum Bremen" ist mittlerweile ins Vereinsregister eingetragen. Den Vorsitz hat die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Margitta Schmidtke übernommen. Zum Vorstand gehören weiterhin der Kinderarzt Stephan Schlenker und der Bürgerschaftsabgeordnete Arno Gottschalk (SPD). Sowohl Schmidtke als auch Gottschalk betonen, dass der Verein kein politisches Gremium sei, und erst recht keine Institution der SPD. Margitta Schmidtke musste die Angebote des Sozialpädiatrischen Instituts mit ihren Kindern selbst in Anspruch nehmen und kennt die Arbeit der Einrichtung aus ihrem Privatleben. Im Verein engagieren sich neben Politikern aller Bürgerschaftsfraktionen auch Eltern und Ärzte.
Aktuell hat der Verein 35 Mitglieder. Die Mitgliedschaft kostet mindestens zwölf Euro im Jahr. Die Summe sei so gewählt, dass sich auch Menschen mit geringem Einkommen eine Mitgliedschaft leisten können, sagt Margitta Schmidtke. Für besser Verdienende gibt es in Sachen Mitgliedsbeitrag nach oben keine Grenzen.
Der Förderverein soll zwei Aufgaben erfüllen: Natürlich sollen Spenden für die Therapieräume des Instituts gesammelt werden. Darüber hinaus soll er aber auch Öffentlichkeitsarbeit leisten und Vorbehalte gegenüber Behinderten in der Bevölkerung abbauen. Dafür müssen behinderte oder entwicklungsgestörte Kinder eine Teilhabe an der Gesellschaft und beispielsweise Freizeitmöglichkeiten wie andere Kinder auch bekommen können. Der Förderverein soll ihnen eine Stimme nach außen geben. "Wir bezahlen keine Therapien", stellt Margitta Schmidtke klar. Das soll nach wie vor Aufgabe der Krankenkasse bleiben. So ist es in der Satzung festgelegt.
Zum ersten Mal öffentlich tritt der Verein am Sonnabend, 23. Februar, in Erscheinung. Vereinsmitglied Elombo Bolayela hat für diesen Abend ab 18 Uhr ein Chorkonzert in der Kirche Unser Lieben Frauen in der Altstadt organisiert. Er hat den Martus Chor der deutsch-koreanischen Kirchengemeinde, den Gospelchor Good News der Pfingstgemeinde und das Schulorchester der Grundschule Auf den Heuen in Gröpelingen angesprochen. Alle drei haben sich bereit erklärt, am 23. Februar beim Konzert "Chöre singen für Kinder mit Behinderung" aufzutreten. Sie verzichten auf ihre Gage und bitten stattdessen um Spenden für den Förderverein.
Dass die Arbeit des Sozialpädiatrischen Instituts nötig ist, zeigen die Zahlen: Insgesamt rund 2500 Kinder werden jährlich im Institut betreut. Damit stößt es an seine Kapazitätsgrenzen. "Wir werden überlaufen", sagt Burkhard Mehl. Die Kinder kommen je etwa zur Hälfte aus Bremen und dem niedersächsischen Umland. Aktuell gebe es für Kinder, die zum ersten Mal an das Institut überwiesen werden, eine Wartezeit von bis zu sechs Monaten. Vergrößern kann sich die Einrichtung, die seit fünfeinhalb Jahren in der Karl-Friedrich-Straße 55 untergebracht ist, nicht. Dafür fehlt das Geld.
Spenden an den Förderverein Kinderzentrum Bremen sind an das Konto 106326000, Bankleitzahl 29190330 bei der Volksbank Bremen-Nord möglich. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft hat, kann sich auch per E-Mail an die Adresse
spz@klinikum-bremen-mitte.de an das Sekretariat des Instituts wenden.